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Bad Kissingen
Panikartig entspannt bei Rolf Miller in Bad Kissingen
Rolf Miller ist ein Meister der Halbsätze: Trump, Erdogan, Blatter, Hoeneß und andere bekommen im Bad Kissinger Kurtheater ihr Fett weg.
Spitzfindiger Wortverdreher und Meister des Halbsatzes ist Rolf Miller. Auch Selfies und Autogramme müssen sein. Foto: Werner Vogel       -  Spitzfindiger Wortverdreher und Meister des Halbsatzes ist Rolf Miller. Auch Selfies und Autogramme müssen sein. Foto: Werner Vogel
| Spitzfindiger Wortverdreher und Meister des Halbsatzes ist Rolf Miller. Auch Selfies und Autogramme müssen sein. Foto: Werner Vogel
Werner Vogel
 |  aktualisiert: 19.08.2022 19:00 Uhr
Solokabarettist Rolf Miller erklärt im Kurtheater, wie schön die Welt sein könnte, wenn .... Es sind nur halbe Sätze, mit denen er die Zuschauer auf falsche Fährten führt, um ihnen - nach einer Kunstpause zum Mitdenken - mit einer Geste oder einem einzigen Wort verblüffende Erkenntnisse zu offenbaren.

Mit Andeutungen und Satzfragmenten nimmt er die Zuschauer gefangen, zwingt sie mitzudenken, und sie lassen sich willig in seine Welt führen, sind bereit, im Kopf die Sätze zu vollenden, die er abrupt enden lässt.
Der Meister der Halbsätze sieht die Welt, so wie wir sie gerne hätten, hält einen heiter verzerrten Spiegel vor die Dinge des Alltags. Die Andeutungen sind es, die den Zuschauer permanent zum Mitdenken anregen, sein Witz lebt von dem, was gar nicht gesagt wird. Hundert köstliche Minuten lang bleiben die Mundwinkel - anspruchsvoll unterhalten - oben.


Meister der Halbsätze

Die Bühne ist leer, die Scheinwerfer beleuchten den Vorhang - der Flicken darin ist nicht zu übersehen - der die Szenerie begrenzt. Nur ein nostalgischer Stuhl aus dem Regentenbau der 80er Jahre mit einem Mikrofon darauf ist zu sehen. Alltag soll das vermitteln, wie im richtigen Leben halt. So will er sein, so kommt er auf die Bühne: Jeans, T-Shirt und als einziges Requisit ein Mineralwasser, 0,75 Liter, in der Plastikflasche. Einer von uns halt.
Blick in die Runde: alles normal im Kurtheater, die Reihen gefüllt, das Publikum erwartungsvoll. Los geht's. Anlaufzeit braucht er nicht. "Trump ...", beginnt er. Pause, lange Pause, dann schüttelt er den Kopf: "Wasser wird nie so heiß ...", eine vielsagende Geste dazu. Pause. "Ich hab' schon im Sommer zu Achim gesagt: Wenn der die Wahl gewinnt ..., dann wird er auch Präsident!" Lachsalven signalisieren: Er kommt an. Trump ist natürlich ein Glücksfall für Kabarettisten. Er bleibt noch eine Weile bei Achim, seinem Kumpel, mit dem er Zwiesprache hält, und der so trefflich die Volksmeinung wiedergibt.


Achim, Jürgen und Barbara

Und er bleibt noch bei Trump. Der Achim sagt: ... "na ja, ...so ein bisschen Diktatur ...", um dann wieder eine Lachsalve zu provozieren: ... "warum sagt dem keiner, dass er die Perücke falsch herum ..." Rolf Miller ist ein wahrer Meister der Halbsätze und ein virtuoser Wortverdreher. Sein Programm "Alles andere ist primär" ist eine höchst vergnügliche Auseinandersetzung zwischen dem, was "die da oben" so machen, und was der Stammtisch dazu sagt. Volksmeinung, das sind die Freunde Achim und Jürgen mit Schwester Barbara, die gern "der Apparat" genannt wird.


Drei Fäuste für ein Kino

Nicht alle Wortschöpfungen im Programm sind exklusiv. "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" hat schon in vorangegangenen Programmen ebenso für Erheiterung gesorgt, wie die Feststellung, dass die Welt "Wenn nicht wann, dann jetzt" zur Zeit "panikartig entspannt" ist. "Ist irgendwas in Ordnung?", fragt er vieldeutig und nimmt sich das Fußballgeschäft vor. Die Reise geht über Sepp Blatter zu Uli Hoeneß und Arjen Robbens Fallsucht, der fällt, wenn er irgendwo eine Wiese sieht und schon aufrecht als Schwalbe läuft. Thomas Müller sieht er im Strafraum als Eichhörnchen, das umherirrt und Nüsse sucht, ... "dabei müsste er - und gibt mit der Hand die Richtung vor - nur geradeaus wie auf dem Laufband ..." Beifälliges Kopfnicken im Publikum, wenn er feststellt, dass Kommentator Bela Rethy offenbar immer ein anderes Spiel sieht als er, Achim und Jürgen. Sie schwärmen für die 1980er Jahre, mit den tollen Filmen wie "Drei Fäuste für ein Kino", mit Bud Spencer, dem größten Boxer aller Zeiten. Dabei ... "ist der gar kein Ami, sondern Schauspieler".


Freilandhühner für Käfighaltung

Die Auseinandersetzung der Religionen hingegen durchschauen Miller und seine Kumpels nicht, bringen die Begriffe Sunniten, Schiiten und Stalaktiten irgendwie durcheinander. Und schon landet Miller bei Erdogan, für den in Köln seine Anhänger auf die Straße gehen. "Da demonstrieren Freilandhühner für Käfighaltung. Und so endet der Abend, wie er beginnt: Mit Lachsalven, denn alles andere ist primär. Drei Zugaben fordern die trampelnden Zuschauer.
 
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