Sechs Jahre ist es her, als 2. Bürgermeister Anton Schick (DBK) das Palais Erthal von der Stadt Bad Kissingen kaufte. Seitdem ist wenig geschehen - zum Unmut vieler Kissinger. Gab es doch hehre Versprechungen, ein Kaffeehaus im Wiener Stil zu errichten. Jetzt ist Bewegung in die Sache gekommen. Das Erthalsche Lustschlösschen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist eingerüstet. Legt Anton Schick nun los? Die Redaktion hat nachgefragt.
Palais Erthal: Größere Arbeiten stehen an
Der Eigentümer sagt: "Ja, die Arbeiten haben begonnen, erst wird das Gerüst gebaut, dann folgt die Dacherneuerung." Hier geht es zuerst den Ziegeln an den Kragen. Der Dachdecker rückt in dieser Woche an. Mit den Ziegeln allein ist es jedoch nicht getan. Der Bauherr sammelte in den vergangenen Monaten massig alte Postkarten und Fotos des Palais Erthal. Dabei fiel ihm auf: Die vier Dachgauben waren nicht immer gleich groß. Die beiden mittleren waren größer. Auf der Rückseite des Gebäudes ist das heute noch zu sehen.
Der Bauherr lässt in seine Pläne blicken: "Das machen wir wieder so. Ich möchte an die große Badezeit Bad Kissingens anknüpfen." Ein weiterer Vorteil: Dadurch stellt er den zweiten Rettungsweg für die Feuerwehr sicher.
Neues Raumkonzept
Sobald die Arbeiten am Dach vollendet sind, kommt die Fassade an die Reihe. Parallel dazu laufen bereits Arbeiten im Inneren. Hier steht Anton Schick vor großen Herausforderungen: "Letztlich wird die gesamte technische Infrastruktur zu erneuern sein", meint er. Wandel gibt es auch bei der Raumstruktur.
Im Erdgeschoss soll der Kaffeebereich mit Gastraum und Küche angesiedelt sein. In den sich nach hinten angliedernden Außenbereich fügt sich ein Wintergarten an das ehemalige Lustschlösschen an. "Zusammen mit dem Wintergarten haben wir etwa 55 Plätze im Innenbereich, die wetterunabhängig bewirtet werden können." Der Außenbereich wird terrassiert angelegt und bekommt einen zusätzlichen Eingang über die Kapellenstraße. Hier sollen weitere 50 Sitzplätze im Grünen entstehen.
Obergeschoss des Palais Erthal: Saal für geschlossene Gesellschaft
Ins Obergeschoss - das sowohl über eine Treppe als auch einen Aufzug erschlossen wird - kommen die Toiletten. Außerdem gibt es einen kleinen Saal. "Möglich ist es, den Raum für Tagungen, Familienfeiern oder Seminare zu nutzen." Bis zu 30 Menschen finden dort - räumlich getrennt vom Kaffeebetrieb - Platz.
Für die verschiedenen Gewerke hat Schick "leistungsfähige, regionale Handwerksbetriebe " auf den Plan gerufen. "Im wesentlichen stammen sie aus der Stadt und dem Landkreis", sagt der er.
Eine Prognose, wann das Palais fertig sein soll, hat Anton Schick bereits abgegeben: "Wir wollen im Spätherbst, spätestens zum Winterbeginn fertig sein." Ein Leerstand soll dann nicht folgen: "Die Betreiberfrage ist gesichert - mehr möchte ich dazu derzeit nicht sagen. Genutzt werden soll das Gebäude - wie immer zugesagt - als Kaffeehaus im Wiener Stil", erklärt der Bauherr sein Konzept.
Kosten für Bauarbeiten gestiegen
Den Aufwand, das Palais wieder zu altem Glanz zurückzuführen, bezifferte Schick 2015 mit etwa einer halben Million Euro. Mittlerweile meint er: "Die seinerzeit genannte Investitionssumme ist sicher eher die Untergrenze." Er rechnet mittlerweile mit einer höheren Summe: "Nach derzeitigem Stand muss man mit Mehrkosten deutlich über zehn Prozent rechnen." Als Grund für die gestiegenen Kosten führt er unter anderem die Preissteigerungen bei Baumaterialien an.
Anton Schick: "Wenn der Anfang gemacht ist, wird es jetzt auch durchgezogen."
Doch die waren nicht der Grund für den jahrelangen Stillstand. Der Beginn der Arbeiten verzögerte sich mehrfach. Von 2015 bis heute finden sich einige Artikel dieser Redaktion zum baldigen Baubeginn. "Die Gründe sind naturgemäß vielschichtig", sagt Anton Schick . Er präzisiert: "Im Wesentlichen mangelte es an der Zeit. Aber wenn der Anfang gemacht ist, wird es jetzt auch durchgezogen."
Das kommt bei dem Bad Kissinger Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) an: "Ich kann mich noch gut erinnern, als in dem charmanten Gebäude exzellente Kuchen verkauft wurden. Das Palais Erthal war dann leider immer wieder Gegenstand der städtischen Diskussion. Nun geht es endlich voran. Ich bin gespannt, wie das Gebäude nach der Sanierung aussieht - und welche Köstlichkeiten serviert werden."
Landratsamt prüfte den Kauf
Der Kauf des Gebäudes schlug damals Wellen in der Stadt. Anton Schick hatte 2015 zwei Gebote abgegeben. Ein niedrigeres, welches damit verbunden war, das Gebäude für zehn Jahre gastronomisch zu nutzen. Ein Aussitzen der Auflage um dann die Nutzung zu ändern, ist vertraglich nicht möglich.
Beim höheren Gebot gab es die Auflage einer gastronomischen Nutzung nicht. Die Mitglieder des Finanzausschusses sprachen sich damals mit großer Mehrheit für das niedrigere Angebot aus. Eine offizielle Angabe zur Höhe desselben gab es nicht. Es lag aber nach Informationen aus dem Stadtrat knapp unter 100 000 Euro (wir berichteten).
Wegen der Entscheidung für das niedrigere Angebot - und möglicherweise auch, weil es sich um den 2. Bürgermeister handelte, der ein Gebäude von der Stadt kaufte - legte die Stadt die Sache der Rechtsaufsicht im Landratsamt vor. Einwände gab es keine. Die Behörde bestätigte der Stadt, dass sie wegen des Nutzungswunsches das geringere Gebot annehmen dürfe.
Dann darf man so ein Gebäude meiner Meinung nach nicht kaufen wenn es eine (zeitliche) Überforderung bedeutet. Mitleid mit nun höheren Kosten braucht man nicht haben, letztlich hätte bereits vor sechs Jahren die Sanierung angegangen werden können; zu wesentlich niedrigeren Kosten und bestenfalls verbunden mit regelmäßigen Einnahmen seit fünf/sechs Jahren.
"Was lange währt, wird endlich gut" kann man nun hoffen.
Man merkt, dass Sie aber überhaupt keine Ahnung von nichts haben. Kurz angemerkt: Es stand von Anfang an fest, dass Toni Schick sich einen Kaffeehaus-Traum erfüllen will. Man muss allerdings aber auch einen Investor für ein solches Kaffeehaus mit Stil erst einmal bekommen. Es gab, siehe Berichte, Betreiberwillige, die allerdings auch wieder absprangen. Solch Ding muss Weile haben. Wenn Sie "Keine (zeitliche) Überforderung haben, dann machen Sie es doch einfach besser oder erklären Toni Schick klar und deutlich , wie so etwas gemacht werden muss.