"Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr eine Trasse baut", "Der Rhöner Biosphäre kommt keine Trasse in die Quere" oder "Ob Saale oder Sinn, da kommt keine Trasse hin" skandierten die rund 200 Demonstranten am Montagabend vor dem Hotel "Ullrich" in Elfershausen . Anlässe waren das Dialog-Forum mit Vertretern von Behörden und Kommunen am Montag sowie das für alle offene Bürger-Forum am Dienstag, bei dem der Übertragungsnetzbetreiber Tennet seine Pläne für die P 43 erläuterte. Bürgermeister übergaben während der Demo rund 2500 Unterschriften gegen die Trasse.
Einer der Demonstranten war Christian Klein. Er wohnt mitten in Elfershausen und brachte seinen Sohn mit. Die Pläne , die bis zu 70 Meter hohen Masten entlang der A 7 aufzustellen, hätten ihn zwar nicht überrascht, trotzdem ist er wütend über das so genannte Bündelungsgebot: "Diejenigen, die ohnehin schon viel haben, bekommen noch mehr." Bei Elfershausen verläuft die A 7 direkt am Ort vorbei. Noch enger geht es im Landkreis Bad Kissingen eigentlich nur im Bad Brückenauer Stadtteil Römershag zu: Dort reichen Kernzonen und Bebauung jeweils bis an die Autobahn. Auch Erwin Miller aus Römershag hat befürchtet, dass die Trasse an die A 7 kommt und ist wütend über die Planung: "Es kann doch nicht sein, dass da einfach ein Strich durch die Landschaft gezogen wird und nach fünf Jahren baut man eine Trasse." Miller würde es nicht wundern, wenn die Leitung am Ende sogar übers Sportzentrum verläuft. Deshalb habe er die alten Transparente vom Protest gegen Südlink ins Auto gepackt und sei nach Elfershausen gefahren.
"Wir wollen keine Trasse durch die Rhön" lautet die klare Forderung von Markus Stockmann, Sprecher der Bürgerinitiative "Gegenstrom Elfershausen ". Der Netzausbau dürfe nicht auf dem Rücken des ländlichen Raumes stattfinden, vor allem der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger habe "den Schutz der Rhön verraten".
Auch Landrat Thomas Bold ( CSU ) kritisierte den Freie-Wähler-Politiker. "Das waren keine Verhandlungen, sondern eine Schande", kommentierte er das Gespräch der Wirtschaftsminister aus Bayern, Hessen und Thüringen mit Bundes-Wirtschaftsminister Altmaier, in der Alternativen wie die P 43 mod oder die P 44 ausgeschlossen und die P 43 durch Unterfranken beschlossen wurde. Bold taufte die Leitung deshalb auch "Aiwanger-Trasse" und forderte, dass der Strom von Dipperz nicht über Unterfranken , sondern direkt ins Rhein-Main-Gebiet geleitet wird.
Zur Demo kamen auch die meisten Bürgermeister aus dem westlichen Landkreis Bad Kissingen. Sie übergaben rund 2500 Unterschriften, die im Landkreis mittlerweile gegen die P 43 gesammelt wurden. Als "unvorstellbaren Eingriff in die Natur", bezeichnete Elfershausens Bürgermeister Johannes Krumm die geplante Freileitung. Reiner Morshäuser von der Bürgerinitiative Schondra prangerte an, dass die Netzbetreiber mehr am Bau von neuen Leitungen als an der Ertüchtigung bestehender Trassen verdienen würden. "Wir kämpfen weiter", rief Matthias Hauke, Zeitlofser Bürgermeister und Vorsitzender des Vereins Rhönlink, den jubelnden Demonstranten zu.
Zu Demo und Dialog-Forum war auch Nicole Brandler aus Hammelburg nach Elfershausen gekommen. Seit eineinhalb Jahren engagiert sich die 55-Jährige im Zusammenschluss "Widerstand Netzausbau Hammelburg". Rund 20 Mitstreiter hätten sich im Frühjahr 2020 zusammen getan. Damals wurde bekannt, dass ein Korridor knapp an Hammelburg vorbei geht. "Wir dürfen uns nicht zurücklehnen", ruft sie nach der Auswahl des Vorzugs-Korridors an der A 7 zur Wachsamkeit auf. Enttäuscht sei sie von Tennet : "Viel Neues haben wir nicht erfahren", fasst sie das Dialog-Forum zusammen.
"Richtige Antworten auf unsere Fragen haben wir nicht bekommen, da wird nur rumgeeiert", sagt auch Markus Stockmann. Vor allem die Begründung für den Korridor entlang der A 7 stehe noch aus. "Da fließen viele Faktoren ein", weicht Axel Puttkammer von Tennet auch auf Nachfrage der Redaktion aus. Puttkammer leitet das Projekt Planung und Genehmigung der Fulda-Main-Leitung, wie die P 43 bei Tennet offiziell heißt. Bei allen Trassen seien Flächen mit sehr hohem Raum-Widerstand und technische Konflikte gesammelt und gewichtet worden. Am Ende sei dann der Vorzugskorridor entlang der A 7 herausgekommen. Einzelne Faktoren und Begründungen könne auch er nicht nennen.
Puttkammer berichtete, dass über die geplante 380-Kilovolt-Leitung bis zu 3,5 Gigawatt Leistung fließen sollen, also das Zweieinhalbfache der Maximalleistung des früheren Kernkraftwerkes Grafenrheinfeld und mehr als die Leistung, die durch Südlink nach Bergrheinfeld fließt. Zum Thema Erdverkabelung sagte Puttkammer, dass bei Wechselstrom lediglich maximal sechs Kilometer am Stück unter der Erde verlegt werden können. Er habe sich auf der Pilot-Trasse von Dörpen zum Niederrhein den Wechsel zwischen Freileitung und Erdkabel bereits angesehen: Bis zu einem Hektar sei die technische Einrichtung dort an den Übergängen groß. Zudem widersprach der Projektleiter der Darstellung, dass die Leitung nicht gebraucht würde: Die bestehende Leitung von Dipperz nach Mecklar ist laut Puttkammer an 40 Tagen im Jahr überlastet.
Notwendig wäre auch, vor allem bei den derzeitigen Gewinnen der Netzbetreiber, eine Entschädigung (Durchleitungsgebühr) an die betroffenen Gebiete (prozentual an der durchgeleiteten Energiemenge). Am besten in einen regionalen Fond zur Förderung der erneuerbaren UND denzentralen Energiegewinnung. Dann bliebe auch eine Wertschöpfung für das flache Land!
So durchschaubar. Eigentlich kann man sich die Berichterstattung über solch rein egoistische Weltsichten komplett sparen.
Wenn man die Kabel über der A7 spannt, dann können die LKW gleich den "Saft" zapfen für die "Mobilitätswende"
wenn man die Kabel vergräbt...braucht es vielleicht kein Streusalz mehr im Winter..
Das ist doch eine WIN WIN Situation, oder?