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Eli, Campus und Leo: Warum die Spenderzahlen so niedrig sind
Die hiesigen Krankenhäuser betreuen jährlich keine bis wenige Organspenden. Warum sind das so wenige? Nachfrage in den Kliniken von Bad Kissingen, Bad Neustadt und Schweinfurt.
Ein Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen wird am Eingang eines OP-Saales vorbeigetragen.       -  Ein Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen wird am Eingang eines OP-Saales vorbeigetragen.
Foto: Soeren Stache/dpa | Ein Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen wird am Eingang eines OP-Saales vorbeigetragen.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 19.09.2024 02:39 Uhr

Seit über einem Monat gibt es das Online-Organspenderegister ( Hier geht es zum Portal ). Es soll Kliniken helfen, wenn es zur Frage über eine Organspende kommt. Doch bringt das wirklich etwas? Nachfrage bei den Kliniken vor Ort.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Im St. Elisabeth Krankenhaus gab es von 2021 bis 2023 keine Organspenden, im Campus Bad Neustadt drei und im Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt fünf. Etwas höher ist meist die Zahl der Kontakte zur Deutschen Stiftung Organspende (DSO), die aber aus verschiedenen Gründen nicht zu einer Spende führen.

Spenderzahlen zum Durchklicken

  • Organspende = tatsächlich vollzogene Spende von einem Patienten in diesem Krankenhaus
  • nicht realisiert = Kontakt zur DSO aufgenommen und Vorbereitungen getroffen, Spende aber aus verschiedenen Gründen nicht realisiert
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Kleinere Krankenhäuser haben nicht die geeigneten Patienten

Das Helios St. Elisabeth-Krankenhaus sieht Organspende zwar als wichtiges Thema an. Doch der Pressesprecher der Klinik, Markus Höppner, erklärt: „Schwere Hirnverletzungen treten meist bei einem Polytrauma in Folge von schweren Unfällen auf.“ Solche Patientinnen und Patienten würden oft in größere Krankenhäuser mit weitreichenderen Behandlungsmöglichkeiten und eine Neurochirurgie transportiert – wie in Meiningen oder Schweinfurt.

Anno Diegeler, Chefarzt der Kardiochirurgie im Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt, ergänzt die Aussagen der Kissinger Klink: „Der Klassiker für Organspenden sind schwere Unfälle und schwere Hirnblutungen. Von beiden haben wir hier nicht allzu viele.“

Leopoldina: Awareness für Organspende 

Neurologe und Intensivmediziner Klaus Dötter und Alexander Koch, Anästhesist sowie Intensivmediziner, sind die Transplantationsbeauftragten im Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt. Sie versuchen, eine gelebte Kultur in den Klinikalltag zu integrieren, damit das Personal die mögliche Organspende immer auf dem Schirm hat. Das zeigt sich auch in der Statistik: Zwar gab es 2023 keine Organspenden, dafür hatte das Krankenhaus 14 Fälle, in denen es die DSO wegen einer möglichen Spende kontaktierte.

Das zeige, dass das Klinikpersonal bei einem bevorstehenden Hirntod schnell reagiert und bereits Kontakt zur DSO aufnimmt, um erste Fragen zu klären, erklärt Koch. Weil das Leopoldina zur Kategorie B: „Krankenhaus mit Neurochirurgie“ gehört, gibt es diese Situation öfter als in Bad Kissingen oder Bad Neustadt.

Zustimmung zur Organspende fehlt oft

Deutschlandweit gab es vergangenes Jahr 3132 Kontakte zur DSO, daraus resultierten 933 Spenderinnen und Spender. Bei den Kontakten, die nicht zu einer Organspende führten, war etwa bei der Hälfte die Zustimmung zur Spende nicht gegeben. Auch sei der Grund oft gewesen, dass der Hirntod doch nicht eingetreten ist. „Manche sind wegen eines Herz-Kreislauf-Stilstands verstorben. Manchmal hat sich auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, weil es sich um eine unklare Todessache handelte“, berichtet Koch.

Auch im Helios gab es 2023 laut Höppner dreimal Kontakt zur DSO, aber: „Zwei Fälle entsprachen nicht den vorgeschriebenen Anforderungen. Im dritten Fall wurde ein Organspender mit Hirntoddiagnostik vorbereitet. Bedauerlicherweise verschlechterte sich der Zustand der Organe wenige Stunden vor der Entnahme, sodass diese nicht verwertbar waren.“

Angehörige wollen nichts falsch machen

Am meisten scheint jedoch nach übereinstimmenden Aussagen der Befragten folgendes oft der Fall zu sein: Eine Person steht dem möglichen Hirntod bevor – doch ein Organspendeausweis liegt entweder nicht vor oder keiner weiß, wo er sich befindet.  Also muss das Klinikpersonal die Angehörigen fragen, ob die voraussichtlich versterbende Person wohl mit einer Organspende einverstanden wäre.

Hier greifen zwei Probleme: „In unserer Gesellschaft ist es unangenehm, sich mit einer möglichen Organspende auseinanderzusetzen und mit Umstehenden darüber zu sprechen. So wissen Angehörige oft nicht Bescheid“, sagt Koch.

Wandel im Denken wichtig

Das zweite Problem: Wenn Angehörige dann in ihrer Situation des Schreckens und der Trauer entscheiden müssen, wissen viele nicht, was sie tun sollen und wollen nichts Falsches machen. Daher lehnen sie eine Spende ab. Viele würden für sich selbst zwar eine Spende entscheiden, aber bei Angehörigen sind sie da vorsichtiger.

"Nichts tun – also nicht zur Spende zuzustimmen – bedeutet aber auch ein Handeln. Eines, das dem potenziellen Organspender die Möglichkeit nimmt, etwas Gutes zu tun", sagt Dötter. 

Den Medizinern ist also wichtig, dass die Menschen entweder einen Organspendeausweis haben oder mit Angehörigen darüber sprechen, es müsse ein Wandel im Denken passieren. Koch und Dötter sprechen sich darüber hinaus für die Widerspruchslösung aus. Das Online-Spenderegister sei zwar eine gute Idee, aber bringe nicht viel, wenn sich wegen fehlender Auseinandersetzung mit dem Thema und fehlender Niedrigschwelligkeit bei der Eintragung nur diejenigen eintragen, die sowieso schon eine hohe intrinsische Motivation für die Organspende haben.

Eben diese hätten bereits einen Organspendeausweis. Dötter dazu: "Die Unentschlossenen oder Entscheidungsunwilligen, die man eigentlich mit einem breiteren, niedrigschwelligeren Angebot ansprechen möchte, wird man so nicht erreichen."

 

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