Sänger Ronan Keating, die Seemänner von Santiano, die 90er Super Show und die Cowboys von The BossHoss – für diese vier Open-Air-Konzerte vom 29. August bis 1. September 2024 wird gerade im Bad Kissinger Luitpoldpark eine riesige Bühne samt Kleinstadt organisiert. Philipp Tewes ist Technischer Leiter beim Veranstalter „depro“. Er kümmert sich um den Aufbau bis runter zum Kabelbinder. Und er sorgt für mehr Sicherheit nach dem Attentat von Solingen.
„Wir werden unsere Sicherheitsvorkehrungen verstärken“, sagt der 35-Jährige, während er in der Sonne schwitzt. Um ihn herum: Männer, die Kisten schleppen, die Sitze auf der Tribüne anbringen, die die Bühne aufbauen. „Wobei absolute Sicherheit immer eine Illusion sein wird.“
Das wird getan: „Wir haben mehr Sicherheitspersonal im Gelände, die Taschenkontrollen werden sehr sorgfältig sein.“ Doch dabei wird es nicht bleiben: „Es wird genaue Bodychecks geben“, sprich: Jeder Besucher, jede Besucherin wird gründlich abgetastet, damit niemand am Körper eine Waffe aufs Gelände schmuggeln kann.
„Da können wir tun – neben der Haltung, dass wir uns nicht einschüchtern lassen sollten“, sagt Philipp Tewes. Deshalb ist auch das komplette Gelände heuer abgeriegelt; auch an den Sichtschutzwänden wird es Kontrolleure geben. „Und natürlich stehen wir in engem Austausch mit den Behörden, von denen aktuell die Info kommt, dass derzeit kein Gefahrenpotenzial zu erkennen ist – hoffentlich bleibt es dabei.“
Und wo er gerade bei den Einschränkungen ist, sagt er auch: „Wir wollen nicht, dass auf dem Gelände Marihuana geraucht wird. Es sind Kids und Jugendliche unter den Konzertgästen.“
Sein Handy klingelt ständig. Hier will einer belastbar wissen, wo die Durchgänge geschaffen werden sollen; dort hat einer eine Frage zum Tribünenaufgang. Tewes bleibt die Gelassenheit in Person. „Ich mache das jetzt schon seit 20 Jahren“, sagt er.
Deshalb kann er herunter rattern, was alles nötig ist, um vier Konzerte von vier Bands in vier Tagen über die Bühne zu kriegen. „Es kommen 40 Lkw an, damit Tribüne, Cateringzelt, Bühne und alles andere steht.“ Das Gelände sei fast ideal, „noch passt es von der Höhe der Büsche, nächstes Jahr dürften die ein Stück gewachsen sein.“ Dass sie die Spazierwege nutzen können, um die Laster vor Ort zu bekommen, dafür ist er dankbar.
Herzstück ist die Bühne , eine nagelneue „Smartstage 180plus“, die größte, die in diesem Segment derzeit zu haben ist. Sie steht auf einem Sattelaufleger und ist somit mobil. Es braucht 18 Tonnen Ballast, damit sie sicher steht. Denn sie geht zwölf Meter in die Höhe und ist zwölfmal 15 Meter breit. Kosten: 500.000 Euro.
Für die Künstler und Künstlerinnen gibt es sechs Container, in denen die Musiker und Musikerinnen Ruhe finden. Mit einer Klimaanlage herrschen darin angenehme Temperaturen.
50 bis 60 Rollen Gafferband werden in diesen Vorbereitungstagen verklebt, mit 10.000 Kabelbindern werden unter anderem die Sichtschutzplanen an den Zäunen gesichert. Philipp Tewes kennt die „Kulturschnorrer-Szene“, die es sich außerhalb des Geländes gemütlich macht und kostenlos zuhört. „Sollen sie machen. Aber sie sollten daran denken, dass Bands heutzutage sich quasi nur noch über Liveauftritte finanzieren können.“ So sagte BossHoss-Sänger zu Saale-Zeitung.de, dass bei einer Million Streams gerade mal 3000 Euro bei der Band hängenblieben. Verständlich, dass die Künstler ihre Show vor Blicken schützen wollen, in Bad Kissingen mit zwei Kilometer Bauzaun und zwei Kilometer Sichtschutz.
Neu sind zwei Tribünen, von denen aus die Open-Air-Gäste besten Blick auf die Bühne haben. Dazu kommen 60 Dixie-Klos, damit dürften sich wohl überschaubare Schlangen bilden.
Für den richtigen Sound werden bald 80 Lautsprecherboxen, darunter etwa 22 nur für die Bässe rechts und links neben der Bühne hängen. Die Hitze ist momentan das größte Problem für die Mitarbeiter. Sie machen eine längere Mittagspause, es stehen 1000 Wasserflaschen zur Verfügung. Nur den Sprung in die kühle Saale hat von den Auswärtigen noch keiner gewagt: „Ist uns zu trüb“, winken sie ab und schwitzen weiter in der Sonne.
Interviews mit den Künstlern lesen Sie hier: