Bad Kissingen
Ohrenstöpsel gratis
Das Duo "Double Drums" mit Alexander Glöggler und Philipp Jungk machte Musik mit allem, was Geräusche macht.
Man wusste gleich, dass es kein ruhiger Abend werden würde, denn schon im Foyer des Kurtheaters und überall in den Garderoben standen Schachteln mit Ohrstöpseln, bei denen sich die Besucher großzügig bedienen konnten. Schließlich reagiert jeder Mensch anders auf Geräusche, wie in dem Begleittext zu lesen war. Aber wer gekommen war, konnte wissen, worauf er sich einließ, denn der Titel war deutlich: "Double Drums" versprach gehörigen Krach - und ehrlicherweise sogar doppelten.
Dass das Kurtheater trotzdem bis unters Dach voll war, war kein Wunder. Zum einen, weil in den letzten Jahren Thomas Friedrich und sein Ensemble "KissPercussiva" dem Publikum die Türen und Ohren in Richtung Schlagwerk geöffnet haben, weil hier das Bewusstsein und das Interesse für die musikalischen Möglichkeiten geschärft wurde. Vor allem aber, weil die beiden Musiker des Duos "Double Drums" einen ziemlich zugkräftigen Namen in der Szene haben. Alexander Glöggler und Philipp Jungk haben in München, wo sie auch ansässig sind, unter anderem bei Peter Sadlo studiert und waren auch schon mal, wenn auch ziemlich unerkannt, beim Kissinger Sommer: beim Finale des ersten Wandelkonzerts (2015) in der Erlöserkirche - damals im Tross von Li Biao.
Jetzt, im Kurtheater, griffen sie gleich tief in die Kiste: Aus den Boxen dröhnte der Beginn von Beethovens 5. Sinfonie - die berühmten Schicksalsakkorde, oder besser Schicksalsschläge, die sie sofort aufgriffen und in ihrer Klangwelt extemporierten. Beethoven hätte sicher gestaunt, dass er eines Tages mit umgestülpten Mülleimern und Kochtöpfen zitiert wird. Gehört hätte er es allerdings nicht.
Auch wenn mitunter Klassisch-Erkennbares wie "In der Halle des Bergkönigs" aus Griegs "Per-Gynt-Suite" oder gelegentlich Bach oder das Ave Maria durchklangen, ging es Alexander Glöggler und Philipp Jungk weniger um Melodien, sondern um Strukturen und Klangfarben - und um das Zeigen, was so alles möglich ist. Plötzlich konnte man hören, was für ein wunderbarer Klangkörper ein einfacher Pappkarton mit einem eingeschnittenen Schallloch sein kann, wie man auf Kochtöpfen Klangfarben erzeugt, was es auch alles an seriösen Instrumenten gibt.
Sie zeigten, wie man mit rhythmischen Strukturen spielen, sie ineinander fließen lassen und sich plötzlich wieder sortieren kann. Den Minimalismus erklärten sie dem Publikum mit einem simplen Klatschbeispiel, bei dem alle mitmachen mussten und das erfolgreich taten. Manches lief sich vielleicht ein bisschen tot, und das Spiel auf den "Tonleitern" aus Aluminium kannte man schon von "KissPercussiva"-
Und es ging ihnen natürlich ums Vergnügen, um Überraschungseffekte, und auch ein bisschen um Selbstironie. Wie bei ihrer Pantomime von zwei Drummern, die dasitzen und so tun, als ob sie die Musik vom Band selber spielen würden - aber mit einer Präzision, die schon wieder verblüffend war.
Man verließ das Kurtheater nicht als vom Lärm Erschlagener, sondern gutgelaunt. Man hatte sich zwar keinen Ohrwurm eingefangen, aber man war auch nicht taub geworden - auch ohne Ohrenstöpsel.
Dass das Kurtheater trotzdem bis unters Dach voll war, war kein Wunder. Zum einen, weil in den letzten Jahren Thomas Friedrich und sein Ensemble "KissPercussiva" dem Publikum die Türen und Ohren in Richtung Schlagwerk geöffnet haben, weil hier das Bewusstsein und das Interesse für die musikalischen Möglichkeiten geschärft wurde. Vor allem aber, weil die beiden Musiker des Duos "Double Drums" einen ziemlich zugkräftigen Namen in der Szene haben. Alexander Glöggler und Philipp Jungk haben in München, wo sie auch ansässig sind, unter anderem bei Peter Sadlo studiert und waren auch schon mal, wenn auch ziemlich unerkannt, beim Kissinger Sommer: beim Finale des ersten Wandelkonzerts (2015) in der Erlöserkirche - damals im Tross von Li Biao.
Beethoven zum Beginn
Jetzt, im Kurtheater, griffen sie gleich tief in die Kiste: Aus den Boxen dröhnte der Beginn von Beethovens 5. Sinfonie - die berühmten Schicksalsakkorde, oder besser Schicksalsschläge, die sie sofort aufgriffen und in ihrer Klangwelt extemporierten. Beethoven hätte sicher gestaunt, dass er eines Tages mit umgestülpten Mülleimern und Kochtöpfen zitiert wird. Gehört hätte er es allerdings nicht.Auch wenn mitunter Klassisch-Erkennbares wie "In der Halle des Bergkönigs" aus Griegs "Per-Gynt-Suite" oder gelegentlich Bach oder das Ave Maria durchklangen, ging es Alexander Glöggler und Philipp Jungk weniger um Melodien, sondern um Strukturen und Klangfarben - und um das Zeigen, was so alles möglich ist. Plötzlich konnte man hören, was für ein wunderbarer Klangkörper ein einfacher Pappkarton mit einem eingeschnittenen Schallloch sein kann, wie man auf Kochtöpfen Klangfarben erzeugt, was es auch alles an seriösen Instrumenten gibt.
Sie zeigten, wie man mit rhythmischen Strukturen spielen, sie ineinander fließen lassen und sich plötzlich wieder sortieren kann. Den Minimalismus erklärten sie dem Publikum mit einem simplen Klatschbeispiel, bei dem alle mitmachen mussten und das erfolgreich taten. Manches lief sich vielleicht ein bisschen tot, und das Spiel auf den "Tonleitern" aus Aluminium kannte man schon von "KissPercussiva"-
Und es ging ihnen natürlich ums Vergnügen, um Überraschungseffekte, und auch ein bisschen um Selbstironie. Wie bei ihrer Pantomime von zwei Drummern, die dasitzen und so tun, als ob sie die Musik vom Band selber spielen würden - aber mit einer Präzision, die schon wieder verblüffend war.
Man verließ das Kurtheater nicht als vom Lärm Erschlagener, sondern gutgelaunt. Man hatte sich zwar keinen Ohrwurm eingefangen, aber man war auch nicht taub geworden - auch ohne Ohrenstöpsel.
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