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Münnerstadt
Offener Brief von Münnerstadts Klimamanager Stefan Richter: Wirbel um neue Stromtrasse
Münnerstadts Klimamanager Stefan Richter hat durch seinen offenen Brief an Hubert Aiwanger zur P 540 überregionale Aufmerksamkeit erregt.
Werden bald solche Masten in Münnerstadt stehen? Die Verunsicherung ist nach Hubert Aiwangers überraschender Ankündigung groß. Nähere Informationen soll es bei der Stadtratssitzung am Montag geben.       -  Werden bald solche Masten in Münnerstadt stehen? Die Verunsicherung ist nach Hubert Aiwangers überraschender Ankündigung groß. Nähere Informationen soll es bei der Stadtratssitzung am Montag geben.
Foto: SymbolSebastian Kahnert/dpa | Werden bald solche Masten in Münnerstadt stehen? Die Verunsicherung ist nach Hubert Aiwangers überraschender Ankündigung groß. Nähere Informationen soll es bei der Stadtratssitzung am Montag geben.
Thomas Malz
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:52 Uhr

Stefan Richter war nicht nur der der erste Klimaschutzmanager im Landkreis Bad Kissingen, er dürfte inzwischen auch der mit Abstand bekannteste weit und breit sein. Überregionale Medien haben über seinen offenen Brief an Energieminister Hubert Aiwanger berichtet, der völlig überraschend neue Stromtrassen angekündigt hatte, darunter die 380-kV-Leitung P 540, die durch Münnerstadt führen soll.

„Es geht nicht um das ,Was’, sondern um das ,Wie'", betont er gegenüber dieser Zeitung. Den Brief habe er als Privatperson geschrieben. Jetzt hat er überregionale Politiker, Fachbehörden und die nationale Presse aufgefordert, zur Stadtratssitzung am Montag, 19. Februar, nach Münnerstadt zu kommen.  Dann soll es nähere Informationen zur geplanten Stromtrasse geben.

Große Akzeptanz für Windpark

Während die Ankündigung Aiwangers in der gesamten Region für einiges Aufsehen gesorgt hat, liegt die Angelegenheit in Münnerstadt noch einmal anders. Wie Bürgermeister Michael Kastl und Stefan Richter kurz nach Bekanntwerden der Pläne betonten, ist in Münnerstadt so offen wie irgend möglich mit dem Thema erneuerbare Energien umgegangen worden, was unter anderem für eine große Akzeptanz des geplanten Windparks Bildhäuser Forst geführt hat.

Die plötzliche Ankündigung neuer Stromtrassen durch Hubert Aiwanger widerspreche völlig der Vorgehensweise in Münnerstadt und schüre nur Unverständnis und Misstrauen in der Bevölkerung.

„Die Informationen über die P 540 erreichten die Öffentlichkeit und sogar die gewählten Vertreter im Rathaus leider erst durch die Presse“, schreibt Stefan Richter in einer Pressemitteilung, in der er auf die Stadtratssitzung am Montag aufmerksam macht, bei der das Thema zusätzlich auf die Tagesordnung genommen wird. „Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe und löste in unserer Gemeinschaft Empörung, Enttäuschung und Wut aus“, so der Klimamanager. Und: „Der bayerische Wirtschaftsminister Aiwanger, verantwortlich für diese Art der Verständigung von oben herab, hat mit seiner katastrophalen Kommunikationspolitik große Unruhe und Unsicherheit ausgelöst.“

Zeitnah reagieren

Das Thema müsse bei der Stadtratssitzung, die um 18.30 Uhr in der Alten Aula beginnt, mit aufgenommen werden, um auf die aktuellen Entwicklungen zeitnah reagieren zu können. Sie biete den Bürgerinnen und Bürgern eine Plattform, sich aktiv einzubringen und ein starkes Signal nach München und Berlin zu senden, so Stefan Richter. „Wir setzen uns ein für Transparenz in politischen Entscheidungen und die rechtzeitige Einbindung der betroffenen Kommunen und ihrer Bevölkerung.“

Ein klares Zeichen setzen

Der Klimamanager betont ausdrücklich, dass es nicht darum geht, die geplante Stromtrasse grundsätzlich zu verhindern. „Vielmehr fordern wir eine rechtzeitige Einbindung der jeweils betroffenen Kommunen und ihrer Bevölkerung in den Entscheidungsprozess.“

In einer Zeit, in der anscheinend der Lauteste oft Gehör finde und am Ende sogar noch Recht bekomme, Populismus die Demokratie immer mehr aushöhle und dringend notwendige Schritte der Transformation bestmöglich lähme oder gar verhindere, politische Vertreter bedroht werden und die entsprechenden Akteure dann sogar noch als „Helden“ und „Retter der Demokratie“ gefeiert werden, würden die Münnerstädter ein klares Zeichen setzen für einen demokratischen Dialog und eine respektvolle Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Zeit, so der Klimamanager.

Klare Botschaft senden

„Es ist an der Zeit, dass wir als Kommune mit unseren Bürgern zusammenstehen und eine klare Botschaft nach München und Berlin senden. Wir müssen uns die Demokratie nicht zurückholen, wir müssen sie schlicht und einfach beleben. Beleben dadurch, dass man die Menschen konsequent mitnimmt“, betont er. Doch dies könne nur gelingen, wenn man die Bürger bestmöglich informiert und beteiligt, um so die Akzeptanz für Veränderungen zu schaffen.

Klimaschutzmanager Stefan Richter       -  Klimaschutzmanager Stefan Richter
Foto: Heike Beudert | Klimaschutzmanager Stefan Richter

Stefan Richter, der den möglichen Trassenverlauf bereits mit dem Fahrrad abgefahren ist, wird am Montag die anwesenden Bürgerinnen und Bürger über nähere Details zu informieren. Dazu hat er auch einige Experten und Bundespolitiker eingeladen. Darüber ist Bürgermeister Michael Kastl nicht ganz so glücklich, weil es sich ja um eine Stadtratssitzung handelt. „Ich habe keine übergeordneten Mandatsträger eingeladen und ich werde das auch nicht tun“, sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. Diese seien natürlich bei späteren Informationsveranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger willkommen.

Übers Ziel hinausgeschossen?

Michael Kastl hat aber auch Verständnis dafür, dass Stefan Richter ein wenig über das Ziel hinausgeschossen ist. Schließlich habe man der Stadt mit der plötzlichen Bekanntgabe der Trasse und dem geplanten Bau eines Umspannwerkes in Münnerstadt den „Schwarzen Peter“ zugespielt. „Wir haben den Anspruch, unsere Bürgerinnen und Bürger bestmöglich zu informieren“, betont Michael Kastl . Und das versuche Stefan Richter einfach.

 

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