Wenn man historisch nicht allzu strenge Maßstäbe anlegt, dann ist der Weg nach Bad Kissingen für Frank Oette kein weiter. Der designierte Kurdirektor stammt aus Kaiserslautern. Das liegt in der Pfalz. Und die gehörte einst zu Bayern. Damals, als König Ludwig I. das Fundament für die Entwicklung des Landstädtchens Kissingen zum Weltbad legte.
Bis der gebürtige Pfälzer, der aktuell Geschäftsführer des Staatsbads im nordrhein-westfälischen Bad Oeynhausen ist, seine neue Aufgabe in Franken antreten kann, dürften ein paar Monate vergehen. An der Sprachregelung von Dezember, er komme spätestens am 1. Juli, möglichst aber schon früher, hat sich nichts geändert. Immerhin stellte sich der 40-Jährige jetzt schon einmal der lokalen Öffentlichkeit vor.
Der Schnelldurchlauf durch Ausbildung und bisherige berufliche Stationen, den Oette dabei gab, machte deutlich: Auf dem Weg in den bekanntesten Kurort Deutschlands liegen bereits ein paar Etappen hinter ihm. Dem Studium der Tourismusgeografie mit den Nebenfächern Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaft in Trier folgten berufliche Aufgaben in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bad Bergzabern, in der Spielwarenbranche und in einer Werbeagentur. Geschäftsführer der Staatsbad GmbH in Bad Oeynhausen sei er seit gut drei Jahren.
Vergleichbar seien seine bisherige und seine künftige Wirkungsstätte zwar, erklärte Oette. Doch gleich seien sie bestimmt nicht. In Oeynhausen sei der Gesundheitsbereich wichtiger, in Kissingen die Hotelbranche ausgeprägter.
Eigentlich habe er sich gar nicht beruflich verändern wollen. Als ihm aber klar war, dass es bei der Stelle, für die ihn ein Headhunter ins Gespräch brachte, um Kissingen ging, habe er nicht gezögert, berichtete Oette: „Das musste ich annehmen“. Sein Engagement in Kissingen sieht er als mittel- bis langfristig angelegt. Die Familie seiner Lebenspartnerin stamme sogar von hier.
OB Kay Blankenburg über Oettes Aufgaben in der Staatsbad GmbH
Deutschlands bekanntester Kurort sei ein „Staatsbad im Umbruch“. In der Stadt sei „vieles im Fluss und im Gange“. Das sieht Oette als Chance. Konkrete Ziele, die er als Kurdirektor für die Stadt erreichen will, nannte er noch nicht. Mit Oberbürgermeister Kay Blankenburg zeigte er sich aber fast wortgleich einig, dass es darum gehe, „die Spitzenposition der Kurstadt nicht nur zu halten, sondern auch auszubauen“.
Von den Gastgebern und Hoteliers der Stadt wird der Neue gespannt erwartet. Das machte Heinz Stempfle am Dienstagvormittag als Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands bei dessen Neujahrsempfang deutlich. An die Adresse von Stadt und Freistaat gerichtet, mahnte er aber, selbst der beste Geschäftsführer der Staatsbad GmbH könne seine Qualitäten nur entfalten, wenn ihm die Gesellschafter die nötige Freiheit ließen. Wenn Oettes gestalterische Möglichkeiten auf „Personal- und Kostenersparnis“ beschränkt seien, müsse er „scheitern“.
Blankenburg strich deshalb heraus, Oette komme nicht als „Kaputtsanierer“. Die Beteiligten seien einig, „dass man aus dem Unternehmen bei gleichem Input mehr herausholen kann“. Es sei nicht die Absicht der Gesellschafter Stadt und Freistaat, weniger Geld auszugeben, sagte der OB und Alexander Didczuhn, Referatsleiter im Finanzministerium, widersprach nicht. Oette könne auch die Organisationsstruktur der Staatsbad GmbH neu gestalten, wenn er das für notwendig erachte. Im Rahmen des Budgets sei „alles“ (Blankenburg) möglich, „was vernünftig erscheint“ (Didczuhn).
Bis Oette sein Amt antreten kann, versieht Bad Brückenaus Kurdirektorin Andrea Schallenkammer die Geschäftsführung der Staatsbad GmbH mit. Ähnliches gilt für die Kurgärtnerei. Die wird kommissarisch von Helmut Krampert geleitet. Krampert ist städtischer Bediensteter. Er war Leiter der Stadtgärtnerei, bis die im Servicebetrieb aufging. Auch Krampert wird eine Weile bei der Staatsbad GmbH aktiv sein müssen. Die Leitung der Kurgärtnerei ist zwar gerade per Zeitungsannonce neu ausgeschrieben worden. Die Bewerbungsfrist läuft aber noch bis 31. Januar.
In Bezug auf den bisherigen Kurdirektor Gunter Sauer bemühte Blankenburg sich übrigens, Verunsicherung wieder einzufangen, die Sauers überraschende und öffentlich nicht begründete Freistellung im Dezember ausgelöst hatte. So eine Abberufung sei nicht die Ausnahme, sondern in vielen Bereichen der freien Wirtschaft die Regel, erklärte der OB.