Das Zentrum des Ortsteils Oerlenbach soll „fit für die Zukunft“ werden. Deshalb hat die Gemeinde das Schweinfurter Architektur- und Ingenieurbüro Perleth mit der Erstellung eines integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) samt den notwendigen vorbereitenden Untersuchungen beauftragt. Oerlenbach wurde als Pilotgemeinde in das Förderprogramm „Demografiefeste Kommune“ aufgenommen.
Nicht nur Bürgermeister und Gemeinderat sollen bestimmen, wie dieses Konzept aussieht und umgesetzt wird. Auch die Bürgerinnen und Bürger sollen aktiv mitbestimmen können. Zur Auftaktveranstaltung im katholischen Pfarrsaal Oerlenbach konnte Bürgermeister Nico Rogge (CSU) 43 Bürgerinnen und Bürger begrüßen. Sie hörten nicht nur still sitzend Vorträge über Ziele des Entwicklungskonzeptes an, sondern waren aufgefordert, auch selbst schon erste Einschätzungen zu geben und Wünsche zu äußern.
Ärztehaus und Radweg
Zum Beispiel wurden ein Ärztehaus und ein Radweg in Richtung Bad Kissingen gewünscht.
Der Bürgermeister sowie Joachim Perleth und seine Mitarbeiterinnen Christiane Wichmann und Leonie Kuhn informierten zu Beginn ausführlich, was schon gelaufen ist. Die Herausforderungen für die Kommune seien der demografische Wandel, die Mobilitätswende, der Strukturwandel, die Energiewende und schließlich der digitale Wandel, hieß es. Der deshalb nötige Umbauprozess in der Gemeinde sei nur durch den Einsatz umfangreicher staatlicher Fördermittel möglich.
Bereits Ende Januar hatte der Gemeinderat vorbereitende Untersuchungen zur Erstellung des städtebaulichen Entwicklungskonzeptes beschlossen. Auch die Grenzen des Sanierungsgebietes wurden bereits festgelegt. Dazu betonte Bürgermeister Nico Rogge allerdings ausdrücklich „diese Grenzen sind noch nicht in Stein gemeißelt“, auf Wunsch der Betroffenen seien noch Änderungen möglich. Vorläufiges Ziel der Sanierung sind eine zeitgemäße Instandsetzung und Modernisierung des vorhandenen erhaltenswerten Wohnungsbestandes einschließlich Nebengebäuden und Scheunen, Abbruch von nicht erhaltenswerten Gebäuden, Erhalt des Ortsbildes, gestalterische Aufwertung der öffentlichen Erschließungsbereiche und der öffentlichen Grün-und Freifläche sowie schließlich Innenentwicklung.
Bevölkerung: Gute Entwicklung
Nico Rogge erläuterte, dass einige Maßnahmen bereits umgesetzt sind. Eine Demografie-Analyse ergab eine positive Bevölkerungsentwicklung. Die Einwohnerzahl ist zwischen 2003 und 2019 von 1287 auf 1750 stark gestiegen, seitdem allerdings wieder auf 1727 leicht gefallen. Insgesamt betrug das Wachstum 34 Prozent in den letzten 20 Jahren. Die Polizeischüler sind in diesen Zahlen nicht enthalten. Die Zahl der Bürgerinnen und Bürger , die 66 Jahre und älter sind, stieg von 7,1 Prozent im Jahr 2003 auf 22,4 im Jahr 2023. Die über 64-Jährigen werden 2039 rund 30 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Der Anteil der Älteren wird weiter steigen, der drohende Bevölkerungsverlust könne nur durch Zuwanderung kompensiert werden.
Durch die Veränderung der Bevölkerungsstruktur drohe ein Leerstandsrisiko, deshalb seien Maßnahmen zur Innenentwicklung im Ortskern wie auch den Neubaugebieten der 1950er bis 1970er Jahre erforderlich.
Eine Machbarkeitsstudie für ein „Haus der Mitte“ in Oerlenbach wurde bereits erstellt. Damit ist die langfristige Nutzung des früheren Volksbank-Gebäudes, das die Gemeinde gekauft hat, gemeint. Allerdings ist auch die Nutzung als Post-Filiale für einige Zeit denkbar, denn die Post muss ihr jetziges Quartier räumen. Machbarkeitsstudien für ein Dorfgemeinschaftshaus in Ebenhausen und für barrierefreie Büchereien wurden ebenfalls bereits umgesetzt, eine Studie zur Beheizung der Kulturscheune Eltingshausen ist in Auftrag gegeben.
„Die Bürger müssen dabei sein“
„Der Umbauprozess in der Gemeinde ist nur durch den Einsatz umfangreicher staatlicher Fördermittel möglich“, hieß es ausdrücklich und mehrfach. Dafür sei das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept nötig, das auch eine Voraussetzung für die Ausweisung eines Sanierungsgebietes sei. Nur damit könne die Gemeinde Mittel aus der Städtebauförderung bekommen.
Es sei eine wichtige Entscheidungshilfe für übergeordnete Behörden bei der Beurteilung, Förderung und Genehmigung städtebaulicher Maßnahmen und werde begleitet von einem intensiven Beteiligungsprozess mit lokalen Akteuren sowie Bürgerinnen und Bürgern .
Rogge betonte „wir müssen die Regierenden überzeugen, dass die Gemeinde dahinter steht. Die Bürger müssen dabei sein“.
Christiane Wichmann ergänzte: „Der Umbau in großem Stil ist von der Gemeinde allein nicht zu stemmen. Das geht nur mit Fördergeldern von Bund und Freistaat.“ Die Stadtplanerin hob auch hervor, dass Faktoren wie Vereinsstrukturen, Kultur und Freizeitangebote ebenfalls in die Planung einbezogen würden.
Infos zu Steuerfragen
Den Zeitplan nannte Christiane Wiechmann selbst „sportlich“. Bereits am 12. Juni soll im Gemeinderat die Bestandsanalyse behandelt werden. Am 6. Juli soll es eine ganztägige öffentliche Veranstaltung mit dem Titel „Marktplatz der Ideen“ geben, und im Oktober eine Klausurtagung des Gemeinderates.
Wenn alles klappt, soll noch im Dezember eine weitere Sitzung stattfinden und im Januar nächsten Jahres dann die Abschlussveranstaltung unter anderem mit Infos zu Steuerfragen.
Letzteres ist für die Bürgerinnen und Bürger sehr wichtig, denn bei Umbau- und Sanierungsmaßnahmen innerhalb des Sanierungsgebietes bekommen sie dann Steuervorteile. Sie bekamen den Tipp, bis dahin zu warten, wenn die Arbeiten nicht unbedingt gleich jetzt ausgeführt werden müssten. Wichtig ist auch, dass vor Baubeginn ein Antrag bei der Gemeinde gestellt wird.