Das ist ungewöhnlich. Normalerweise feiern sich Menschen – zu Recht! – wenn sie etwas Einzigartiges erschaffen haben. „O.Brandi“ – exakt so geschrieben – möchte genau eins nicht: bekannt werden.
Was schade ist, denn O.Brandi hat ein wundervolles Hörspiel erschaffen. „Kaminskis Mission“ heißt es. Entstanden ist es in einem Kämmerlein im östlichen Landkreis Bad Kissingen . Mehr möchte O.Brandi nicht über sich lesen.
Epos in 24 Kapiteln
Dafür aber lieber etwas zu Kaminski, seinem Helden, der seit 1. Dezember 2023 in 24 Kapiteln auf youtube.de täglich ein Stück mehr versucht, Weihnachten zu retten – und zwar Mithilfe seines Einsatzes in einer anderen Welt.
Denn das christliche Fest soll abgeschafft werden. Wer hinter dem Komplott steckt? Eins sei verraten: Die katholische Kirche ist es nicht.
Er schrieb das Buch 1989
Erschaffen hat O.Brandi Herrn Kaminski, seine Katze Mäuschen, seinen Neffen Kami-Eins, das Mädchen Sara und die Torwächterin April schon vor 34 Jahren.
Damals hat er dieselbe Frau wie heute geliebt, und damals machte er dieser Frau die Geschichte über „Kaminskis Mission“ zu Weihnachten zum Geschenk.
O.Bradi hat damals eine Welt auf 80 Seiten erfunden, in der der Forscher Kaminski lebt. Nein, eigentlich hat er zwei Welten erfunden. Und im Nachhinein könnte man das auch mit der Astrophysikerin Lisa Randall erklären.
Die fünfte Dimension
Ein – versprochen - kurzer Exkurs in die Physik hilft, O.Brandis Idee zu verstehen: Frau Randall ist eine real existierende amerikanische Physikerin und Bestsellerautorin.
Die 61-Jährige geht davon aus, dass unsere vier Raum-Zeit-Dimensionen, in denen wir Menschen uns bewegen, nicht alles sind. Sie glaubt, beweisen zu können, dass eine fünfte Dimension existieren könnte – von uns unbemerkt, könnte es ein anderes Universum vielleicht nur wenige Zentimeter neben uns geben.
Albert Einstein muss herhalten
Und da baut sie auf Albert Einstein auf, der bewiesen hat, dass Raum und Zeit nicht notwendigerweise flach, sondern verbogen und verzerrt sind.
Ihre Berechnungen haben ergeben, dass die Raumzeit so stark verbogen sein könnte, dass Bereiche davon für uns unzugänglich sind.
Und in genau diese Bereiche will Forscher Kaminski vordringen. Nur leider braucht es dafür einen Grund. Es braucht einen echten und zwingenden Grund, in diese Parallel-Welt einzutauchen.
Eins weiß Kaminski bereits: Wenn sich etwas in der Parallelwelt verändert, dann kann es sich auch in unserer echten Welt verändern. Und welcher Grund könnte wohl wichtiger sein, als Weihnachten zu retten? So gelingt Kaminski der Sprung in die andere Dimension.
Die Fernen-Länder
Für die hat Kaminski einen Namen: Es sind die Fernen-Länder, "mit großem F, mit Bindestrich und kursiv geschrieben", spricht O.Brandi im Hörbuch. So macht er sich mit seinem Neffen auf in die Fernen-Länder, um dort etwas zu ändern und um damit Weihnachten hier zu retten.
Mehr sei hier inhaltlich nicht verraten. Auf youtube.de sind alle bisher erschienen Folgen anzuhören, täglich kommt eine dazu – bis zum 24. Dezember 2023.
Professioneller Autodidakt
O.Brandi war in seinem bisherigen, über 60 Jahre dauernden Leben, schon ziemlich viel. Professioneller Autodidakt, das würde es vielleicht treffen. Er war Filmemacher, hat für Sozialdienste ebenso gearbeitet wie auf dem Bau oder in der Fabrik.
Seit einem Jahr arbeitet er daran
Ein bunter Hund, der akribisch wird, wenn er was anfasst. Wie auch das Hörspiel. „Ein Jahr sitze ich nun schon dran“, gibt er fröhlich in seinem abgedunkelten Raum in Richtung Monitor von sich.
Und das ein oder andere Mal saß er fluchend vor dem Mirko, wenn es ihm mal wieder nicht auf Anhieb gelungen ist, sein Frangn-D mit hochdeutscher Aussprache zu ersetzen.
Schnell und mitreißend
Denn O.Brandi spricht selbst – und er spricht fantastisch, mitreißend, vielleicht ein wenig schnell, wie auch die gesamte Geschichte eine temporeiche ist.
Zum nebenher Bügeln ist das Hörspiel nichts. Man muss wirklich konzentriert zuhören.
Erinnerungen an Walter Moers
Und wer das tut, der fühlt sich im Punkt Ideenreichtum teilweise an Walter Moers erinnert. Wobei O.Brandi bislang nur den „Käptn Blaubär“ gesehen hat – „Kaminskis Mission“ schwimmt auf einer Welle wie „Rumo & Die Wunder im Dunkeln“ oder „Die Stadt der träumenden Bücher“, beides von Moers.
Doch dürften seine Vorbilder eher in Richtung Ernst Lubitsch , Billy Wilder oder Howard Hawks liegen.
Eine kleine Kritik
Und hier darf eine kleine Kritik nicht fehlen: Kaminski ist so dicht, dass es sich lohnen würde, aus den 80 Seiten 400 zu machen und neu und ausführlich und in allen köstlichen Details neu aufzunehmen.
Professionelle Sprecher unterstützten
Dennoch lohnt sich das Hörbuch sehr. Hochprofessionell hat O.Brandi gearbeitet und sich neben anderen tollen Sprechern mit Nina Ernst und Martin Kuupa zwei Sprecher-Profis ans Mikro geholt.
Und im Hinter- oder Vordergrund, da schmatzt’s, da frierts, da führen die Geräusche dazu, dass man meint, die eigenen Füße seien nass, dabei sind’s Kaminskis auf dem Weg in die Fernen-Länder.
Weihnachtswunsch: Dass es fertig wird
„Ich bin kein Künstler“, sagt O.Bradi, „ich bin nur kreativ – von Kunst verstehe ich nicht ganz so viel.“ Das Jahr mit Vorbereitungen für das Hörspiel ist viel zu schnell vergangen, die nächsten Tage wird er vor seinem Mikro der Marke Neumann TLM 102 verbringen. Und er hat nur einen Wunsch zu Weihnachten : „Dass es fertig wird.“
Lust bekommen? Hören Sie doch mal rein: