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Oberweißenbrunn an der Rhön
Oberweißenbrunner Dorfladen: Ein Treffpunkt für die Dorfbevölkerung
Als Gisela Heil den Laden 2014 übernahm, wollte sie so wenig wie möglich verändern, um den Oberweißenbrunnern das vertraute Gefühl von Heimat in ihrem Dorfladen zu erhalten. Und das soll sich auch nicht ändern. Aber es bedarf an Kreativität.
Die gemütliche Runde im Dorfladen in Oberweißenbrunn zeigt, wie wichtig der 'Kleine Laden' für die Gemeinschaft im Ort ist. Foto. Marion Eckert       -  Die gemütliche Runde im Dorfladen in Oberweißenbrunn zeigt, wie wichtig der 'Kleine Laden' für die Gemeinschaft im Ort ist. Foto. Marion Eckert
| Die gemütliche Runde im Dorfladen in Oberweißenbrunn zeigt, wie wichtig der "Kleine Laden" für die Gemeinschaft im Ort ist. Foto. Marion Eckert
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 24.09.2022 13:57 Uhr

Am Donnerstagnachmittag ist im "Kleinen Laden" in Oberweißenbrunn immer ganz schön was los. Da wird er zum Treffpunkt für die Dorfbevölkerung. Eine gesellige Geräuschkulisse dringt nach außen. Fröhliches Lachen und das Klappern von Geschirr. Im Bistro gibt es einige Plätze, und der Kuchen schmeckt wie immer hervorragend.

Doch nicht nur am Donnerstagnachmittag ist der "Kleine Laden" gut besucht. Die Oberweißenbrunner wissen ihren "Bäcker" zu schätzen, auch wenn die Backstube selbst schon seit einigen Jahre kalt bleibt. Dass es aber dennoch eine Einkaufsmöglichkeit im Ort gibt, ist Gisela Heil und ihrer Schwester Rita Schneider zu verdanken. Der Laden ist ihnen von Kindheit an ans Herz gewachsen. Als Michael Back 2014 die Bäckerei und den angegliederten Laden aufgab, war es für Gisela Heil undenkbar, dass die Türen fortan geschlossen bleiben sollten. "Ich habe lange gerechnet und überlegt und Gespräche geführt und mich letztlich entschieden zumindest den Laden fortzuführen." Damit sorgt Gisela Heil nicht nur für die Beständigkeit einer für Oberweißenbrunn wichtigen Einrichtung, sondern auch einer über 100-jährigen Tradition.

Schon mit zwölf Jahren mitgeholfen

Die Bäckerei Back wurde im Jahr 1905 von Marcelus Back gegründet. Josef Back übernahm sie 1956 und übergab sie 1987 an seinen Sohn Michael, der die Bäckerei und den Laden bis Ende 2013 führte. Gisela Heil liebte es schon als junges Mädchen, nach der Schule im "Kaufladen" zu sein. Als Zwölfjährige wollte sie gerne mithelfen, doch die damals in Oberweißenbrunn lebenden Ordensschwestern sahen das nicht gerne. "Wenn die Schwestern Frieda und Flora kamen, musste ich in die Küche, damit es nicht nach Kinderarbeit aussah." Mit 15 konnte sie dann endlich offiziell "bei Bäcker" arbeiten, sie absolvierte ihre Ausbildung zur Verkäuferin im Geschäft und war fortan die gute Seele im Laden.

Als sie den Laden 2014 übernahm, wollte sie so wenig wie möglich verändern, um den Oberweißenbrunnern das vertraute Gefühl von Heimat in ihrem Dorfladen zu erhalten. Sie hatte das große Glück, dass sie die Einrichtung weitestgehend übernehmen konnte. Einen großen Wunsch erfüllte sie sich aber: Sie ließ das ehemalige Schaufenster freilegen. Außerdem änderte sie den Namen von " Bäckerei Back" in "Unser kleiner Laden in Oberweißenbrunn ".

Gegenpol zu den großen Einkaufsläden

Sie betont: "Es ist nicht mein Laden, es ist unser Laden in Oberweißenbrunn . Ohne die Kunden kann ich den Laden nicht betreiben." Auch wenn viele Oberweißenbrunner den Laden zu schätzen wissen, das Einkaufsverhalten habe sich in den Jahrzehnten doch sehr gewandelt. Die wöchentlichen Großeinkäufe werden im Discounter oder Supermarkt erledigt, die Mobilität erlaubt es auch, wegen Kleinigkeiten nach Bischofsheim, Wildflecken oder Gersfeld zu fahren. Gisela Heil, die stundenweise von ihrer Schwester Rita im Geschäft und bei der Buchhaltung unterstützt wird, hat dafür Verständnis. Mit ihrem Laden möchte sie einen Gegenpol zu den großen Einkaufsläden setzen. Sie lässt die Ware von ausgewählten Bäckereien liefern. Um Lieferkosten des Großhandels zu sparen, und weil sich große Verpackungen nicht lohnen, kauft Gisela Heil selbst in Gersfeld ein, und bringt genau die Waren mit, die ihre Kunden benötigen. Neben Lebensmitteln gibt es allerlei Dinge, die im Alltag benötigt werden und schnell einmal ausgehen können: Batterien, Wäscheklammern, Putzmittel und Gummihandschuhe.

Freude über junge Kunden

Wert legt sie auf regionale Waren wie Nudeln, Eier, Honig und Konfitüren. Wer etwas benötigt, kann es gezielt bestellen, Gisela Heil bringt es gleich an nächsten Tag mit. Froh ist sie über Bestellungen für Brot und Brötchen, so dass so wenig wie möglich übrig bleiben muss. "Der Kunde ist bei uns König", betonten die Schwestern. Sie wissen, dass Kundenbindung nur über Service möglich ist. "Wenn ältere Menschen sterben, die immer unsere Kunden waren, kann man schon Angst bekommen. Mit jedem stirbt ein Stückchen vom Laden weg." Besonders freuen sich die beiden, wenn junge Kunden den Laden entdecken. "Kürzlich war ein Junge aus dem Nachbardorf hier und sagt: "Ist das ein cooler Laden, das ist ein cooles Dorf. Wir haben keinen Laden bei uns."

Dank aus Santiago de Compostela

Wanderer auf dem Hochrhöner und Jakobsweg sind dankbar, dass sie in Oberweißenbrunn einkaufen und verweilen können. Manch einer sei hier zur neuen Kräften gekommen. "Sie marschieren dankbar und gestärkt weiter. Das sind Glücksmomente." Ein Pilger dankte dem "Kleinen Laden" von Santiago de Compostela aus, was ein besondere Freude war. Die vielen schönen kleinen und größeren Erlebnisse trösten immer wieder über die Alltagssorgen hinweg. "Wir geben nicht auf. Wir hoffen immer auf die Kunden, dass sie uns unterstützen." Denn wenn der Laden einmal weg ist, bricht ein wichtiger Treffpunkt weg, dann klingt keine gesellige Gemütlichkeit mehr auf die Straße.

 
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