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Oberthulba
Abwasserzweckverband Hammelburg: Die Vermessung des Untergrundes
In vielen Gemeinden werden aktuell Kanäle befahren. Warum davon auch private Hauseigentümer profitieren können.
Alles im Blick: Auf dem linken Monitor wird die Videoaufnahme aus dem Kanal angezeigt, rechts der Standort der Kamera.  Foto: Ralf Ruppert       -  Alles im Blick: Auf dem linken Monitor wird die Videoaufnahme aus dem Kanal angezeigt, rechts der Standort der Kamera.  Foto: Ralf Ruppert
| Alles im Blick: Auf dem linken Monitor wird die Videoaufnahme aus dem Kanal angezeigt, rechts der Standort der Kamera. Foto: Ralf Ruppert
Ralf Ruppert
 |  aktualisiert: 22.10.2022 02:38 Uhr

Der Blick ist eher eintönig, die Route manchmal ganz schön knifflig, vor allem, wenn es um die Ecke geht: Christian Heilmann und Christian Wegner von der Firma Barthel Umweltdienst inspizieren derzeit die Kanäle in den Mitgliedsgemeinden des Abwasserzweckverbands (AZV) Thulba-Saale. Mit einer rund 30 Kilogramm schweren fahrbaren Kamera vermessen sie den Untergrund, machen Videos, die mit den Geodaten der Kanäle verlinkt sind.

"Wir bekommen dadurch nicht nur Daten zum Zustand der Kanäle, sondern auch zur genauen Lage und Höhe", begründet AZV-Geschäftsführer Burkhard Oschmann die Aktion. Im Auftrag enthalten sind alle Rohre auf öffentlichem Grund, allerdings empfiehlt Oschmann Hausbesitzern , die Kamerabefahrung ihres Grundstücks gegen eine Pauschale gleich mitmachen zu lassen.

Revisionsschacht im Garten entdeckt

Eine der beteiligten Gemeinden ist der Markt Oberthulba . Dort ist Thomas Kirchner für die Kanäle zuständig. Den Nutzen einer Kamerauntersuchung kennt er aus eigener Erfahrung: 2009 hat er ein Anwesen in Oberthulba gekauft. "Das Haus wurde in den 1960er Jahren gebaut, Entwässerungsplan gibt es keinen", berichtet er.

Bei der Befahrung gab es gleich mehrere Überraschungen: Das Haus wurde wohl vor dem Kanal in der Straße begonnen, die Hauptleitung später verändert. Zudem entdeckten die Experten einen Revisionsschacht im Garten, der so hoch mit Erde überdeckt war, dass Kirchner ihn nie und nimmer von oben gefunden hätte. "Ich weiß jetzt, wie mein Kanal aussieht und wo er liegt", fasst Kirchner die Erkenntnisse der Kamerabefahrung zusammen.

"Viele Hauseigentümer wissen heute nicht mehr, wo ihre Vorfahren irgendwann die Abwasserleitungen verlegt haben", berichtet auch AZV-Geschäftsführer Oschmann. Der Oberthulbaer Bürgermeister Mario Götz wirbt ebenfalls für die Möglichkeit, Kanäle untersuchen zu lassen. Der Gemeinderat habe entschieden, Rohre in allen Gemeindeteilen befahrbaren zu lassen. Schließlich seien Kommunen verpflichtet, alle zehn Jahre den Zustand ihrer Entwässerungsleitungen zu kontrollieren. Unter anderem sei das eine wichtige Grundlage für Straßensanierungen: "Welche Straßen wir genau machen, müssen die Haushaltsberatungen ergeben, umso wichtiger sind Daten über den Zustand der Kanäle."

Im Laufe der Befahrungen auf öffentlichem Grund seien alle anliegenden Bürgerinnen und Bürger angeschrieben worden: Rund 200 Euro kosten die Bilder und Daten vom Privatgrund. Christian Heilmann und Christian Wegner machen nicht nur Videos vom Innern der Rohre, sondern speichern Geodaten und ermitteln mit Hilfe einer Sonde die Tiefe des Kanals. Wenn im Gehweg Stromleitungen liegen, ist das schwieriger, aber spätestens auf Privatgrund kann die Tiefe wieder sehr genau bestimmt werden.

Unerwartete Ansichten

Bei den Befahrungen ergeben sich auch viele unerwartete Ansichten: "Wir haben schon zehn Meter lange Baumwurzeln aus Rohren gezogen", berichtet Thomas Kirchner. Bereits eine falsch sitzende Dichtung reiche, damit Wurzeln auf der Suche nach Wasser sogar in moderne Kunststoffrohre vordringen. In alten Ton- oder Betonrohren seien solche Verwurzelungen oder auch Risse und Löcher noch viel wahrscheinlicher.

"Mehr als anbieten können wir es nicht", sagt Thomas Kirchner und stellt klar, dass es eine einmalige Gelegenheit ist, die Kanäle dort befahren zu lassen, wo sowieso die Sammler im öffentlichen Grund untersucht werden. In Oberthulba hätten von 400 angeschriebenen Hauseigentümern in diesem Jahr 42 mitgemacht. In der Gemeinde Oberthulba sind die meisten Straßen bereits befahren, aber in den kommenden Wochen sind Christian Heilmann und Christian Wegner noch in den AZV-Mitgliedsgemeinden Elfershausen, Fuchsstadt und Hammelburg unterwegs.

 
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