Es war eine überraschende Info, die Oberleichtersbach Ortschef Dieter Muth in der Bürgerversammlung Ende April gab: Die Gemeinde hat dem Regionalen Planungsverband Main-Rhön vor Weihnachten zwei Flächen gemeldet, wo sie sich Windräder vorstellen kann, eine davon zusammen mit Riedenberg. Doch warum jetzt, wo der geänderte Regionalplan erst am Entstehen ist? Und: Wie bindend sind die Vorschläge?
Zunächst mal steht fest: Taufrisch sind die vorgeschlagenen Standorte nicht. Den einen in der Waldabteilung Ziegelhäg hatte der frühere Riedenberger Bürgermeister Robert Römmelt ( SPD ) im Sommer 2010 ins Spiel gebracht.
Vorschlag von Römmelt und Muth
Das mit Fichten und Douglasien bestandene Plateau erstreckt sich auf den Höhen südlich von Riedenberg, auf Mitgenfelder und Unterriedenberger Gemarkung. Bisher steht Windkraft an dieser Stelle vor allem das Landschaftsschutzgebiet (LSG) im Weg. Doch die Regionalplaner lassen erkennen, dass das kein Ausschlusskriterium mehr sein wird.
Der heutige Riedenberger Bürgermeister Roland Römmelt ( CSU ) bestätigt, dass der Vorschlag für diese Fläche aus seiner Gemeinde kam. Da auch Mitgenfelder Beritt betroffen sei, habe er sich mit dem Oberleichtersbacher Amtskollegen Dieter Muth kurzgeschlossen und gemeinsam etwas vorgeschlagen.
Ein Windpark im großen Stil solle auf den jeweils gemeindeeigenen Flächen nicht entstehen, nur zwei bis drei Anlagen. Die ursprüngliche Idee war, den produzierten Strom in die vorbeiführende 110-Kilovolt-Leitung einzuspeisen.
Laut Römmelt würden die Windräder weit genug von Wohnbebauung und vom touristisch gut besuchten Berghaus Rhön entfernt stehen. Gleichwohl wären sie wohl von der Zufahrtsstraße aus Richtung Schildeck zu sehen – was der Riedenberger nicht als störend empfindet.
Bürgermeister: Wertschöpfung soll in Region bleiben
Sowohl er als auch Muth verweisen darauf, dass man die Energiewende aktiv gestalten wolle. Gleichzeitig solle die Wertschöpfung in der Region bleiben. Sicher schwingt auch der Gedanke mit, sich nicht durch Windpark-Projektierer von außerhalb bestimmen zu lassen.
Dasselbe gilt auch für die zweite vorgeschlagene Fläche westlich der Autobahnanschlussstelle Bad Brückenau/Wildflecken. Die Gehölzinsel im Besitz der Gemeinde Oberleichtersbach hält Bürgermeister Dieter Muth für weit genug weg vom Ortsteil Mitgenfeld ; Schattenwurf, Lärm oder Ähnliches dürften sich nicht störend auswirken.
Ein Windrad an Autobahnauffahrt Richtung Würzburg
Auch dieser Standort sei früher in der Diskussion gewesen, wegen des LSG nicht weiterverfolgt worden. Muth hält dort nur ein Windrad für möglich. Betreiber der Anlage könne die Gemeinde nicht sein. Wie es nun weitergehe, sei Sache des Regionalen Planungsverbandes.
Dessen Geschäftsführer Thomas Schoenwald stellt klar, dass Vorschläge für Windkraftstandorte von Gemeinden keine bindende Wirkung besitzen. Bisher habe der Planungsverband nur aufgrund neuer Entwicklungen und Gesetze den Kriterienkatalog für Windkraftflächen aktualisiert. Ein erster Entwurf dafür liege vor, sei aber nicht beschlossen.
Bereits im November 2022 habe man gesagt: Wenn Gemeinden sich Gedanken zu Flächen für Windkraft machen, könnten sie das „informatorisch weitergeben“. „Wir wollen wissen: Stehen die Kriterien Vorhaben der Gemeinden entgegen, lassen sie Platz für deren Wünsche“, so Schoenwald.
Weiter Areale für Windkraft ungeeignet
Der Mitarbeiter des Landratsamtes in Bad Kissingen betont, dass weiterhin Areale im Regionalplan festgeschrieben sein werden, wo Windkraft ausgeschlossen bleibt. Zwar sei das Landschaftsschutzgebiet künftig kein Ausschlusskriterium mehr, aber sicherlich Naturschutz- und FFH-Gebiete.
„Was nicht von vornherein ausgeschlossen wird, stellt dann die Suchkulisse dar“, ergänzt Schoenwald. Aber sicherlich könne sich in der näheren Betrachtung für manche Flächen auch erweisen, dass zu viele Hindernisse einer Windkraftnutzung entgegenstehen. Entschieden werde bei den Planungsexperten bei der Regierung von Unterfranken in Würzburg.
Wenig Hoffnung auf Verwirklichung
Ob neben Oberleichtersbach und Riedenberg weitere Gemeinden im Landkreis Bad Kissingen potenzielle Flächen für Windräder gemeldet haben, kann Thomas Schoenwald nicht sagen. Da fehle ihm der Überblick, zumal manches auch nach Würzburg gemeldet werde.
Ob es mit den vorgeschlagenen Windkraftflächen etwas wird, können weder Roland Römmelt noch Dieter Muth zum jetzigen Zeitpunkt sagen. Allerdings räumt Römmelt dem gemeinsamen Standort am Ziegelhäg wenig Chancen ein. Die Einspeisung in die 110-kV-Leitung sei schwierig; es müsse wohl eine Anbindung nach Bad Brückenau her.
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