Das Tor zur Klimastation ist zweigeteilt. Hier oben, in 800 Meter Höhe, liegt im Winter viel Schnee. "Der untere Teil ist oft komplett zugeschneit, so dass wir dann trotzdem problemlos in die umzäunte Fläche hineinkommen", sagt Forstwirtschaftsmeister Michael Schneider . Jeden Dienstag, das ganze Jahr über, kommt er hier nach oben auf den Kellerstein.
Bei jedem Wetter läuft er - mit oder ohne Schneeschuhe - zu der Freilandklimastation in der Nähe der Oberbacher Rhönklubhütte, um Proben zu entnehmen. Jetzt, fast Mitte Mai, sind die ersten feinen, hellgrünen Blätter an den Büschen ringsum erkennbar. "Der April war der kälteste seit 24 Jahren", erklärt Michael Sautter vom betreuenden Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), die verzögerte Vegetationsperiode.
Weltweites Netzwerk
Zu dieser Freilandstation gehört auch eine Waldklimastation nur wenige hundert Meter entfernt. Für Statistikliebhaber ist das hier ein Traum: Eine Messstation steht neben der anderen. Dort wird der Niederschlag gemessen, hier das herabfallende Laub. Die Temperatur wird erfasst und im Boden die Saugkraft von großen Baumwurzeln imitiert, um die Feuchtigkeit im Boden zu messen. Die Station ist eine von 19 bayerischen Klimastationen.
In Echtzeit werden die Daten mittlerweile in die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising übermittelt. Eine Waage misst beispielsweise den Niederschlag und leitet die Daten direkt weiter. Das ist erst seit wenigen Jahren möglich. In Freising laufen die Daten aller 19 bayerischen Klimatationen zusammen. Hier werden die Proben bis ins Kleinste untersucht und in ein weltweites Netz an Klimadaten aufgenommen.
Zu wenig Regen
Seit drei Jahren kämpfen die Förster auch hier mit dem Borkenkäfer . Der kalte April schafft zumindest einen kleinen Vorteil gegenüber den Vorjahren: Für den Schädling bedeutet das eine verkürzte Saison. "In den vergangenen Jahren war die erste Generation der Käfer bereits im Mai raus", erklärt Bernhard Zürner, Amtsleiter des AELF. Bis zu drei Generationen sind da beobachtet worden. "Heuer werden es vermutlich nur zwei Generationen, das bedeutet weniger Käfer", sagt Zürner.
Auch wenn der April zu kalt war, so hat er nicht genug Niederschlag gebracht. Die Vegetation braucht jetzt alles, was runterkommt. "In der vergangenen Woche hat es nur neun bis zehn Liter geregnet", erklärt Schneider aus den Messdaten heraus. "Das ist sehr wenig". Der Trockenstress für die Bäume habe enorm zugenommen. Ein paar Jahre könnten starke Buchen so etwas kompensieren, "durch vorzeitigen Blätterabwurf beispielsweise", sagt Schneider.
Trockenstress
Leiden die Bäume allerdings unter Stress, können sie sich auch weniger gegen den Befall der Schädlinge wehren. Jetzt ist eine saubere Waldwirtschaft besonders wichtig, mahnt deshalb Amtsleiter Zürner die Waldbesitzer zur Vorsicht (siehe Infokasten).
In der Waldklimastation kann durch die Messreihen exakt festgestellt werden, wann die Bäume keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen können. Im vergangenen Jahr war deutlich, dass "bereits im Juni und Juli nicht mehr genug Wasser für die Bäume da war", zeigt Sautter (siehe Grafik). Wie lange das manche Bäume noch mitmachen, sei fraglich.
800 Meter über n.N. liegt die Klimastation in Oberbach . Sie ist eine von 19 bayerischen Stationen.
0,6 bar ist der Unterdruck, mit dem die Buchenwurzeln das Wasser aus dem Boden saugen.
Was kann der Waldbesitzer tun?
Grundlage Durch den Trockenstress der Wälder - vor allem mit hohem Fichtenanteil - kann die Population der sogenannten Buchdrucker stark anwachsen. Mittlerweile sind auch Laubbäume , insbesondere die Buche, betroffen.
Handeln Durch saubere Waldwirtschaft soll die Ausbreitung eingedämmt werden. Das bedeutet, der Waldbesitzer ist dazu aufgefordert, regelmäßig alle vier Wochen die Bäume zu kontrollieren, befallene Fichten zu fällen und rasch aus dem Wald zu bringen. Denn auch in gefällten Bäumen können sich die Schädlinge weiterhin ausbreiten.
Unterstützung Für Beratung und finanzielle Förderung ist das AELF im Bereich Bad Brückenau zuständig. Ansprechpartner sind Joachim Dahmer in Bad Brückenau (Tel.: 09741/934 99 72) und Michael Sautter in Bad Kissingen (Tel.: 09771/61 02-21 27)