
Das bevorstehende Rakoczy-Festwochenende soll zwar historisches Flair verbreiten und ganz im Zeichen von Fürst Rákóczi, der Quellenkönigin und den einstigen Kurgästen stehen, ein rauschendes Fest wird es aber nicht geben. Das bekräftigte Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) in der Stadtratssitzung am Mittwochabend noch einmal. Große Menschenansammlungen sind nicht gewünscht, deshalb wurden bereits vor Wochen das klassische Festprogramm mit den publikumswirksamen Höhepunkten wie "Saale brennt", Festball, Umzug sowie Feuerwerk abgesagt.
Das Alternativprogramm sieht, ähnlich wie 2020, vor, dass die Darsteller der historischen Persönlichkeiten durch die Stadt flanieren und sich beispielsweise bei kulturellen Programmpunkten wie Konzerten der Staatsbad Philharmonie und bei historischen Führungen zeigen. In der Innenstadt ist erweiterte Gastronomie mit Begleitmusik erlaubt, außerdem sind zwei Rockkonzerte mit den "Jets" und "Kojak" im Innenhof des Luitpoldbades für rund 500 Besucher angekündigt. Hier laufe der Vorverkauf bislang schleppend, gab der Rathauschef Auskunft.
"Es ist weitestgehend analog wie letztes Jahr", sagte Vogel. Er berichtete, dass sich in den vergangenen Tagen eine Eigendynamik entwickelt hat und sich vermehrt Leute nach einem Rakoczy-Fest wie in den Jahren vor Corona und nach Party in der Innenstadt sehnen. Dieser Eindruck beunruhige die Verantwortlichen im Rathaus, im Landratsamt sowie bei der Polizei . Vogel betonte vehement: "Wir können uns kein Hof- und Gassenfest leisten. Wir befürchten und sehen da eine Gefahr, dass die Besucher, die kommen, nicht zu den Gästezahlen bei den Gastronomen passen." Die verantwortlichen Stellen befürchten, dass es mehr Gäste zum Feiern in die Stadt zieht, als es Plätze in der Gastronomie gibt und dass sich der Wunsch der Leute nach Normalität gewissermaßen in Bad Kissingen entlädt.
Die Wirte haben zwar von der Stadt die Möglichkeit bekommen, ihren Außenbereich zu erweitern, dennoch wird das gastronomische Angebot nicht mit einem normalen Fest mithalten: Öffentliche Plätze , die sonst bewirtet werden, wie der Eisenstädter Platz, der Rathausinnenhof und der Theaterplatz, bleiben 2021 leer. Den Wirten fehlen laut Vogel die personellen Kapazitäten, um hier eine Bewirtung zu stemmen. Auf dem Marktplatz und in der Grabengasse werde sich die Bewirtung nicht von der unterm Jahr unterscheiden, an der Spielbank und in der Bachstraße wird mehr bestuhlt. Damit die Besucher sich in der Bachstraße ungefährdet bewegen können, wird die Straße für Autos gesperrt.
Bad Kissingen als Gesundheits- und Tourismusstandort befinde sich in einem Dilemma. Auf der einen Seite müsse die Stadt in der Pandemie Sicherheit bieten, auf der anderen Seite "haben wir die Notwendigkeit, attraktiv zu sein als Standort."
Die Stadt werde alles tun, damit es kein unkontrolliertes Straßenfest in der Altstadt gibt, so der OB weiter. "Wir müssen die Erwartungen runterkriegen." Deshalb wird es zusätzliche Kontrollen, Hinweise und Einschränkungen geben. Vogel kündigte an, dass für Begleitmusik in der Innenstadt um 23 Uhr Schluss sein wird, der Ausschankschluss wird von 1 Uhr auf 24 Uhr vorverlegt. Plakate sollen auf die geltenden Schutzregeln hinweisen, Lautsprecherdurchsagen und Ordner werden vor allem an neuralgischen Punkten wie der Grabengasse, der Bachstraße und der Ludwigsbrücke eingesetzt. "Wenn wir Verdichtungen feststellen, werden wir darauf hinwirken, dass weitergegangen wird", sagte Vogel. Als letztes Mittel werde die Polizei durchgreifen. Die Grundregel lautet: Wer keinen Sitzplatz hat, soll weitergehen. Dementsprechend appelliert die Stadt an die Wirte, keine Getränke zum Mitnehmen zu verkaufen, sondern sich auf die Bewirtung ihrer Plätze zu beschränken. Buden, aus denen Getränke und Speisen verkauft werden, sind ohnehin nicht erlaubt. "Ich hoffe, dass die Gäste und Wirte mitspielen und dass wir einen guten Mittelweg finden", sagt Vogel.