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Nüdlingen
Nüdlingen: Postalische Verbindung mit den Großen dieser Welt
Schon als Kind mochte Roland Halbritter keine weißen Briefumschläge. Heute inszeniert er aufwändige Mail-Art-Aktionen. Warum er auch eigene "Briefmarken" kreiert.
Kulturwissenschaftler und Kurator Roland Halbritter aus Nüdlingen malt Porträts von Prominenten aus Geschichte und Gegenwart. 
Foto: Isolde Krapf | Kulturwissenschaftler und Kurator Roland Halbritter aus Nüdlingen malt Porträts von Prominenten aus Geschichte und Gegenwart. 
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 11.06.2021 02:20 Uhr

Roland Halbritter ist Kulturwissenschaftler und Kurator und spürt ganz nebenbei schon lange seiner Liebe zur Mail Art hinterher. Aus dieser privaten Leidenschaft ergaben sich schon etliche öffentliche Großprojekte. Zudem malt der 57-Jährige bunte Porträts von Persönlichkeiten aus aller Welt und lässt aus diesen Konterfeis Postkarten drucken oder aber Seiten mit Mini-Bildnissen, aus denen er auf seiner uralten Perforiermaschine kleine Künstlermarken für Briefe herausstanzt.

So war das jetzt mit dem amerikanischen Sänger Bob Dylan, der am 24. Mai seinen 80. Geburtstag feierte oder mit dem deutschen Maler Albrecht Dürer, der am 21. Mai vor 550 Jahren in Nürnberg zur Welt kam. Ganz private Sondermarken schuf Halbritter zudem vom Aktionskünstler und Bildhauer Joseph Beuys, der am 12. Mai 100 Jahre alt geworden wäre (gestorben 1986) und von dem großen Sohn Bad Kissingens, dem Physiker und Nobelpreisträger Jack Steinberger, der am 25. Mai den 100. Geburtstag gefeiert hätte (gestorben 2020). Seine Marken verwendet Halbritter dann natürlich auch für seine Mail-Art-Aktionen.

Kurator auf einem Schloss

Der gebürtige Nüdlinger studierte in Würzburg und Bologna (Italien) Kunstgeschichte und Volkskunde. Nach dem Studienabschluss lockte eine Stelle in Meran (Südtirol), wo er ab 1997 das neue Museum auf Schloss Trauttmannsdorf mit aufbaute.

Kurator Roland Halbritter mit einer Barbie-Puppe im Museum Obere Saline.
Foto: Archiv Siegfried Farkas | Kurator Roland Halbritter mit einer Barbie-Puppe im Museum Obere Saline.

2004 zog er aus familiären Gründen wieder nach Nüdlingen und ist seitdem freiberuflich tätig. Zum Museum Obere Saline unterhielt er engen Kontakt und kuratierte dort etliche Ausstellungen, bei denen Mail-Art eine Rolle spielte. Um "Post für Otto" bat er zum Beispiel vor mehr als zehn Jahren Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt und nahm bald darauf vom Nüdlinger Postboten zahlreiche Karten, Briefe und Päckchen zum Thema Otto von Bismarck entgegen, die er später gleich drei Mal bei Ausstellungen in der Oberen Saline und auf Schloss Aschach zeigte.

Mail-Art rund um Barbie

2014 wurde Halbritter in Marktbreit tätig. Für die Sonderausstellung "Ein Haus reist um die Welt" im Jahr 2015 im Museum Malerwinkelhaus ließ Halbritter wieder seine zahlreichen Kontakte zur Kunstszene spielen. Spektakulär war auch die Bad Kissinger Ausstellung zur berühmten Barbie, die Halbritter 2016 konzipierte. Dort ging’s natürlich in erster Linie um Puppen, aber begleitend zu den Exponaten hatte der 57-Jährige wieder eine Mail-Art-Aktion gestartet, zu der Kunstschaffende aus aller Welt ihre teils schrillen Werke per Post übermittelten.

Aufsehen erregten auch Halbritters gemalte Porträts von Prominenten aus Kunst, Politik, Wissenschaft und öffentlichem Leben, die er 2014 in der Oberen Saline in Szene setzte. Bei diesem "Born Project" hatte der Nüdlinger sich selbst das ehrgeizige Ziel gesetzt, ein Jahr lang täglich ein Promi-Porträt zu malen. Und dann waren da noch die Bocksbeutel-Ausstellung 2016 in Hammelburg und die Bademoden-Exponate in der Oberen Saline 2017 – alles Themen, die Habritter als Kurator arrangierte.

Einladung nach Nizza

"Ich habe inzwischen ein großes Netzwerk an nationalen und internationalen Künstlern aufgebaut. Die meisten antworten mir, von anderen bekomme ich auch keine Reaktion", sagt Halbritter im Gespräch mit dieser Redaktion. Er selbst kennt die wenigsten von ihnen persönlich. Aber manchmal wird er sogar von einem, den er anschrieb, eingeladen. So zum Beispiel hatte der Franzose Ben Vautier ihn zur Eröffnung seiner Ausstellung ins lothringische Schloss Malbrouck gebeten. "Ich bin natürlich hingefahren", sagt er und lacht: "Unterwegs blieb auch noch mein Auto liegen."

Bunter Mix aus Postkarten und Ausstellungskatalogen, gesehen bei Roland Halbritter.
Foto: Isolde Krapf | Bunter Mix aus Postkarten und Ausstellungskatalogen, gesehen bei Roland Halbritter.

In Halbritters "Künstlerverzeichnis" sind namhafte Künstler wie etwa der Multi-Media-Künstler Clemente Padín aus Uruguay, der italienische Mail-Artist Vittore Baroni oder die japanische Fluxuskünstlerin Japanerin Takako Saito zu finden.

Halbritters Liebe zur Mail-Art entsprang seiner Kindheit. Weiße Briefe fand er schon damals langweilig und war der Ansicht, man müsse das leere Weiß unbedingt mit buntem Leben füllen. Auch seine Cousine Martina aus Meckenheim (Nordrhein-Westfalen) fand das toll, sagt er. "Wir schrieben uns hin und her und bemalten unsere Post." Auch in jungen Jahren habe er da schon kleine bunte Papperl entworfen, mit denen er seine Briefe schmückte … und dann gehofft, dass die Post diese auch, zusammen mit der Briefmarke, abstempeln würde. 

 
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