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Bad Kissingen
Humusprojekt: Klee gegen den Klimawandel
Das Humus-Klima-Netz hat das Ziel, den Humusaufbau auf dem Acker zu erforschen. Der Nüdlinger Landwirt Edgar Thomas macht mit und erklärt, warum das wichtig ist.
Landwirt Edgar Thomas mitten in seinem Klee-Feld. Die Pflanze soll nun zwei Jahre auf dem Acker bleiben.       -  Landwirt Edgar Thomas mitten in seinem Klee-Feld. Die Pflanze soll nun zwei Jahre auf dem Acker bleiben.
Foto: Ellen Mützel | Landwirt Edgar Thomas mitten in seinem Klee-Feld. Die Pflanze soll nun zwei Jahre auf dem Acker bleiben.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 30.09.2024 15:25 Uhr

Für den Nüdlinger Edgar Thomas ist klar: Der Klimawandel zeigt sich. Er stellt sich daher als Landwirt die Fragen: „Wie gehen wir mit dem Klimaschutz um? Wie bereiten wir uns darauf vor?

Wie können wir helfen, ihm entgegenzuwirken?“ Er sieht auf seinem Gebiet verschiedene Möglichkeiten. „Wir haben die Fläche, und gerade in der Fläche kann man viel umsetzen. Ich glaube das schon, dass wir da große Möglichkeiten haben, und die müssen wir nutzen“, ist er überzeugt.

Humus speichert CO₂ aus der Luft im Boden

Die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beauftragte „Bodenzustandserhebung Landwirtschaft“ gibt ihm recht: Landwirtschaftliche Böden in Deutschland speichern rund 2,5 Milliarden Tonnen CO₂ (also Kohlenstoff) in Form von Humus. Sie speichern damit über das Doppelte an Kohlenstoff wie der Baumbestand in deutschen Wäldern.

Daher den Humus-Anteil in den Böden zu erhöhen, ist nicht nur aus Sicht der Klimawandelbekämpfung sinnvoll. Auch, um den jetzt schon eintretenden Folgen des Klimawandels entgegenzutreten, hilft Humusboden in der Landwirtschaft.

Denn er hat weitere positive Eigenschaften, wie Edgar Thomas weiß: „Gerade in diesen Jahren ist Humusboden hilfreich: Er speichert viel besser Wasser, hat mehr Nährstoffe. Die Erträge sind dort wesentlich besser.“ Und: Er hat eine Pufferfunktion – wenn man etwa mit landwirtschaftlichen Maschinen darüberfährt, gleich der Boden das viel schneller wieder aus, so der Nüdlinger.

Teilnahme an Forschungsprojekt Humus-Klima-Netz

Daher ist sein Betrieb jetzt im Humus-Klima-Netz: ein Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Humusaufbau in Ackerböden . Es soll in den kommenden Jahren in bundesweit 150 Betrieben innovative und langfristig wirkende Maßnahmen zum Humuserhalt und -aufbau erproben und in der Breite etablieren, heißt es auf dessen Seite.

Mit dabei ist das Thünen-Institut, das das Projekt wissenschaftlich begleitet. Aus dem Landkreis nimmt außerdem auch der Milchhof Mitgenfeld teil.

Verschiedene Wege zum Humusaufbau

Für das Projekt gehen die Landwirte , von denen die Hälfte biologisch, die anderen konventionell anbauen, unterschiedlichste Wege. Einige Beispiele:

  • erweiterte Fruchtfolgen
  • Einsaat von Zwischenfrüchten oder Untersaaten
  • Anbau mehrjähriger Kulturen b
  • Kombination von Gehölzen und Ackerflächen in Agroforstsystemen

Wie sich das auf den Humusgehalt im Boden auswirkt, messen und bewerten die Forscherinnen und Forscher des Thünen-Instituts durch Bodenproben. Auch die Frage, was bestimmte Maßnahmen den Landwirten an Kosten (auch in Form von Ernteverlust) einbringt, spielt eine Rolle.

Klee statt Getreide auf dem Acker

Bei Edgar Thomas steht daher nun Klee auf dem Acker. „Kleearten wie Luzerne oder Rotklee sind Pflanzen, die aus der Luft den Stickstoff aufnehmen und in den Boden einlagern“, sagt er. Mindestens zwei Jahre soll der Klee dort stehen bleiben.

Dabei betont er auch, wie wichtig es ist, den Boden so wenig wie möglich zu bearbeiten: „Immer, wenn ich etwas am Boden mache, kommt wieder Sauerstoff dazu. Das ist schlecht für den Humus.“ Auch bei Insekten sei der Klee in seiner Blühzeit gerne gesehen. Und wenn der Landwirt auf seinem Kleefeld steht, macht sich auch bei ihm eine Begeisterung für die Pflanze bemerkbar.

Weg der Landwirte beschreiben

Bei dem Projekt soll der Weg der Landwirte in den zehn Jahren der Laufzeit beschrieben werden. Thomas ist sehr gespannt, wie sich das Projekt entwickelt und welche Lehren daraus gezogen werden. „Macht man Zwischenfrüchte, wie baut man es auf, kann man noch bestimmte Elemente mit einbauen?“

Vor allem interessiert den Landwirt , ob mit dem Aufwand etwas bewirkt werden kann. „Da wird ja Geld investiert und man macht sich Gedanken. Wenn das klappt und man das in Deutschland in die Fläche bringt, da können wir schon etwas bewegen. Das wird eine spannende Geschichte.“

Bayern fördert Humusaufbau im KULAP

Glück hat der Landwirt hier, dass Bayern im Kulturlandwirtschaftsprogramm nun Humusaufbau fördert: Wer 40 Prozent seiner Ackerfläche dem Humusanbau widmet, bekommt eine Förderung. Die 40 Prozent erreicht er.

Ein wenig Bedenken hat er dennoch, wenn er in seiner Halle steht, in der dieses Jahr viel weniger Getreide lagert als in anderen Jahren. „Ich bin mal gespannt, wie das wirtschaftlich ausgeht. Die Frage ist auch, was machen wir mit dem Klee?“

Ein paar Ideen hat er schon. Eine Möglichkeit: Die Blattspitzen abernten und als hochwertiges Eiweißfutter verkaufen.

Plan für die kommenden Jahre

Derzeit ist er dabei, den Plan für die zehn Jahre des Projektes aufzustellen. Einen groben Plan hat er, muss ihn aber noch mit den Vorgaben aus dem Humus-Klima-Netz abstimmen. „Es gibt ein paar Parameter, die man im Rahmen des Projekts erfüllen sollte.

Da müssen wir schauen, wie das in unser Konzept passt“, so der Landwirt . Doch trotz seiner Zweifel ist Edgar Thomas überzeugt: „Das ist der richtige Weg. Wir können uns nicht raushalten, weil wir wissen, dass sich etwas verändert. Und da müssen wir gegensteuern.“

 

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Kommentare
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  • Andreas Gerner
    Die Medaille hat 2 Seiten

    Natürlich sind Futterleguminosen wie Klee und Luzerne gut für den Boden und reichern Humus an(Habe selbst einige Hektar Luzerne und kann das bestätigen). Aber in den beiden Jahren, wo der Klee auf den Flächen stehen soll, wächst stattdessen dort halt keine Nahrung. Null Weizen, Kartoffeln, Sonnenblumen.
    Da stellt sich die ethische Frage.
    Schließlich hungern auf der Welt viele hundert Millionen Menschen und Kinder.

    Humusaufbau sollte PRODUKTIONSINTEGRIERT umgesetzt werden, indem man das Stroh auf der Fläche belässt, Zwischenfrüchte aussät wo und wann immer sie passen.

    Und vor allem sollte - wie der Praktiker selbst beschreibt - der Boden möglichst wenig und möglichst selten tief bearbeitet werden.

    Leider bewirken die von der EU und der deutschen Regierung angestrengten Reduzierungen beim Pflanzenschutz genau in die Gegenrichtung:
    Es wird in der Folge wieder vermehrt mechanisch eingegriffen werden. Pflug, Hacke, Striegel usw.
    Jedes Mal geht Humus verloren.
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