Vor dem Ersten Weltkrieg waren Kaiser und Könige in Bad Kissingen keine Seltenheit. Nach 1945 bedeuteten Besuche hoher Staatsgäste etwas ganz Besonderes, wie zum Beispiel Ende August 1966. Vor 50 Jahren besuchte das thailändische Herrscherpaar, König Bhumibol und Königin Sirikit, die Kurstadt an der Saale.
Eine Europareise hatte das thailändische Königspaar erst nach London und dann vier Tage nach Bremen geführt. Von dort flogen die königlichen Gäste am 25. August mit einem Sonderflugzeug nach Kitzingen, um mit einem Autokonvoi, der von Landpolizisten auf Motorrädern eskortiert wurde, Bad Kissingen zu erreichen. Vor dem Kurhaushotel wartete bereits eine riesige Menschenmenge auf das hohe Paar. Schon lange zuvor war der königliche Besuch Gesprächsthema Nummer eins gewesen, hieß es doch die „schönste Frau der Welt“ komme nach Bad Kissingen.
Um 12.45 Uhr traf der Konvoi am Kurhaushotel ein. Die Kissinger bereiteten ihren Gästen einen begeisterten Empfang. Als erster hieß Oberbürgermeister Hans Weiß König Bhumibol und Königin Sirikit willkommen. Beide zeigten sich erfreut über den herzlichen Empfang, „vor allem die Königin winkte immer wieder nach allen Seiten“, vermerkten die Chronisten.
Ein erster Besuch führte das Königspaar um 14.30 Uhr nach Schloss Aschach. Im Schlosshof erwartete ein großes Aufgebot von Kameraleuten die illustren Gäste. In seiner Eigenschaft als Bezirkstagspräsident entbot Hans Weiß in der Schlosshalle eine Grußadresse. Die 89-jährige Schlossherrin, Gräfin Carola von Luxburg, überreichte Königin Sirikit einen Orchideenstrauß, bevor ein Rundgang durch das Schloss folgte.
Zurück in Bad Kissingen erschien das Königspaar um 16.55 Uhr bei Bundespräsident Heinrich Lübke, der im Kurländerhaus (heute Klinik der Deutschen Rentenversicherung Unterfranken) zu einem seiner Kuraufenthalte weilte. Königin Sirikit zeigte sich in einem weiten Brokatkleid, das die Schaulustigen zu stürmischen Ovationen hinriss. Der Bundespräsident und seine Gattin Wilhelmine gingen dem Königspaar bis auf den Gehsteig entgegen, wo erneut eine unübersehbare Schar von Kameraleuten und Fotografen wartete.
„Dann verschloss sich die Tür des bundespräsidentlichen Appartements zu einer Teestunde“, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht.
Am Abend spielte das Jugendmusikkorps vor dem Kurhaushotel auf. Anschließend trugen sich König Bhumibol und Königin Sirikit in das Goldene Buch der Stadt ein.
Porzellanfigur als Geschenk
Oberbürgermeister Weiß überreichte der Königin eine Porzellanfigur namens „Der Froschkönig“, angefertigt von der Kissinger Künstlerin Lore Friedrich-Gronau.
Es folgte ein Abendessen im Kurhaushotel, das der Bundespräsident zu Ehren des thailändischen Königspaares gab. Daran nahmen auch der Chefarzt des Kurländerhauses, Dr. Dehnhardt, Oberbürgermeister Weiß und Kurdirektor Helmut Göbig mit ihren Gattinen teil.
Tags darauf, am 26. August, verabschiedeten sich die königlichen Gäste. Um 10 Uhr fuhren Bundespräsident Lübke und seine Gattin vor dem Kurhaushotel vor, und nach einer kurzen Begegnung im Appartement des Königs erschienen sie mit den königlichen Gästen im Foyer. Dann bestiegen der Bundespräsident und der König das Fahrzeug, das die beiden Standarten des thailändischen und des deutschen Staatsoberhauptes trug.
Im Präsidentenwagen nahmen Königin Sirikit und Wilhelmine Lübke Platz. Auch diesmal waren wieder mehrere hundert Schaulustige gekommen, um der Abfahrt des Königspaares nach Würzburg beizuwohnen.
Die Verantwortlichen für das Protokoll vermerkten hinterher, dass es keinerlei Pannen gegeben habe. Von der Stadtpolizei, die an den beiden Tagen von der Landpolizei kräftig unterstützt wurde, sei mustergültige Arbeit geleistet worden.
Gewürdigt wurde auch das Kurhaushotel, das mitten in der Hochsaison Räume für das thailändische Herrscherpaar und sein 26-köpfiges Gefolge bereitgestellt hatte.