"Reich zu sein bedarf es wenig, ist Amanda dabei bin ich ein König." Der schlichte Spruch kam nicht in der "Best off Show" vor, aber das kuschelige Nilpferd Amanda konnte "aus dem Bauch heraus" viele solcher Glanzreime ins Publikum wiehern. Wobei, das sei angemerkt, nicht der Bauch, sondern die Mundtechnik beim Bauchredner die Hauptrolle spielt. Das launige Publikum nahm jeden Wortfetzen dankbar auf. Denn im Münnerstädter Schlosshof war am Samstagabend auch der letzte verfügbare Platz besetzt mit wenigen neugierigen Neuen, mit stillen Genießern des schon Bekannten und mit den Hardcore-Fans, die schon gellend lachten, weil sie wussten, was kommen wird.
Sebastian Reich , aufgewachsen in Höchberg, und Amanda, die respektlose Nilpferddame, groß geworden in Veitshöchheim bei " Fastnacht in Franken ", hielten ihr Publikum bei Laune und ließen die sinkenden Temperaturen vergessen.
Reich lebt für zwei
Nicht immer hat man das Gefühl, dass Amanda und Sebastian in ihrer Wohngemeinschaft ein Herz und eine Seele sind. Aber gerade die Missverständnisse, die Teil fast jeder Homestory sind, machen den Spaß aus. Sebastian Reich lebt für zwei Personen. Das hat Vorteile, die ihn als Comedian so authentisch macht. Und natürlich das Talent, das zweite Ich in sich so unsichtbar zu machen, dass er dafür eine Puppe braucht, um sich zu artikulieren.
Die meisten Menschen benötigen nach einem Versuch, das nachzuahmen schon einen Internisten. Es gibt Bauchredner , bei denen an der Mimik erkennbar scheint, wie die Rolle gewechselt wird. Bei Sebastian Reich ist das nicht der Fall. Da steckt intensives Training dahinter, Amanda so erscheinen zu lassen, wie sie sich nun mal gibt. Die spontanen Gesten, die Betonungen, der Wortwitz als Reaktion auf die Bescheidenheit "ihres" Herrn.
Publikumsnummer inbegriffen
Sebastian Reich spricht gerne über seinen Erfolg, seine Bekanntheit und " Fastnacht in Franken ". Er merkt aber auch an, dass Amanda meist die beliebtere Persönlichkeit ist, an deren Namen man sich sofort erinnert: "Schau mal, da ist der vom Nilpferd, na von der Amanda!" So auch in Mürscht. Überhaupt, dieses "Mürscht" aus dem Bauch heraus, das hatte schon was. Aber Amanda hatte auch andere Präferenzen. "Leider" hatten sich wohl zu viele Gäste aus dem benachbarten Poppenlauer im Publikum befunden, denn an denen und am 2.Bürgermeister Andreas Trägner - "Amanda, ich will ein Kind von dir!" - hatte die Kuscheldame einen Narren gefressen. Immer wieder kam sie spontan auf ihre Lieblinge zurück. Und die Lacher hatte sie auf ihrer Seite.
So wie auch "Pic Nic", das Glücksschwein. Reich gibt auch "Gästen" seinen Bauch. Bei "Pic", deren Schwester "Pa Nic" heißt, war es der Gesang "Fortuna muss verrückt sein", dessen gefühlvolle Melodie und die anfängliche Traurigkeit des Textes über das Unglück eines Glückschweins vor allem die Tränen bei den Hardcores kullern ließen. Mit Amanda konnte der Mentor hemmungslos seine Spielchen treiben. Detailreich setzen die beiden sich mit dem Verhalten im Restaurant "Goldene Schachtel", weniger bekannt als McDonalds, auseinander, Amanda glänzt mit ihrem Talent als Lehrerin beim Homeschooling und steckt bei Englisch Geografie und Französisch nicht auf, im Gegenteil, sie pariert die leichten Vorwürfe ihres Sebastian mit trockenen Kalauern.
Glückskekse eignen sich immer, da aus ihnen eine Unzahl von Sprüchen entnommen werden kann. Diese für sich zu vereinnahmen und für höhere philosophischen Interpretationen zu verinnerlichen, das konnten Pic und Amanda gleichermaßen. Nicht nur da, sondern auch an vielen anderen Stellen der sehr kurzweiligen Show, war die Selbstironie "aller" Beteiligten sehr platziert gesetzt, die Sympathie für "meinen Andreas!" eine Art roter Faden und ein künftiger Auftritt in Poppenlauer dringend notwendig, um Genugtuung für die "Leiden" in der Show zu erreichen. Jedenfalls hier ein letzter Kalauer aus dem "reich"-haltigen Angebot: " Auch in den kleinsten Steppdecken kann der größte Depp stecken!"