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Bad Bocklet
Niklas Amthor: Mein Kopf wurde mein größter Konkurrent
Der 19-Jährige hat als Hürdenläufer viele Rekorde gebrochen und Wettbewerbe gewonnen. Jetzt folgt eine “kleine" Auszeit vom Leistungssport.
Edelmetall bei der Deutschen Meisterschaft gewonnen hat Niklas Amthor (rechts). Der Sportler vom TSV Bad Kissingen holte Bronze über 400 Meter Hürden.       -  Edelmetall bei der Deutschen Meisterschaft gewonnen hat Niklas Amthor (rechts). Der Sportler vom TSV Bad Kissingen holte Bronze über 400 Meter Hürden.
Foto: Theo Kiefner | Edelmetall bei der Deutschen Meisterschaft gewonnen hat Niklas Amthor (rechts). Der Sportler vom TSV Bad Kissingen holte Bronze über 400 Meter Hürden.
Redaktion
 |  aktualisiert: 23.12.2024 02:30 Uhr

Niklas Amthor hat die wohl schwerste Saison in seiner Hürdenlauf-Karriere hinter sich gebracht und dabei ganz neue Herausforderungen und auch Probleme erfahren, aber auch Neues dazu gelernt, wie man Nervosität in Energie umwandeln kann.

Das klappt zwar noch nicht immer, doch Beschäftigung außerhalb des Sport tun gut und auch deshalb plant der 19-Jährige eine ruhigere Saison, praktisch eine Auszeit vom Leistungssport. Als Elektriker für Energie und Gebäudetechnik würde der Bad Bockleter gerne Photovoltaik-Felder in Australien installieren, ob das klappt steht aber noch nicht endgültig fest.

Wer hat Sie angespielt?

Niklas Amthor : Anne Granich hat mich angespielt. Der Sport hat uns zusammengebracht wie so viele andere tolle Menschen, die man auf diesem sportlichen Weg kennengelernt hat. Uns verbindet die Leidenschaft zur Leichtathletik und nicht zu vergessen die tolle Gemeinschaft der Trainerinnen und Trainer, woran man beim Einzel-Sport nicht immer denkt.

Wie sieht Ihr Laufweg aus?

Sport habe ich schon immer geliebt und habe bereits mit sechs Jahren damit begonnen. Daran kann ich mich sogar noch gut erinnern, als das Training in der ersten Klasse spielerisch begann, damals mit Herrn Renninger. Nach und nach wurde das Training immer intensiver. Nach einem Trainerwechsel traf ich auf Reinhold Nürnberger, der heute noch mein Trainer und Unterstützer in allen Dingen ist. Er hat zahlreiche Nachwuchssportlerinnen zu sensationellen Erfolgen sogar bei Europa- oder Weltmeisterschaften geführt. Unter seinem Coaching habe ich den Sport erst richtig kennen- und lieben gelernt und Jahr für Jahr immer mehr trainiert. Durch die ersten großen Erfolge konnte ich richtig durchstarten. Besonders spannend war letztes Jahr die Teilnahme an den Bayerischen Meisterschaften in Regensburg genau an meinem 18. Geburtstag. Dieser Wettkampf ermöglichte mir die Teilnahme bei den Deutschen Meisterschaften in Rostock 2023 und motivierte mich, immer weiterzumachen.

Ihr großes sportliches Ziel 2024 war es sich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren, das hat leider nicht geklappt. Wie sehr hat Sie das geärgert oder nimmt man das eher sportlich und versucht es ein Jahr später eben nochmal?

Ach, geärgert wäre der falsche Ausdruck, die Saison hatte ihre Höhen und Tiefen. Ich startete mit einem Sehnen-Teilriss in die neue Saison und konnte trotz Verletzung weiter trainieren, was sich gleich bei meinem zweiten Wettkampf auszahlte. Bei der Jugendgala in Regensburg lief ich deutsche Saisonbestleistung und blickte mit einem Auge Richtung Weltmeisterschaft in Peru und wusste, ich könnte es schaffen.

Allerdings geht es sich in der Leichtathletik immer um Sekunden und Millisekunden. Eine halbe Sekunde hat mir schließlich beim 400-Meter-Hürden-Lauf gefehlt, um daran teilzunehmen. Den Druck habe ich mir selbst gemacht, ich wollte es unbedingt schaffen. Mein Kopf wurde mein größter Konkurrent und ich habe mich mental selbst ausgebremst. Zusammenfassend hat es mich nicht geärgert, sondern eher gestärkt zu verstehen, wie wichtig der Glaube an seine eigenen Fähigkeiten ist.

Sie hatten dieses Jahr ein attraktives Angebot aus Hessen und hätten dort Ihre Sportkarriere unter annähernd professionellen Bedingungen weiterführen können, weshalb haben Sie sich dagegen entschieden?

Ja, ein verlockendes Angebot, hätte mir die Chance gegeben, mich voll und ganz auf den Leistungssport zu konzentrieren, um bei hochklassigen Wettkämpfen mitzumachen. Ich habe mich aber bewusst dagegen entschieden, um mir eine Auszeit für eine ruhigere Sport-Saison zu nehmen, meine Ausbildung zu beenden und vielleicht bleibt noch genug Zeit zum Reisen.

Für Ihre Leistungen trainieren sie neben Beruf, Familie und Freizeit extrem hart und sehr zeitintensiv, was treibt Sie an?

Mein Antrieb ist der sportliche Erfolg, ich möchte das Beste aus mir herausholen.

Sie wirken für Außenstehende selbstbewusst, kraftvoll und auf den Punkt fokussiert. Stimmt dieser Eindruck und was passiert mit Ihnen, wenn der Startschuss fällt?

Ja, ich würde sagen, dass ich selbstbewusst bin. Durch den Sport habe ich gelernt zu kämpfen, durchzuhalten und weiter zu trainieren. Beim Startschuss versuche ich alles andere auszublenden.

Als Leistungssportler ist der Druck sicherlich teilweise sehr hoch, wie gehen Sie damit um und gibt es ein Rezept gegen Nervosität?

Ein Rezept gegen Nervosität wäre wirklich hilfreich. Inzwischen weiß ich aber, dass jeder Sportler die Nervosität in sich trägt. Jetzt versuche ich diese beim Sport in Energie umzuwandeln, mal sehen was daraus wird.

Ihr Vereinskollege Moritz Fischer hat es Ihnen zu verdanken, dass er überhaupt wieder mit der Leichtathletik angefangen hat. Ist er für Sie eher ein Konkurrent oder doch ein Freund?

Moritz ist nicht nur ein Freund, sondern auch ein großer Konkurrent, da er ein sehr guter Athlet ist und oft sein Potenzial gezeigt hat. Beim Training spornen wir uns gegenseitig an, um noch bessere Leistungen zu bringen.

Können Sie sich mittlerweile eigentlich merken, mit welchem Fuß Sie im Startblock vorne stehen?

Genau, das ist eine gute Frage. Mittlerweile weiß ich, welcher Fuß vorne ist, egal bei welcher Übung oder im Wettkampf.

Die Wettkämpfe finden in der Regel ja nicht vor der Haustüre statt und ein vernünftiger Sprintschuh kostet ja auch einiges, wie finanzieren Sie ihr Hobby?

Die Übernachtungen und Fahrtkosten bei den großen Wettkämpfen hat der Deutsche Leichtathletik-Verband finanziert, da ich im Nachwuchskader war. Andere Wettkämpfe hat mein Verein gezahlt und durch meine Arbeit verdiene ich jetzt auch eigenes Geld. Ansonsten unterstützen mich meine Eltern und kaufen auch mal ein paar neue Sportschuhe.

Wo liegt in naher Zukunft der Fokus, eher auf dem Sport oder dem Beruf? Sie werden demnächst vielleicht in Australien arbeiten…

Was das neue Jahr so bringt, werde ich sehen. Ob die Pläne für das auswärtige Arbeiten klappen, ist noch offen. Auf jeden Fall wünsche ich mir eine gesunde, sportliche Zukunft.

 

Welche sportlichen Ziele verfolgen Sie noch?

Mein Motto ist, jeden Tag besser zu werden und mir alle Türen offen zu lassen. Ich will Nervosität in Energie umwandeln und nach vorne schauen.

An wen spielen Sie weiter?

Weiterspielen möchte ich an Daniel Korn, ein Volleyball-Teamkollege von mir.

 
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