Man nehme ein gutes Dutzend gut ausgebildete Tänzer , dazu zwei Dutzend bekannte Melodien, vermische dies mit einem eingängigen Rhythmus, unterlege das Ganze mit bunten Lichteffekten und bringe dies auf die Bühne - ein einfaches Erfolgsrezept, das auch in Bad Kissingen begeistert hat.
"Irish Dance Revolution" lautet das Versprechen des Programmheftes, das farbenfroh und im Hochglanzformat die aktuelle Show des Ensembles von "Night of the dance" anpreist - und damit auch die Richtung des Abends vorgibt: Der irische Stepptanz, dessen Ruf von Michael Flatley und "Lord of The Dance" geprägt wurde, und der immer noch Publikumsmagnet ist.
Doch so farbenfroh wie in der Broschüre ist die Bühne des Max-Littmann-Saals nicht: nach hinten mit schwarzen Tüchern abgehängt, auf die ein Sternenhimmel projiziert wurde, auf der Bühne einige Scheinwerfer und Fluter, die Farbe beisteuern, und ein Bodenbelag, der die Stepps in das weite Rund des Saals überträgt. Ansage und Musik kommen aus dem Off, und die Kostüme passen zwar perfekt zu den Choreographien, sind aber so gestaltet, dass man möglichst schnell das Outfit wechseln kann. Manches bleibt halt bei den engen Zeittakten der Tournee-Anbieter auf der Strecke: Ankommen, Aufbauen, Auftreten, Abbauen, weiter zum nächsten Termin.
Was nicht auf der Strecke blieb, ist die Qualität der Tänzerinnen und Tänzer , die im Programmheft als "exzentrische Truppe aus 20 der weltbesten Profitänzer" bezeichnet wurden, die "mit unglaublicher Perfektion brillieren". Klappern gehört zum Geschäft und die ersten Besucherreihen und die Gäste auf dem Balkon mögen diese Perfektion noch erkannt haben. Ab der Mitte des großen Saals wurde es jedoch schwierig, die Schrittfolgen und die tänzerischen Qualitäten des Ensembles auf der Bühne zu erfassen. Das hatte nichts mit den Fähigkeiten des Ensembles zu tun, sondern begründet die Suche mancher Gäste nach besseren "Sichtplätzen" im Laufe des Abends.
Die Bühnenshow ist eine Vermischung der n unterschiedlichsten Stilrichtungen, die sich für eine Tanz-Choreographie eignen. Dabei greift Choreograph Liam Caputo auf bekannte Tanz-Shows ebenso zurück wie auf beliebte Tanzszenen aus Filmen. Beispiele hierfür sind natürlich die bekannten Rhythmen aus "Lord of the dance" und "Riverdance", der "Bongo-Song" aus "Stomp" oder "The time of my life" aus "Dirty Dancing" - nur wenige Takte daraus und dazu die passenden Kostüme aus den bekanntesten Szenen genügten, um das Publikum zum Träumen oder in den Klatschrhythmus zu bringen. Weitere Garanten für die Begeisterung des Publikums waren ein Medley aus "Beat it", "Bad", "Thriller" und weiteren Hits von Michael Jackson , die tänzerische Aufarbeitung von "Pirates of the Caribbean", oder die tänzerischen Choreographien zu einem "Latin medley", das temperamentvoll den "Salsa-Schwung" rund um Lieder von Marc Anthony oder Ricky Martin auf die Bühne brachte.
Die dynamische Inszenierung lebte davon, dass kein Leerlauf auf der Bühne entsteht. Das bedeutet, dass die erforderlichen Pausen für die Kostümwechsel (und zum Durchschnaufen) mit anderen Tanzelementen gefüllt worden sind.
Mit tänzerischer Akrobatik und kraftvollen Hebefiguren zum klamaukhaften "Dance monkey" oder zum gefühlvollen "Someone you loved" begeisterten Michelle Ernandez und Gerardo Gudierrez ebenso das Publikum wie der Breakdancer Juan Sanchez, der diese "Straßenkultur" mehrfach, körperbetont, kreativ und mit artistischen Einlagen präsentierte.
Die Gäste im nicht ausverkauften Regentenbau waren begeistert von den Tanzfreude des Ensembles, von der gelungenen Auswahl und Umsetzung der Tanzsequenzen und bedankten sich mit Szenen- und Schlussapplaus für einen unterhaltsamen Abend, der mit "Irish thunder" nochmals dem treibenden Stepp-Rhythmus huldigte und mit Alvaro Solers Hit "El mismo sol" und einer gemeinsamen Choreographie des 20-köpfigen Ensembles endete.