Bad Kissingen
Prämie für Elektroauto: Nie mehr an die Tanke?
Wer sich einen "Stromer" anschafft, bekommt eine Prämie. Wirkt der Kauf-Anreiz? Eine Familie aus Nüdlingen macht den Test.
Ihre Augen strahlen in einem hellen Blau. Fast türkis. Das Fahrgestell: schnittig. Ihre Erscheinung: schnörkellos. Sie bewegt sich leise, beinahe geräuschlos. Frauen wie Männer schauen ihr schon mal hinterher, wenn sie auf der Straße unterwegs ist. Und da ist sie am liebsten. Seit ein paar Tagen ist Familie Stahl aus Nüdlingen mit ihr auf Tour. Testweise.
Sie heißt "Zoe". Im Altgriechischen bedeutet ihr Name "Leben". Das Modell von Autohersteller Renault hat einen Elektromotor. Seit Anfang Juli gibt es bei der Anschaffung eines solchen E-Autos eine Prämie. Allein wegen des "Umweltbonus" interessiere er sich nicht für das Elektroauto, sagt Alexander Stahl. Seit einem Jahr denkt er darüber nach, von seinem "Benziner" auf einen "Stromer" umzusteigen. Ob "Zoe" bald zum Alltag der Stahls gehört, soll sich jetzt entscheiden.
Die Gemeinde Nüdlingen hat sich längst entschieden. Für den Elektro-Antrieb. Seit Mai steht der zweite Öko-Transporter in der Garage des Bauhofs. Den ersten hat die Gemeinde im Jahr 2013 angeschafft. "Für eine Kommune ist ein Elektroauto unschlagbar", sagt Bürgermeister Harald Hofmann. Günstige Wartung, keine Abgase und null Lärm, dazu kommen Steuererleichterungen. Mit dem grünen Strom aus dem eigenen E-Werk werden die Akkus ständig aufgeladen. Für die kurzen Wege innerhalb der Gemeinde genau richtig, meint Bürgermeister Hofmann. Aber, besteht der Elektroantrieb auch den Praxistest einer fünfköpfigen Familie?
"Zwei Einkaufskörbe passen in den Kofferraum rein", sagt Nancy Stahl und lacht. Die wird sie aber gar nicht so oft verladen. Ehemann Alexander will das Auto für seinen Arbeitsweg nach Bad Neustadt nutzen - 20 Kilometer hin und wieder zurück. "Klar, für längere Strecken ist er nicht gedacht. Aber für den Zweck genau gut." Eine der beiden "Familienkutschen" soll ausgetauscht werden. Das neue Auto würde er am liebsten mit dem Strom "betanken", den seine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach abwirft. "Ich hoffe, dass ich im Sommer umsonst Auto fahre."
Der sechsjährige Tim und sein Papa stöpseln "Zoe" auf dem Hof an das Stark-Strom-Netz in der Garage an. In der Nachbarschaft bleibt das nicht unbemerkt: Harald Markert hat sich erst vor Kurzem Infomaterial zu den elektrobetriebenen Autos zuschicken lassen. Die Prämie sei für ihn ein Kauf-Anreiz, meint er. Seit sieben Jahren fährt er einen Elektroroller. Er kennt die Vorzüge, hat aber auch einen Nachteil im Blick: "Du riechst nichts, du hörst nichts - super. Der einzige Nachteil ist die Reichweite", sagt Harald Markert. Und das Fahrgefühl?
"Es fühlt sich an, als ob man in einer Straßenbahn sitzt", sagt Nancy Stahl. "Man muss nicht schalten, hört kein lautes Brummen, es fährt sich einfach schön", meint ihr Mann Alexander. Wird er den Kaufvertrag beim Autohaus unterschreiben?
Gefühlsmäßig tun das seit Einführung des Umweltbonus immer mehr, meint Maximilian Koschig vom Autohaus Vorndran in Bad Neustadt. "Es zeigen immer mehr Interesse." Er kalkuliert mit noch mehr Kundschaft in Zukunft. Dann will wohl auch Alexander Stahl nur noch zum Reifendruck prüfen eine Tankstelle anfahren.
Prämie Verbraucher, Firmen, Stiftungen und Vereine können seit Anfang Juli den sogenannten Umweltbonus für Elektroautos beantragen. Die Förderung gilt rückwirkend für Fahrzeuge, die seit dem 18. Mai gekauft wurden und für solche, die nicht teurer als 60 000 Euro sind. Für reine Elektrowagen mit Batterie gibt es 4000 Euro. Bei Hybridautos, die per Stecker geladen werden und einen ergänzenden Verbrennungsmotor haben, sind es 3000 Euro. Bund und Hersteller übernehmen die Kosten zu gleichen Teilen.
Antrag Im Normalfall wird die Prämie direkt beim Kauf über den Hersteller beantragt. Für den Antrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle , kurz Bafa, braucht es den Kauf- bzw Leasingvertrag und die Zulassungsbescheinigung.
Hintergrund Der Bund rechnet damit, dass dank der Förderung etwa 300 000 E-Autos gekauft werden. Zu Jahresbeginn 2016 waren erst 25 500 E-Autos und 130 000 Hybride zugelassen - bei 45 Millionen Pkw insgesamt. Bis zum Jahr 2020 soll das schon ganz anders aussehen: Geht es nach dem Koalitionsvertrag von Union und SPD sollen dann schon eine Million E-Autos unterwegs sein. Ein hohes Ziel bei diesen Zahlen:
Ist-Situation Einen Monat nach dem Start der Kaufprämie sind beim Bafa gerade einmal 1791 Anträge eingegangen. Aus dem Topf, der insgesamt mit 1,2 Milliarden Euro gefüllt ist, wurden bisher lediglich rund 6,6 Millionen Euro angefordert. Die meisten Anträge kamen aus Bayern (468), gefolgt von Baden-Württemberg (357) und Nordrhein-Westfalen (307). BMW-Modelle lagen mit 581 Anträgen vorne vor Renault (444) und Volkswagen (154).
Konzept Schon einmal hatte der Staat mit Kaufprämien der Autoindustrie unter die Arme gegriffen. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise gab es ab dem Jahr 2009 beim Neuwagenkauf 2500 Euro vom Bund. Mit der sogenannten "Abwrackprämie" wollte die Politik Arbeitsplätze bei den Autobauern schützen.
Sie heißt "Zoe". Im Altgriechischen bedeutet ihr Name "Leben". Das Modell von Autohersteller Renault hat einen Elektromotor. Seit Anfang Juli gibt es bei der Anschaffung eines solchen E-Autos eine Prämie. Allein wegen des "Umweltbonus" interessiere er sich nicht für das Elektroauto, sagt Alexander Stahl. Seit einem Jahr denkt er darüber nach, von seinem "Benziner" auf einen "Stromer" umzusteigen. Ob "Zoe" bald zum Alltag der Stahls gehört, soll sich jetzt entscheiden.
Für Kommune "unschlagbar"
Die Gemeinde Nüdlingen hat sich längst entschieden. Für den Elektro-Antrieb. Seit Mai steht der zweite Öko-Transporter in der Garage des Bauhofs. Den ersten hat die Gemeinde im Jahr 2013 angeschafft. "Für eine Kommune ist ein Elektroauto unschlagbar", sagt Bürgermeister Harald Hofmann. Günstige Wartung, keine Abgase und null Lärm, dazu kommen Steuererleichterungen. Mit dem grünen Strom aus dem eigenen E-Werk werden die Akkus ständig aufgeladen. Für die kurzen Wege innerhalb der Gemeinde genau richtig, meint Bürgermeister Hofmann. Aber, besteht der Elektroantrieb auch den Praxistest einer fünfköpfigen Familie?"Zwei Einkaufskörbe passen in den Kofferraum rein", sagt Nancy Stahl und lacht. Die wird sie aber gar nicht so oft verladen. Ehemann Alexander will das Auto für seinen Arbeitsweg nach Bad Neustadt nutzen - 20 Kilometer hin und wieder zurück. "Klar, für längere Strecken ist er nicht gedacht. Aber für den Zweck genau gut." Eine der beiden "Familienkutschen" soll ausgetauscht werden. Das neue Auto würde er am liebsten mit dem Strom "betanken", den seine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach abwirft. "Ich hoffe, dass ich im Sommer umsonst Auto fahre."
"Wie in der Straßenbahn"
Der sechsjährige Tim und sein Papa stöpseln "Zoe" auf dem Hof an das Stark-Strom-Netz in der Garage an. In der Nachbarschaft bleibt das nicht unbemerkt: Harald Markert hat sich erst vor Kurzem Infomaterial zu den elektrobetriebenen Autos zuschicken lassen. Die Prämie sei für ihn ein Kauf-Anreiz, meint er. Seit sieben Jahren fährt er einen Elektroroller. Er kennt die Vorzüge, hat aber auch einen Nachteil im Blick: "Du riechst nichts, du hörst nichts - super. Der einzige Nachteil ist die Reichweite", sagt Harald Markert. Und das Fahrgefühl?"Es fühlt sich an, als ob man in einer Straßenbahn sitzt", sagt Nancy Stahl. "Man muss nicht schalten, hört kein lautes Brummen, es fährt sich einfach schön", meint ihr Mann Alexander. Wird er den Kaufvertrag beim Autohaus unterschreiben?
Gefühlsmäßig tun das seit Einführung des Umweltbonus immer mehr, meint Maximilian Koschig vom Autohaus Vorndran in Bad Neustadt. "Es zeigen immer mehr Interesse." Er kalkuliert mit noch mehr Kundschaft in Zukunft. Dann will wohl auch Alexander Stahl nur noch zum Reifendruck prüfen eine Tankstelle anfahren.
Wer bekommt die Prämie und wie hoch fällt sie aus?
Prämie Verbraucher, Firmen, Stiftungen und Vereine können seit Anfang Juli den sogenannten Umweltbonus für Elektroautos beantragen. Die Förderung gilt rückwirkend für Fahrzeuge, die seit dem 18. Mai gekauft wurden und für solche, die nicht teurer als 60 000 Euro sind. Für reine Elektrowagen mit Batterie gibt es 4000 Euro. Bei Hybridautos, die per Stecker geladen werden und einen ergänzenden Verbrennungsmotor haben, sind es 3000 Euro. Bund und Hersteller übernehmen die Kosten zu gleichen Teilen. Antrag Im Normalfall wird die Prämie direkt beim Kauf über den Hersteller beantragt. Für den Antrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle , kurz Bafa, braucht es den Kauf- bzw Leasingvertrag und die Zulassungsbescheinigung.
Hintergrund Der Bund rechnet damit, dass dank der Förderung etwa 300 000 E-Autos gekauft werden. Zu Jahresbeginn 2016 waren erst 25 500 E-Autos und 130 000 Hybride zugelassen - bei 45 Millionen Pkw insgesamt. Bis zum Jahr 2020 soll das schon ganz anders aussehen: Geht es nach dem Koalitionsvertrag von Union und SPD sollen dann schon eine Million E-Autos unterwegs sein. Ein hohes Ziel bei diesen Zahlen:
Ist-Situation Einen Monat nach dem Start der Kaufprämie sind beim Bafa gerade einmal 1791 Anträge eingegangen. Aus dem Topf, der insgesamt mit 1,2 Milliarden Euro gefüllt ist, wurden bisher lediglich rund 6,6 Millionen Euro angefordert. Die meisten Anträge kamen aus Bayern (468), gefolgt von Baden-Württemberg (357) und Nordrhein-Westfalen (307). BMW-Modelle lagen mit 581 Anträgen vorne vor Renault (444) und Volkswagen (154).
Konzept Schon einmal hatte der Staat mit Kaufprämien der Autoindustrie unter die Arme gegriffen. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise gab es ab dem Jahr 2009 beim Neuwagenkauf 2500 Euro vom Bund. Mit der sogenannten "Abwrackprämie" wollte die Politik Arbeitsplätze bei den Autobauern schützen.
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