
Man muss nicht unbedingt mit dem Helikopter anreisen, aber man könnte es. „Das ist schon vorgekommen“, sagt Christoph Hoenig und lächelt verschmitzt. Der Geschäftsführer des Hotels Neumühle Resort & Spa weiß genau, was anspruchsvolle Gäste erwarten. Und das dürfen sie auch, denn fünf Sterne verpflichten.
Rubensgemälde an der Wand
Der 38-Jährige serviert den Milchkaffee persönlich. Auf einem kleinen Tablet, liebevoll umrahmt von Kaffeebohnen und einer kleinen Leckerei. Hier ist nichts gewöhnlich, alles strahlt Luxus aus.
Auch das riesige Ölgemälde an der Wand. „Es stammt aus der Schule von Peter Paul Rubens“, erklärt Hoenig. Der flämische Meister (1577–1640) soll auch persönlich Hand angelegt haben.
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Strenge Standards
Das wird die zweiköpfige Prüfungskommission des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) vielleicht auch ein kleines bisschen beeindruckt haben. Sie hatten die Neumühle gründlich inspiziert und kamen zu dem Ergebnis: fünf Sterne. Für die Klassifizierung von Hotels gilt ein europäischer Standard, der in Deutschland allerdings erheblich strenger ausgelegt wird.
Eigentlich hätte die Punktzahl der Neumühle auch die Kriterien der allerhöchsten Stufe „Fünf Sterne Superior“ erfüllt. Aber Christoph Hoenig und sein Team entschieden sich dagegen.

Idee kam von Mitarbeitern
Denn das war nicht das Ziel – noch nicht. Während eines Workshops im vergangenen Jahr hatten die Mitarbeiter von sich aus festgestellt: „Wir sind eigentlich ein Fünf-Sterne-Hotel!“
Der Griff nach dem fünften Stern wäre nach den Anforderungen des Jahres 2024 kein Problem gewesen. Das bisherige Vier-Sterne-Superior-Resort hätte alle Kriterien erfüllt. Doch im laufenden Jahr wurden die Richtlinien nochmals deutlich verschärft.
„Der Gesamteindruck muss maximalen Luxus repräsentieren“, sagt der Direktor. Mit Geld allein lässt sich das nicht erreichen: „Fünf Sterne basieren wesentlich auf der Leidenschaft unserer Mitarbeiter.“ Und die stehen voll hinter „ihrer Neumühle“.
Stolz auf Arbeitsplatz
Auch längere Anfahrtswege, wie zum Beispiel aus Schweinfurt, nehmen sie dafür in Kauf. Die etwa 55 Angestellten sind stolz darauf, in einem so renommierten Haus zu arbeiten. „Das ist auch für den Lebenslauf eine herausragende Qualifikation“, fügt Direktionsassistentin Julia Niggemann hinzu.

Den Gästen dürften die Kriterien für die hohe Auszeichnung egal sein. Sie erwarten bei Preisen für zwei Personen zwischen 250 und 700 Euro pro Nacht höchsten Luxus auf Fünf-Sterne-Niveau.
Etwa den Turn-Down-Service. Die Zimmer und Suiten werden morgens und abends vom Personal hergerichtet. Vor dem Zubettgehen wird nochmals gereinigt, die Vorhänge werden zugezogen und die Bettdecke aufgeschlagen.
Luxus rund um die Uhr
Wer nachts Appetit bekommt, kann sich von der Snackkarte zum Beispiel Flammkuchen oder Pizza kommen lassen. Die Rezeption ist rund um die Uhr besetzt und beim sogenannten Valet Parking fährt ein Mitarbeiter den Wagen weg und bringt ihn wieder vor die Hoteltür, wenn die Gäste ihn brauchen.

Es sind die vielen Kleinigkeiten, die ein Fünf-Sterne-Haus wie die Neumühle so besonders machen. Ein Concierge ist für die Rundum-Betreuung verantwortlich. Zur Begrüßung liegt eine von Direktor Hoenig unterschriebene Karte auf dem Zimmer.
Ebenso hauseigene Schokolade. Stefanie Bengelmann, ehemalige deutsche Meisterin und Drittplatzierte bei den Chocolatier-Weltmeisterschaften, stellt sie eigens für die Neumühle her.

12.500 Gäste pro Jahr
Der Erfolg gibt Hoenig und seinem Team recht. Um die 12.500 Gäste genießen pro Jahr den luxuriösen Aufenthalt in den 31 Zimmern und Suiten. „Vor allem gut situierte Akademiker aus Würzburg, Fulda oder Frankfurt“, verrät der Geschäftsführer. Beliebt sind die Suiten ab etwa 450 Euro pro Nacht. Oft sind sie schon für längere Zeit ausgebucht.
Obwohl die meisten Einheimischen das Resort & Spa mit seinem 1000 Quadratmeter großen Wellness-Bereich noch nie von innen gesehen haben, kommen auch immer wieder Gäste aus dem Landkreis Bad Kissingen. Häufig haben sie zum Geburtstag oder anderen Jubiläen einen Gutschein für die Neumühle geschenkt bekommen. Ein exklusives Präsent, das gut ankommt.

Ehemalige Getreidemühle
Ein Blick in die Historie der Neumühle zeigt, wie sich das Haus gewandelt hat. Hans-Dieter Berdon entwickelte das 20.000 Quadratmeter große Anwesen der 500 Jahre alten ehemaligen Getreidemühle Mitte der 80-er Jahre zu einem Hotel. Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2005 war Berdon Geschäftsführer.
Hans-Jürg Schultheiss leitete nach ihm das nun als Romantik Hotel Neumühle firmierende Haus. Nach seinem plötzlichen Tod im Jahr 2019 war die Stelle des Geschäftsführers vakant.

Verantwortung für den damals 33-Jährigen
Der Eigentümer, ein großes deutsches Verlagshaus, machte den damals 33-jährigen Christoph Hoenig zum neuen Geschäftsführer der Neumühle. Der geborene Bonner hat lange in Berlin gelebt und gearbeitet. Im Anschluss an seine Ausbildung zum Hotelfachmann verdiente er sich in der Hauptstadt seine ersten Sporen in einem Vier-Sterne-Hotel.
Nach dem Besuch der Hotelfachschule in Berlin packte ihn die Abenteuerlust: „Ohne Arbeitsvertrag reiste ich nach Lanzarote und war dort einige Zeit Sportanimateur und Diskjockey“, erinnert sich Hoenig und lacht dabei. Es folgten führende Positionen in Hotels in Madrid, Barcelona und Köln.

Küche auf Gourmet-Niveau
Zum Luxus gehört natürlich auch eine Küche auf höchstem Niveau. Küchendirektor Dirk Abel und Küchenchef Michael Hübl verwöhnen die Gäste „auf Gourmet-Niveau“, wie Hoenig feststellt. Der „Mann für den letzten Gang“ ist in der Neumühle Chef de Pâtissier Doru Matan. Der 54-Jährige zaubert erlesene Desserts, Torten, Kuchen und verschiedenste Arten von Süßspeisen.
Noch ziert kein Stern die Brust von Küchendirektor Dirk Abel, die Chancen dafür stehen aber sehr gut. Er hat zuvor unter anderem im Le Canard Noveau in Hamburg (ein Michelin-Stern), dem Amadeus in Almancil/Portugal (ein Michelin-Stern) oder dem Restaurant im Seehotel Töpferhaus in Alt Duvenstedt (ein Michelin-Stern) gearbeitet.

Wie man mit Querulanten umgeht
Trotz all diesem Luxus und den kulinarischen Genüssen gibt es Zeitgenossen, die immer noch etwas zu meckern haben. Ein einziges Mal in seinem bisher 20-jährigen Berufsleben musste Hoenig einen Gast aus der Neumühle hinaus komplimentieren.

Seine Mitarbeiter ernteten trotz höchster Anstrengung und Hingabe nur Beschwerden und abfällige Bemerkungen. „Bestimmt kann ein anderes Haus Ihren hohen Ansprüchen besser gerecht werden“, erklärte ihm der Direktor. Höflicher kann ein Rausschmiss nicht sein.
Ehepaar kommt zum 100. Mal
Ein Einzelfall, denn die Neumühle gilt unter Gästen als Refugium der absoluten Sonderklasse. Viele kommen auch mehrmals im Jahr, um sich verwöhnen zu lassen. Im Juni steht für ein Ehepaar sogar ein ganz besonderes Jubiläum an: 100. Aufenthalt in der Neumühle.

Bleibt eigentlich nur noch eine letzte Frage: Gibt es in der Neumühle auch Currywurst mit Pommes? Ein herzliches Lachen und eine überraschende Antwort: „Wenn Sie es wünschen, können Sie das natürlich haben – aber mit Trüffel-Pommes.“ Das war sicher nur ein Scherz. Oder doch nicht?
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