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Bad Kissingen
Gastronomie und Landwirtschaft Hand in Hand
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga wird sich am Montag, 15. Januar, bei der Großkundgebung in Berlin dem Protest der Landwirte anschließen.
Auf konstruktive Zusammenarbeit in der Zukunft trinken (von links) Landrat Thomas Bold (CSU), BHG-Kreisvorsitzender Heinz Stempfle, der Kreisobmann des Bauernverbands Edgar Thomas und Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD).       -  Auf konstruktive Zusammenarbeit in der Zukunft trinken (von links) Landrat Thomas Bold (CSU), BHG-Kreisvorsitzender Heinz Stempfle, der Kreisobmann des Bauernverbands Edgar Thomas und Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD).
Foto: Sigismund von Dobschütz | Auf konstruktive Zusammenarbeit in der Zukunft trinken (von links) Landrat Thomas Bold (CSU), BHG-Kreisvorsitzender Heinz Stempfle, der Kreisobmann des Bauernverbands Edgar Thomas und Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD).
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 13.03.2025 14:16 Uhr

Mit seiner Teilnahme will der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband gegen die Anhebung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent demonstrieren und sowohl Kanzler Olaf Scholz ( SPD ) als auch Finanzminister Christian Lindner ( FDP ) an ihr vor einem Jahr gegebenes Versprechen erinnern, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent für die Gastronomie beizubehalten.

Dies teilte der Bad Kissinger Hotelier Heinz Stempfle als Kreisvorsitzender des bayerischen Branchenverbands BHG in seiner Festansprache zum traditionellen Neujahrsempfang den über hundert geladenen Spitzenvertretern aus regionaler Politik und Wirtschaft mit. „Die Anhebung der Mehrwertsteuer ist für unsere Betriebe eine Katastrophe.“

Herausforderungen durch marktpolitische Zwänge

Gerade im ländlichen Raum des Bäderlandkreises waren die zumeist privat betriebenen und von Eigenkapital getragenen Betriebe in vergangenen Jahren durch marktpolitische Zwänge bereits stark herausgefordert, was sich durch gestiegene Energie- und Rohstoffpreise sowie den seit Beginn des Ukraine-Kriegs spürbaren Inflationsanstieg noch verschärft hat. Stempfle: „Nach drei Verlustjahren liegen die Umsätze der deutschen Gastronomie immer noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019.“

Die aktuellen Regelungen der Ampelregierung wie die Anhebung des CO2-Preises sowie die Verteuerung des Agrardiesels wird sich seit Januar zusätzlich auf Transportkosten und Lebensmittelpreise auswirken und somit die Einkaufspreise für Hotellerie und Gastronomie nochmals verteuern. Bisher hatten die meisten Betriebe die Teuerung nur bedingt weitergeben wollen, um keine Gäste zu verlieren. „Doch jetzt steht uns das Wasser bis zum Hals.“

Stempfle hört nach 35 Jahren auf

Die Anhebung der Mehrwertsteuer wird, so deshalb Stempfles Vermutung, manche Betriebe – auch den einen oder anderen im Bäderlandkreis – zur Aufgabe zwingen oder durch Kostenweitergabe bei unseren Gästen zu einem Preisschock führen.

In seiner Rede sorgte Heinz Stempfle auch für eine Überraschung: Nach 35-jähriger Amtszeit werde er im November nicht mehr zur Wiederwahl als BHG-Kreisvorsitzender zur Verfügung stehen. Er dankte seinen Vorstandskollegen und sprach den Wunsch aus, bei der Neuwahl als Zeichen für Veränderung eine engagierte Kollegin zur Vorsitzenden zu wählen.

Blick auf die Zukunft der Branche

Zur Begründung berief er sich unter Applaus der Gäste auf ein Zitat der früheren britischen Ministerpräsidentin Margaret Thatcher : „Wenn du etwas gesagt haben willst, frage einen Mann. Wenn du etwas erledigt haben willst, frage eine Frau.“ Abschließend erlaubte sich Stempfle einen persönlichen Blick in die Zukunft der Branche: Schon jetzt zeige sich die schwierige Situation darin, dass selbst für renommierte Restaurants kaum noch Pächter zu finden sind.

„Wer geht denn in dieser kritischen Wirtschaftslage noch das Risiko ein, sich in der Gastronomie selbstständig zu machen oder neben seinem bisherigen Betrieb sich mit einem zweiten selbst Konkurrenz zu machen?“ In Zukunft werde das Geschäft nicht nur komplexer und schwieriger, sondern vor allem finanziell viel riskanter. Höhere Preise verringern die Kundenfrequenz und jene Gäste, die bereit sind, hohe Preise zu zahlen, „verlangen für ihr Geld ein gastronomisches Erlebnis in Qualität und Ambiente“. Es werde deshalb ein natürlicher Ausleseprozess einsetzen. „Nur die Besten unserer Branche mit dem Ohr am Markt werden sich letztendlich durchsetzen und allen marktpolitischen Herausforderungen trotzen können.“

Zusammenhalt in schwerer Zeit

Landrat Thomas Bold (CSU) ging auf die aktuelle Welt- und Sicherheitslage mit ihren wirtschaftlichen Auswirkungen ein. „Der Geist, der die Welt zusammenhält, scheint zu bröckeln.“ Es werde immer schwieriger, den Menschen wichtige Themen zu vermitteln. Andererseits herrsche in der Bevölkerung auch Unruhe, weil seitens der Bundesregierung vieles falsch kommuniziert worden sei.

Auf die aktuellen Bauernproteste eingehend, meinte der Landrat: „Wir brauchen im Landkreis eine überlebensfähige Landwirtschaft, aber auch Gastronomie.“ Touristen müssten Nachhaltigkeit und Regionalität flächendeckend spüren. „Jeder Betrieb, der hier schließt, schadet unserem Standort.“ Deshalb gehöre es sich, gerade in schwierigen Zeiten zusammenzustehen.

Dirk Vogel geht auf Situation Bad Kissingens ein

Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ), der sich beim BHG-Kreisvorsitzenden bedankte, diesmal ohne Schelte davongekommen zu sein, verwies darauf, dass es auch für die Stadt keine leichte Zeit sei. So fehlen im Haushalt zwei Millionen Euro an Gewerbesteuer. „Dass es nach Corona dennoch erfolgreich weiterging, war keine Selbstverständlichkeit.“ Er verwies unter anderem auf die Auszeichnung als Top-Kurort durch das Magazin „Focus“ und eine Rekordauslastung von 80 Prozent beim „ Kissinger Sommer “. Erfolgreich könne Bad Kissingen nur sein, „wenn wir nicht gegeneinander oder übereinander streiten, sondern miteinander arbeiten“.

Friedlich und geradlinig zum Ziel

Auch Bauernverband-Obmann Edgar Thomas nutzte den BHG-Neujahrsempfang zur Bitte um Zusammenhalt. „Die Überregulierungswut der Bundesregierung können wir Landwirte nicht mehr aushalten.“ Sein Verband fordert die Rücknahme einseitiger Steuerbelastung. Thomas distanzierte sich ausdrücklich von Rechtsextremisten und Querdenkern: „Die Strategie der Bauern ist klar: friedlich und geradlinig zum Ziel.“

 

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