
Es sollte eine Art Initialzündung, ein „selbstbewusster Markenauftritt für den Aufbruch in eine bessere Zukunft für Bad Brückenau“. So stellt es sich zumindest Bürgermeister Jan Marberg ( SPD ) vor. Doch das von ihm angestoßene neue Corporate Design, also der Markenauftritt der Stadt, kam bei einigen Stadträten, vor allem der CSU , nicht gut an. Hauptkritikpunkt: die Unvorhersehbarkeit der Kosten.
Knappe Entscheidung für neuen Markenauftritt
Schon den Haushaltsberatungen für das Jahr 2024 im Juni hatte der Bürgermeister beantragt, 20.000 Euro in den Haushaltsplan einzustellen, um das so charakteristische Logo mit dem Regenbogen zu überarbeiten. Für den Vorschlag fand sich eine knappe Mehrheit.
Im Oktober 2024 gab es dann einen Workshop, an dem auch eine Lenkungsgruppe aus Stadträten und städtischen Mitarbeitern beteiligt war. Es wurde überlegt, wofür Bad Brückenau steht beziehungsweise was es ausmacht. Die Themen Erholung, Kur und Wasser spielten da eine wesentliche Rolle. Die Ergebnisse präsentierte nun Silke Möller von der Fuldaer Agentur CreArt, die die Lenkungsgruppe als Begleitung für den Corporate-Design-Prozess ausgewählt hat.
Drei Entwürfe für neues Stadtlogo
Sie brachte auch drei Entwürfe für ein neues Stadtlogo mit. Aus urheberrechtlichen Gründen dürfen sie in diesem Beitrag nur beschrieben, nicht gezeigt werden. Variante 1 trägt noch den so markanten Regenbogen kreisförmig um den Bad-Brückenau-Schriftzug. Gestaltungsvorschlag 2 wirkt noch abstrakter: ein grüner Halbbogen schwingt sich über den blauen Stadtnamen. Vorschlag Nummer 3 bricht den Schriftzug „Bad Brückenau“ auf, verteilt ihn verschnörkelt auf zwei Zeilen.
Favorit von Bürgermeister Marberg ist der Vorschlag „Grüne Heimat“, also Variante 2 mit „frischem, freundlichem und natürlichem Grün als Kontrast zu starkem und stabilem Dunkelblau“, wie Silke Möller es ausdrückte. Dementsprechend lautete auch der Beschlussvorschlag der Verwaltung an den Stadtrat: dieses Logo auswählen und das neue Corporate Design entsprechend umsetzen. Das neue Logo soll dann in vielen Bereichen erscheinen: zuvorderst auf den städtischen Briefköpfen, aber auch auf Broschüren, Autos, Handtüchern, Cremes, Duschlotionen.
Jede Einrichtung bekommt eigene Farbe
Der Clou: Jede stadtnahe Organisation wie die Stadtwerke oder Unterorganisation wie Kindergärten, Schulen kann im Schriftzug ihre eigene Farbe bekommen. Und da sind viele Farben des Spektrums möglich, zum Beispiel das Pink für den Pinklauf.
Marberg lobte ausdrücklich seinen Favoriten. „Grüne Heimat“ sei durch die Zweifarbigkeit flexibler in der Ausgestaltung. Der Bogen trage nur noch eine Farbe, stehe für Kraft, Dynamik und Power. Das Grün sei in der Lenkungsgruppe am häufigsten genannt worden. Auch Stadtrat Florian Wildenauer (SPD) fand das Erscheinungsbild „äußerst ansprechend, klassisch und zeitlos“.
Frage nach den Kosten
Das war es aber auch mit dem Lob, vorerst. Monika Wiesner (CSU) hätte Variante 1 mit dem Regenbogen besser gefunden. Auch fragte sie nach der Umsetzung und dem Kostenplan für die Umstellung. Marberg antwortete, dass diese in Schritten bis 2027 erfolgen könnte, mit dem Briefpapier beginnend, dann die Stelen und so weiter. Dementsprechend würde der Haushalt nicht überlastet, die Kosten sich verteilen.
Stumpes Kritik: Bürgermeister hat allein entschieden
Dirk Stumpe (parteilos) kritisierte die aus seiner Sicht „Alleinentscheidung des Bürgermeisters“. Die Lenkungsgruppe habe keine Identität der Stadt vorgegeben, „wer wir sind, wo wir hinwollen und wer die Zielgruppe sein soll“. Ziel des neuen Designs sei aber gewesen, eine Einheitlichkeit mit dem Staatsbad und den Staatlichen Mineralbrunnen herzustellen. Die sehe er nicht und Logo 2 sei enttäuschend. Vorschlag 3 enthalte für ihn ein „pfiffiges Designelement“. Ihm fehlt aber im Stadtlogo ein Wahrzeichen, das für die Stadt charakteristisch ist.
Marberg räumte ein, tatsächlich selbst entschieden zu haben. Im Findungsprozess habe er um Rückfragen gebeten, die nicht gekommen seien. Dann wäre man in eine Diskussion gekommen. Er habe mit den Verantwortlichen von Staatsbad, Stadtwerken und Mineralbrunnen gesprochen. Dem Getränkehersteller sei das Logo der Stadt egal; er habe sein eigenes. Die Stadtwerke hätten sich noch nicht entschieden, was sie tun.
Für Zimmermann zu sehr nach der Mode
Adelheid Zimmermann (FDP) wunderte sich über die ihrer Meinung nach zu modehafte Farbwahl. Es gebe viele Homepages mit grün-blauem Design. Auch fände sie den alten Zusatz „Quelle der Lebenskraft“ besser als „Quelle der Kraft" (Über einen Zusatz wurde noch nicht entschieden).
Silke Möller von CreArt bestätigte, dass diese Kombination oft vorkommt. Aber es seien „angenehme gute Farben“, die für Natur und auch das Biosphärenreservat stehen würden. Das Gestaltungsbild ergebe sich auch aus der Schrift, dem Bogen und anderen Elementen.
Ingo Queck (Grüne) fand das vom Bürgermeister beförderte Logo und dessen Farbverteilungen gut. „Es lehnt sich an das alte an und entwickelt es weiter.“ Gleichzeitig sei es einfacher, anpassungsfähiger und grafisch leichter zu verarbeiten als das mit dem Regenbogen. Es gehe ja nur um Wiedererkennung.
CSU-Räte wollen ohne genaue Kostenaufstellung nicht abstimmen
Dieter Seban (CSU) hätte sich lieber am Label der Staatlichen Mineralbrunnen orientiert, weil es das weithin bekannteste sei. Einen Wiedererkennungswert sehe er am ehesten bei Vorschlag 1 mit dem kreisförmigen Regenbogen. Ohne die Folgekosten zu kennen, könne er aber keinem Vorschlag zustimmen. Es gebe auch andere Baustellen, die wichtiger seien als ein neuer Markenauftritt. Ähnlich äußerten sich seine CSU-Kolleginnen Heike Kötzner und Franziska Kaul.
Claudio Kleinhans (PWG) meinte hingegen, dass es wichtig sei, ein einheitliches Corporate Design zu haben. Man brauche auch im Stadtrat dazu eine rote Linie. Eva Reichert-Nelkenstock (Grüne) empfand das bestehende Logo als „nicht mehr zeitgemäß“. Sie erinnerte an die – wenn auch knappe – Abstimmung, „dass wir etwas machen wollen.
Entscheidung vertagt
Die meisten Stadträte sahen das schließlich anders. Sie stimmten auf Antrag von Dieter Seban mit 9:5 dafür, vor der Logo-Entscheidung den Kostenplan abzuwarten.