Das neueste Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr von Poppenlauer steht seit Dezember letzten Jahres im Feuerwehrhaus des Ortsteils und wurde beim Feuerwehrfest am Pfingstsonntag der Öffentlichkeit vorgestellt und geweiht. Dieser IVECO-Kleintransporter Ducato Maxi mit dem Funk-Rufzeichen Florian 66/1 und dem Autokennzeichen KG-FW661 weist einige Besonderheiten auf.
400.000 Euro zahlte der Bund
Zunächst gehört er nicht, wie die anderen Fahrzeuge im Feuerwehrhaus in der Karl-Geiling-Straße, der Marktgemeinde, sondern dem Bund. Die rund 400.000 Euro, die das Fahrzeug kostet, kamen deshalb komplett aus Berlin. Normale Feuerwehrfahrzeuge werden aus der Gemeindekasse bezahlt, der Freistaat gibt einen mehr oder minder großen Zuschuss.
Dominik Blümlein, der Kommandanten der Poppenläurer Wehr, erzählte bei einem Besuch im Feuerwehrhaus, was es mit diesem CBRN-Erkundungswagen, wie er offiziell heißt, auf sich hat.
Es gibt deutschlandweit nur 96 Wagen dieser Art
Das Kürzel CBRN steht für chemische, biologische, radiologische und nukleare Erkundung. Nicht umsonst weist die Aufschrift „Zivilschutz“ am Fahrzeug auf den Einsatzzweck hin - für den Zivilschutz ist der Bund zuständig und deshalb zahlt er die Ausrüstung. Nur 96 Fahrzeuge dieser Art gibt es in ganz Deutschland, weiß Kommandant Dominik Blümlein, der übrigens hauptberuflich bei der Werksfeuerwehr von Sachs in Schweinfurt arbeitet.
Wegen der zahlreichen Industriebetriebe, der Autobahn und des inzwischen abgeschalteten Kernkraftwerks in Grafenrheinfeld sind in Schweinfurt und Werneck zwei weitere Fahrzeuge stationiert.
16 Feuerwehrler sind speziell geschult
Wenn der Alarm per Handy, Sirene oder Feuerwehrmelder kommt, dann rücken vier von 16 speziell für den Einsatz auf dem CBRN-Erkundungswagen ausgebildeten Mitgliedern der Poppenläurer Wehr mit diesem Fahrzeug aus. Ihr offizielles Einsatzgebiet ist nicht nur der Raum um Poppenlauer, die beiden Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld gehören ebenfalls dazu.
Im Notfall reicht ihr Einsatzgebiet auch noch weiter. Sie müssen nicht nur die Lehrgänge für den Erkundungswagen haben, sondern auch Atemschutz-Träger sein, also Einsätze mit Pressluftflaschen auf dem Rücken durchführen können, sogar mit luftdichten Schutzanzügen.
Schon ersten Einsatz bei Gift-Unfall
Beim Einsatz dieses Fahrzeugs muss man nicht gleich an einen Atombombenabwurf, den größten Chemie-Unfall oder den Einsatz biologischer Waffen in einem Krieg denken. Vor kürzerer Zeit trat auf dem Hof einer Spedition ein giftiger Stoff aus, der nicht bekannt war. Deshalb musste der Erkundungswagen ausdrücken und eine Probe nehmen.
Am Rande: den Transport von Proben darf die Feuerwehr nicht selbst übernehmen, denn es könnte sich um Gefahrgut handeln. Das müssen wieder andere, die speziell ausgebildet und ausgerüstet sind, erledigen.
Jetzt gerüstet für Gefahrgut-Unfälle auf Autobahn
Die Autobahn-Auffahrt ist nur einen Steinwurf vom Feuerwehrhaus entfernt. Auf der Autobahn selbst gibt es immer wieder Unfälle, um die sich die zuständige Poppenläurer Wehr sowieso kümmern muss. Bei Unfällen mit Gefahrgut-Transporten wird der neue Wagen zum Beispiel eingesetzt, um zu ermitteln, welche Stoffe ausgetreten sind.
An Bord des Wagens sind zum Beispiel auch Messgeräte, mit denen Gase und Rauch gemessen werden können. Diese können giftig sein und die Bevölkerung gefährden. Um die Ausbreitungsrichtung und Geschwindigkeit zu ermitteln, hat der Wagen eine eigene Wetterstation an Bord. Geräte mit für Laien unaussprechliche Namen wie "Ionenmobilitätsspektrometer" sind an Bord.
Großer Check alle vier Wochen
Der Kommandant geschätzt, dass der Wagen etwa fünf bis acht Mal pro Jahr eingesetzt werden muss. Trotzdem müssen alle Messgeräte an Bord alle vier Wochen auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft werden. Das gilt auch für den Geigerzähler, mit dem Radioaktivität gemessen wird. Dazu allerdings wäre eine radioaktive Prüfsubstanz erforderlich, die wiederum extra abgeschirmt und und gesichert werden müsste.
Die Prüfung geht aber einfacher: der Geigerzähler schlägt zum Beispiel schon bei Glühstrümpfen von älteren Campingleuchten an, die etwas Thoriumoxid enthalten. Und sogar die Farbe in alten grünen Bad-Fliesen erwecken den Geigerzähler zum Leben. „Wenn wir mit dem CBRN-Erkundungswagen über den Anger in Münnerstadt fahren, dann tickt er auch“ erklärt Dominik Blümlein, "das liegt am Granit des Kopfsteinpflasters".
Doch er gibt Entwarnung. Niemand muss seine alten Fliesen aus dem Bad herausreißen oder muss ein mulmiges Gefühl beim Spaziergang über den Anger haben. „Die Strahlung ist gerade an der Anzeigeschwelle und ganz minimal. Null gibt es überhaupt nicht“ sagt er.
Das Vorgänger-Auto wurde zwölf Jahre lang von der Feuerwehr Weichtungen betreut und wechselte 2023 zur Feuerwehr nach Poppenlauer. „Ich habe das nicht allein entschieden, sondern meine Leute haben dafür dafür gestimmt, dass sie das Fahrzeug übernehmen wollen“, betonte der Kommandant. Von 2018 bis 2023 tat es dann als Messfahrzeug seinen Dienst in Poppenlauer. Doch es hatte viermal Getriebeschäden und musste deshalb ersetzt werden.
Messgeräte stammen aus altem Einsatzfahrzeug
Deshalb bekam die Feuerwehr den neuen IVECO-Kleintransporter Ducato Maxi. Die Messgeräte wurden vom alten Fahrzeug ins neue übernommen. Dazu opferten die Mitglieder der Feuerwehr 100 Arbeitsstunden. Eingebunden war auch die staatliche Feuerwehrschule Geretsried. Für die Bedienung des neuen Fahrzeugs unterzogen sich 16 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Poppenlauer einer speziellen aufwändigen Ausbildung. Damit ist sichergestellt, dass das Fahrzeug immer personell einsatzbereit ist.
Alter Einsatzwagen wurde wieder flottgemacht
Das alte Fahrzeug wurde übrigens nicht verschrottet, sondern in Frankreich konnte ein gebrauchtes Getriebe aufgetrieben werden. Nun läuft das Fahrzeug wieder und tut seinen Feuerwehr-Dienst. Insgesamt hat die Poppenläurer Wehr vier Fahrzeuge und zwei Anhänger im Einsatz, darunter auch einen Verkehrssicherungsanhänger speziell für die Autobahn.
In den nächsten Jahren wird sich bei der Wehr einiges tun. Das Fahrzeug LF 10 wird durch ein LF 20 ausgetauscht. Statt neun kann es 18 Feuerwehrleute transportieren und statt 600 3000 Liter Wasser an den Einsatzort bringen, außerdem mehr Ausrüstung. Das Fahrzeug wird etwa 500.000 bis 600.000 Euro kosten. Das Feuerwehrhaus bekommt auch einen Anbau. Er soll als Museum die Ausrüstung der letzten 150 Jahre präsentieren. Der Bauantrag ist bereits genehmigt.