Schon ab Ende November war das neue Postverteilzentrum auf dem Schlachthofgelände von der Deutschen Post schrittweise in Betrieb genommen worden. Doch erst nach Abschluss aller Restarbeiten wurde am vergangenen Montag der „Zustellstützpunkt mit Leitungsfunktion“, wie dessen Bezeichnung korrekt lautet, mit kleinem Festakt und ökumenischem Segen in Anwesenheit einiger Mitarbeiter und geladener Gäste offiziell eingeweiht.
Von hier aus werden nun die insgesamt fast 28 000 Privathaushalte und Firmenadressen in den sieben Gemeinden Bad Kissingen, Bad Bocklet, Burkardroth, Euerdorf, Nüdlingen, Oerlenbach und Ramsthal mit etwa 18 000 Paketen und über 120 000 Briefen pro Woche versorgt.
Altes Gebäude nicht mehr zeitgemäß
„Das alte Gebäude an der Münchner Straße entsprach nicht mehr den heutigen Arbeitsbedingungen und Gesichtspunkten des Arbeitsschutzes“, verwies Peter Hauerstein, Leiter der gesamtverantwortlichen Postniederlassung Würzburg, in seiner Begrüßung auf die längst überfällige Notwendigkeit einer neuen Arbeitsstätte.
Betriebsratsvorsitzende Ayfer Arayici ergänzte, am alten Standort habe man schon Platzangst bekommen. „Doch Gesundheit und Arbeitsschutz unserer Kolleginnen und Kollegen stehen immer an erster Stelle.“ Die Frage sei allerdings gewesen, wo ein in entsprechender Größe benötigtes Grundstück in Bad Kissingen noch zu finden sei.
Da kamen die Pläne zur Restaurierung und Umnutzung des seit Jahren verwaisten Schlachthofgeländes gerade recht. Im Juni 2020 hatte die GVS-Unternehmensgruppe (Rottweil) ihre entsprechenden Pläne dem Bad Kissinger Stadtratsgremium präsentiert. Bis zum Beginn der ersten Baumaßnahme „Postverteilzentrum“ mit Baubeginn im März 2023 vergingen allerdings fast drei Jahre. Zur Errichtung der neuen Logistikhalle wurden drei Nebengebäude des alten Schlachthofs an der Oskar-von-Miller-Straße abgerissen.
8 000 Quadratmeter Fläche
Der neue Zustellstützpunkt - einer von bundesweit 2 600 - hat eine Grundstücksfläche von über 8 000 Quadratmetern und ist damit nach Schätzung des für die Immobilienverwaltung zuständigen Abteilungsleiters Tino Rosenberger „sicher dreimal so groß“ wie der bisherige Standort .
Die Gesamthallenfläche umfasst nun 1 715 Quadratmeter, verteilt auf die neue Produktionshalle (1 315 Quadratmeter), das frühere Wohngebäude an der Würzburger Straße (236) und weitere Flächen (164). Etwa 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versorgen von hier aus 37 Verbundbezirke mit Briefen und Paketen.
In Stoßzeiten wird die Mitarbeiterzahl aufgestockt, die Bezirksgrenzen verkleinert und dadurch die Zahl der Zustellbezirke auf 45 erhöht. Das an die Halle angrenzende alte Wohngebäude wird als Personaltrakt mit Umkleiden und sanitären Anlagen genutzt. Auch das kleine Gebäude an der Oskar-von-Miller-Straße, das in früher Zeit der Pferdeschlachtung diente, blieb stehen und dient jetzt als Postfach-Anlage.
Zustellbezirke sollen auf StreetScooter umgestellt werden
Auf dem Gelände um die in Stahlkonstruktion errichtete und mit Sandwich-Paneelen ummantelte Logistikhalle sind Stellplätze für 34 Diesel- und zehn Elektro-Fahrzeuge aufgereiht. „Die Zusteller-Beladeplätze sind alle mit Ladestellen für Elektro-Zustellfahrzeuge ausgestattet“, informierte Hauerstein.
„Bereits heute ist die Deutsche Post Vorreiter in der Elektromobilität und mit etwa 30 000 Elektro-Transportern der Eigenmarke 'StreetScooter' - Spezialfahrzeuge mit Rechtssteuerung - der mit Abstand größte E-Flottenbetreiber in Europa.“ Auch in Bad Kissingen sollen die Zustellbezirke schrittweise auf StreetScooter umgestellt werden, versprach der Niederlassungsleiter. „Wir wollen in Deutschland der Logistiker Nummer 1 bleiben.“
Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) erinnerte an den Willen der Stadt, die Deutsche Post in Bad Kissingen zu halten. „Die Post hat hier immer eine zentrale Rolle gespielt.“ Eine innerstädtische Verlagerung sei allerdings erst in Verbindung mit dem geplanten Schlachthof-Projekt möglich gewesen.
Aufwertung des Standorts
Dieser Standort werde bald durch die Umnutzung der „Ochsenkathedrale“ zum Erlebnis- und Mobilitätszentrum sowie die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes jenseits der Oskar-von-Miller-Straße weiter aufgewertet.
Landrat Thomas Bold ( CSU ) sprach von einem „Quantensprung“ im Vergleich zur Enge des alten Standorts . Im neuen Gebäude hätten Zustellerinnen und Zusteller „funktionale Arbeitsräume“. Er freute sich, dass damit Bad Kissingen für die Deutsche Post auf lange Zeit gesichert sei, und würdigte die Tatsache, dass am Standort der letzten Postkutsche das Unternehmen seine Fahrzeugflotte zukunftsorientiert auf E-Mobilität umrüstet.
Die beiden Geistlichen, Pfarrer Gerd Greier von der Herz-Jesu-Gemeinde und Pfarrerin Jacqueline Barraud-Volk von der Erlöserkirche, erinnerten vor der Segnung des neuen Zustellstützpunktes mit ihrem Verweis auf die 14 Briefe des Apostels Paulus daran, dass es mindestens schon seit 2 000 Jahren Briefzustellung gibt. Heute seien die Zustellerinnen und Zusteller für viele Senioren oft der einzige Gesprächspartner am Tag.