
Die Reaktion von Oberbürgermeister Dirk Vogel SPD ) wirkte zwischenrein leicht angefasst: Dem Stadtrat würde ein bisschen Optimismus guttun, anstatt von vornherein alles zu kritisieren, hielt er dem Gremium vor.
Reaktionen im Stadtrat fielen durchwachsen aus
Worum geht es? Vogel und Bauamtsleiterin Christine Schwind hatten gerade die ersten Pläne vorgestellt, wie die seit 2013 brachliegende Minigolf-Anlage und der seit 2019 gesperrte frühere Wasserspielplatz an der Lindesmühlpromenade hergerichtet werden sollen. Eigentlich ist das ein Projekt, das viele in Bad Kissingen seit Jahren fordern. Doch die Reaktionen bei den Stadträten fielen durchwachsen aus.
Früher eines der beliebtesten Ausflugsziele
Ein kurzer Rückblick: Mit Minigolf, einem Kiosk, öffentlicher Toilette und sogar Wasserspielgeräten gehörte die Freizeitanlage an der Lindesmühle früher bei Familien zu den beliebtesten Ausflugszielen der Stadt. 2013 kamen die Minigolf-Bahnen wegen Asbestbelastung weg, der Spielplatz wurde nicht ausreichend von der Staatsbad GmbH instandgehalten und 2019 gesperrt. Ambitionierte Pläne der Staatsbad GmbH, auf dem 8000 Quadratmeter großen Areal, eine Adventure-Golf-Anlage zu errichten, scheiterten. Der Streit mit dem Investor landete in der Folge sogar vor Gericht.
Rathaus nimmt Sache selbst in die Hand
Anfang des Jahres hatte das Rathaus angekündigt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Das betonte der Oberbürgermeister auch wiederholt im Stadtrat. „Es gab vielversprechende Pläne, die nie realisiert wurden. Wir möchten dort jetzt endlich vorwärtskommen und würden die Anlage gern im nächsten Jahr machen. Die Stadt klärt die Situation, nicht die Staatsbad und nicht die Privatwirtschaft“, sagte er.
Vorhaben soll 2025 umgesetzt werden
Laut Schwind will das Rathaus das Vorhaben 2025 umsetzen. Möglich ist das nur mit einer hohen Förderung, die in Aussicht steht: Von den 200.000 Euro Gesamtkosten sollen bis zu 160.000 Euro über die Städtebauförderung bezuschusst werden. Es sei dringend notwendig, die Brache anzugehen. Zum einen hat ein Spielplatz an der Stelle laut Spielplatzkonzept eine große Bedeutung und wird von Senioren- sowie Jugendbeirat gefordert. Zum anderen: „Es ist eine bedeutende Stelle im Property (Kernzone, Anm. d. Red.) unseres Welterbes. Das Areal gehört zu den Parkanlagen der Villa Hailmann und die Parks sind wesentlicher Bestandteil des Welterbes“, erklärte sie. Sprich: Das Areal soll nicht weiter sich selbst überlassen bleiben.
Es gibt Auflagen der Unesco
Die Lage in der Welterbezone bringt einige Absprachen und Auflagen im Sinne der Unesco mit sich. Als Referenz haben die Planer eine historische Karte der Anlage von 1920 herangezogen. Insgesamt soll nach Ansicht der Denkmalschutzexperten möglichst wenig in das Gelände eingegriffen werden und die historischen Wegebeziehungen erhalten bleiben. Der Expertenrat Icomos hält außerdem Überreste der Minigolf-Anlage – etwa Mauern – für erhaltenswert, weil es die Entwicklung des Geländes als Sport und Freizeitanlage dokumentiert.
Freizeitanlage für Jung und Alt - aber ohne Wasserspiele
Was ist geplant? Die neue Freizeitanlage ist für Jung und Alt sowie Menschen mit Handicap gedacht und soll sowohl der Freizeit, als auch der Erholung dienen. „Es sind nur behutsame Anpassungen, angelehnt an den Bestand, möglich“, betonte die Bauamtschefin. Die ehemalige Minigolfanlage wird zu einem parkähnlichen Ruhe- und Ausblickbereich mit Sitzgelegenheiten und Bocciabahn. Der Spielplatz wird wieder ein Spielplatz, ebenfalls mit Sitzgelegenheiten, Kletter- und Spielbereich. Welche Spielgeräte angeschafft werden sollen, ist noch nicht festgelegt, Wasserspielflächen wie früher wird es jedoch nicht geben. „Wir wollen alles harmonisch ins Gelände einbinden“, erklärte sie. Die Sommerstockbahn des Skiclubs bleibt erhalten.

Lebhafte Diskussion im Stadtrat
Die Frage, welche Spielgeräte angeschafft werden sollen, wurde lebhaft im Gremium diskutiert. Hinter vorgehaltener Hand wurde von 08/15-Geräten gesprochen. OB Vogel mahnte zu Pragmatismus: „Ich bitte darum, das nicht zu überfrachten. Wir haben nicht unbegrenzt Geld“. Die Stadtratsfraktionen sind nun aufgefordert, Vorschläge bei der Verwaltung einzureichen, die die Vorschläge dann auf die Umsetzbarkeit prüft.
Räte hofften auf ein Highlight
In der Kritik war eine gewisse Enttäuschung darüber zu hören, dass die Räte sich mehr erhofft hatten – ein Highlight. Klaus Werner , Veronika Richler-Yazeji (beide Grüne) sowie Martina Greubel (DBK) regten an, über Spenden, Sponsorings und Eigenleistung noch ein paar Extras für das Projekt herauszuholen.
Klaus Werner kritisierte den Ruhebereich. „Wir machen dort etwas, das die Leute sowie überall im Park finden. Wir müssen uns dort etwas anderes überlegen, um den Leuten eine Aufenthaltsqualität zu bieten“, warf er ein. Greubel bemängelte, dass keine Minigolf-Anlage mehr vorgesehen ist. „Minigolf fehlt seit über zehn Jahren in der Stadt“, sagte sie. Wer spielen will, müsse weiter wegfahren.
Kein Minigolf wie in den 80er-Jahren
Vogel verwies nochmals auf das beschränkte Budget. Und: „Minigolf fordern viele, spielen wenige und betreiben will es keiner.“ Eine Minigolfbahn im Stil der 80er-Jahre hält er bei einer Erneuerung für falsch. „Das ist nicht Gegenwart und Zukunft“. Die Investitionskosten für eine moderne Abenteuer-Golf-Anlage liegen bei 0,8 Millionen Euro. „Das Thema habe ich nicht aufgegeben“, erklärte er. Potenziellen Investoren sollen jedoch andere Flächen angeboten werden.
Der Ratsbeschluss
Trotz aller Kritik entschied der Stadtrat einstimmig, den Förderantrag zu stellen und das Projekt weiter zu planen und zu realisieren.