Seit Anfang Juli hat das bald 200 Jahre alte Traditionshotel Kaiserhof Victoria gegenüber der Bad Kissinger Wandelhalle mit Hotelfachmann Markus Schmidt (50) einen neuen Direktor. Er ist Nachfolger des Österreichers Christian Weghofer, der im September eine neue Tätigkeit als Geschäftsführer der Franziskaner Klosterbetriebe GmbH der Klöster Kreuzberg und Engelberg aufnehmen wird. Hintergrund für den Austausch in der Direktion dürfte der 2017 vollzogene Eigentümerwechsel des Hotels gewesen sein, verbunden mit der Absicht, durch umfassende Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen das Haus zum führenden Hotel in der Kurstadt zu machen.
Nach den letzten Jahrzehnten als Erholungsheim und Sanatorium wurde der Kaiserhof Victoria einige Jahre nach der einschneidenden Gesundheitsstrukturreform von 1996 an den Investor Victor Stolyarchuk in Sankt Petersburg verkauft, der zu diesem Zweck damals die Indels GmbH mit Sitz im Kaiserhof als Eigentümergesellschaft gründete. Vor elf Jahren wurde das Haus nach einer Renovierungsphase als Hotel wiedereröffnet. Mit dem 2017 erfolgten Weiterverkauf der Indels GmbH blieb das Hotel weiter in russischem Eigentum: Auch deren geschäftsführende Gesellschafterin Anna Faustova, zugleich Geschäftsführerin der Hotelbetriebsgesellschaft Kaiserhof Victoria GmbH, ist mit erstem Wohnsitz in Sankt Petersburg gemeldet.
Bereits mit Übernahme des 4-Sterne-Hotels wurden umfassende Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen geplant. "Wir wollen den Kaiserhof Victoria wieder im historischen Glanz erstrahlen und zum führenden Haus am Platz werden lassen", formuliert der neue Hoteldirektor Markus Schmidt das konkrete Ziel der neuen Geschäftspolitik. Um dies zu erreichen, wurde das weltweit auf Luxushotels spezialisierte Architekturbüro Dau-Design in Schleswig-Holstein verpflichtet, das schon vor Jahren die Umbaupläne für den Fürstenhof entworfen hat. "Vom 6. November bis zum 6. Januar wird unser Hotel geschlossen", verkündet Hoteldirektor Schmidt. In diesen drei Monaten sollen alle lärmenden und groben Schmutz verursachenden Umbauten vorgenommen werden. Anschließend werden die leiseren Renovierungsarbeiten bei dann wieder laufendem Hotelbetrieb fortgesetzt.
Eine Baumaßnahme ist die seit längerer Zeit ausstehende Generalsanierung und völlige Neuausstattung der 50 Zimmer im linken Trakt des Hauptgebäudes. "Diese Zimmer bekommen endlich auch die bisher fehlende Klimaanlage." Teilweise werden kleine Zimmer durch Zusammenlegung zu großen umgebaut. Eine ebenfalls aufwändige Maßnahme ist die Modernisierung des bisher über zwei Geschosse eingerichteten Spa-Bereichs, der zugleich um eine dritte Etage erweitert werden soll. "Dann können wir zusätzliche Wellness-Angebote ins Programm aufnehmen."
Die bisherige Frankenstube wird als Restaurant aufgelöst und in eine Bibliothek umgestaltet. Stattdessen wird im linken Gebäudetrakt mit direktem Eingang aus dem Foyer ein neues Restaurant entstehen, das ab kommendem Jahr auch für die Kissinger täglich ab Mittag geöffnet sein wird. Um für das Hotel zusätzliche Tagungsgäste gewinnen und die Belegungsquote dadurch steigern zu können, wird das seit Aufgabe des Sanatoriums leerstehende Inhalatorium an der Schlossstraße in ein Tagungsgebäude mit einem großen und vier kleinen Konferenzräumen ausgebaut. "Wir arbeiten bei dieser mehrmonatigen Baumaßnahme, vom Architekten abgesehen, ausschließlich mit regionalen Handwerksbetrieben", betont Schmidt. Die genaue Investitionssumme will er allerdings nicht nennen. "Es sind einige Millionen Euro."
Wegen der mit der umfassenden Baumaßnahme verbundenen Terminfülle und seiner eigenen Einarbeitung in den laufenden Betrieb des 166-Zimmer-Hauses, hat Markus Schmidt von Bad Kissingen kaum etwas gesehen. Zu seinem Bedauern musste der welterfahrene Hotelier allerdings schon feststellen, dass vor und nach seinem Arbeitstag in der Innenstadt kaum ein Geschäft geöffnet hat. Schmidt stammt aus Kaiserlautern, begann seine Hotellaufbahn in Köln und Genf, machte dann Karriere bis zum Regionaldirektor bei den Hilton Hotels , beginnend 1994 in London über ständig alle zwei oder drei Jahre wechselnde Stationen innerhalb Europas oder in Übersee wie zum Beispiel Dubai (VAE), Thailand oder Kasachstan bis zur Olympiade 2014 in Sotschi (Russland).
In den vergangenen fünf Jahren war Schmidt Inhaber eines typischen "British Pub" in Hamburg, dessen Erfolg aber nicht seinen Erwartungen entsprach. Der Anruf eines Headhunters mit dem Angebot, Hoteldirektor im Kaiserhof Victoria in Bad Kissingen werden zu können, löste sein Problem. "Ich wollte immer Hoteldirektor sein." Ganz genau wusste er damals allerdings nicht, wo Bad Kissingen liegt. "Irgendwo südlich von Hamburg", erinnert er sich schmunzelnd an das damalige Telefonat. Wenn die Sanierungsmaßnahme vorbei ist, hofft Markus Schmidt, mehr Zeit für die Erkundung der Kurstadt zu haben, zumal er sich privat für Musik und Theater interessiert, und im Kurpark wieder mit dem Joggen anfangen zu können.