Eigentlich war es ja ganz anders geplant. Grigori Petelnikow, damals noch bei einer Klinik in Braunschweig tätig, rief Pavel Voinau an, der als leitender Oberarzt am Throaxzentrum in Münnerstadt tätig ist, und versuchte ihn abzuwerben. Aber daraus wurde nichts. "Wir haben zu dieser Zeit einen Chefarzt Thoraxchirurgie gesucht", sagt Betriebsleiter Martin Schleyer. Das hat Pavel Voinau dem Braunschweiger erzählt und damit Interesse bei ihm an der Münnerstädter Klinik geweckt. "Unter mehreren Bewerbern haben wir uns für ihn entschieden, er hat uns alle absolut überzeugt", betont Martin Schleyer. "Glücklicherweise hat er sich für uns entschieden."
Die neue Stelle gefällt
Grigori Petelnikow bring viel Erfahrung mit ans Thoraxzentrum. Er ist in Weißrussland aufgewachsen, hat Medizin studiert und war dann von 1984 bis 1999 in Minsk tätig. "In einer riesigen Krebsklinik mit 1000 Patienten ", sagt er. Bereits nach zwei Jahren wurde er Oberarzt. Dort hat er unzählige Menschen operiert und dabei praktische Erfahrungen gesammelt, die eine wichtige Rolle für seine Einstellung am Thoraxzentrum gespielt haben. "Ich bin sehr froh darüber", sagt er. "In anderen Krankenhäusern war ich alleine, der liebe Gott wollte mich entlasten und hat mir diese Stelle geschickt."
Rund 80 Prozent seiner Patienten werden wegen Lungenkrebses operiert. Entzündungsherde in der Lunge, Abszesse und Rippenfellentzündungen gehören ebenfalls zu seinem Spektrum. Er berichtet von fast hoffnungslosen Fällen, die er erfolgreich operiert hat. An mehreren Kliniken in Deutschland war er als Leitender Oberarzt und zuletzt als Sektionsleiter tätig, seit Mai ist er nun in Münnerstadt . Auch hier hat er schon Ausrufezeichen gesetzt. Grigori Petelnikow und Martin Schleyer verweisen auf einen Patienten , der in Thüringen eine Strahlen- und Chemotherapie bekommen hatte. Er wurde bereits als Palliativpatient eingestuft. "Wollen Sie schon sterben?", hat Grigori Petelnikow gefragt, als sich der Patient eine zweite Meinung in Münnerstadt einholte. Der Chefarzt hat ihn schließlich erfolgreich operiert, heute erholt sich der Patient in seiner Heimat. Aufgrund seiner hohen Kompetenz traue sich der neue Chefarzt auch an komplexe, schwierige Fälle heran, bestätigt der Betriebsleiter. Er passe wirklich gut zum Thoraxzentrum. "Wir sind eine überregionale Lungenfachklinik ."
Eine zweite Meinung einholen
Grigori Petelnikow möchte die Patienten ermuntern, sich immer eine zweite Meinung einzuholen. Einen weiteren Arzt zu befragen, sei eine Absicherung für den Patienten . So sieht es auch Martin Schleyer. Oft gehe es darum, ob noch operiert werden soll oder nicht. "Man sollte sich nicht scheuen, eine zweite Meinung einzuholen", findet er.
Ein ganz wichtiger Punkt für die Einstellung des neuen Chefarztes sei gewesen, dass er Wissen vermitteln kann, führt Martin Schleyer ins Feld. Er habe schon viele Ärzte ausgebildet. Man brauche da viel Geduld, meint Grigori Petelnikow, der oft im Team operiert: "Ich bin zwar der Erfahrenste, aber wir machen das mannschaftsmäßig." Teamgeist spielt überhaupt eine wichtige Rolle. "Wir sind eine kleine Klinik, fachlich auf hohem Niveau", sagt der Betriebsleiter dazu. Neben seiner Fachkompetenz habe Grigori Petelnikow damit überzeugt, dass er reinpasse in das Team, wo der Patient als Mensch im Mittelpunkt stehe.
Mit gutem Beispiel voran
"Das ist ganz wichtig für mich", betont der Chefarzt . Man müsse ja auch mal sehen, was die Patienten durchmachen. Wenn das ganze Team - von der Krankenschwester bis zum Chefarzt - nett und freundlich zu den Patienten sind, haben die auch größere Chancen, wieder gesund zu werden. Davon ist Grigori Petelnikow fest überzeugt. "Wir verstehen das als Teamaufgabe", sagt Martin Schleyer. Wichtig dabei sei, dass ein Chefarzt das vorlebe. Auch da passe Grigori Petelnikow zum Thoraxzentrum, denn der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Pneumologie, Dr. Bernd Seese, und der Chefarzt der Anästhesie, Dr. Rainer Haußmann, sehen das genauso. "Man soll mit gutem Beispiel vorangehen", meint der Betriebsleiter.
Inzwischen hat sich Grigori Petelnikow gut eingelebt. Er wohnt die Woche über auf dem Klinikgelände, an den Wochenenden fährt er nach Braunschweig. Von Weißrussland nach Deutschland gekommen ist er aufgrund eines Vertrages zwischen Helmut Kohl und Micheal Gorbatschow, der die Auswanderung von Juden aus den ehemaligen Sowjetrepubliken nach Deutschland ermöglichte. Für Juden sei es nicht einfach gewesen in Weißrussland, sagt er. Ein streng gläubiger Jude ist er aber nicht, was schon sein Umgang mit dem Sabbat zeigt. "Ich habe an mehr Samstagen gearbeitet als manch Christ oder Moslem", sagt er augenzwinkernd.
Und das wird er am Samstag, 24. September, unter Beweis stellen. Zum 25. Deutschen Lungentag wird es verschiedene Aktionen geben. Unter anderem erhalten Interessierte die Möglichkeit, sich mit ihren Fragen telefonisch an Grigori Petelnikow zu wenden, wie Annekatrin Höppner, Leiterin der Unternehmenskommunikation am Thoraxzentrum, sagt. Die Aktionen zum Lungentag werden noch ausführlich angekündigt.