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Münnerstadt
Neue Chancen durch alte Handys
Die Kolpingfamilie Münnerstadt unterstützt ein Missio-Projekt. Im Rathaus und im Schloss stehen jetzt Spendenboxen für ausrangierte Mobiltelefone bereit.
Albert Laudensack (links) tütet ein Handy ein. Nach Rücksprache mit Bürgermeister Helmut Blank sind im Rathaus und im Schloss Wahlurnen als Spendenboxen für alte Handys aufgestellt worden. Thomas Malz       -  Albert Laudensack (links) tütet ein Handy ein. Nach Rücksprache mit Bürgermeister Helmut Blank sind im Rathaus und im Schloss Wahlurnen als Spendenboxen für alte Handys aufgestellt worden. Thomas Malz
| Albert Laudensack (links) tütet ein Handy ein. Nach Rücksprache mit Bürgermeister Helmut Blank sind im Rathaus und im Schloss Wahlurnen als Spendenboxen für alte Handys aufgestellt worden. Thomas Malz
Thomas Malz
 |  aktualisiert: 18.08.2022 15:50 Uhr

Albert Laudensacks Besuch am Montag im Rathaus war äußerst erfolgreich. Nach wenigen Minuten hatte der Vorsitzende der Kolpingsfamilie Münnerstadt die Zusage von Bürgermeister Helmut Blank ( CSU ) in der Tasche, dass er die im Fundbüro gelagerten und nicht abgeholten Handys bekommen kann, wenn die gesetzlichen Vorgeben dafür erfüllt sind. Noch wichtiger: Im Rathaus und im Schloss sind bereits am Montag Spendenboxen aufgestellt worden, in die die alten Handys eingeworfen werden können. Der Erlös fließt in verschiedene Projekte in Afrika.

"124 Millionen Handys liegen in den Schubladen", sagt Albert Laudensack. In denen seien wertvolle Rohstoffe enthalten. Für deren Gewinnung müssen die Arbeiter in Afrika unter teils unmenschlichen Bedingungen arbeiten. So hat das Internationale Katholische Hilfswerk Missio, die Aktion "Handy-recyceln - Gutes tun" ins Leben gerufen. "Wir finden es gut, dass so etwas passiert, wir wissen, dass unsere Rohstoffe nicht unendlich vorhanden sind", sagt Albert Laudensack. Deshalb hilft die Kolpingfamilie Münnerstadt Missio beim Einsammeln der Handys.

Die Mitglieder haben im Rathaus im Schloss und im Vorraum der Stadtpfarrkirche Infomaterial ausgelegt. Auf den Tüten wird das Projekt näher beschrieben. "Im Osten der DR Kongo kämpfen bewaffnete Milizen um Bodenschätze ", heißt es dort. "Durch den illegalen Verkauf von Erzen wie Coltan finanzieren sie ihren Krieg. Die grausamen Kämpfe haben etwas mit unseren Handys zu tun: Coltan sorgt dafür, dass unsere Handys nicht überhitzen." Millionen Menschen seien durch den Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Kongo zu Flüchtlingen in der eigenen Heimat geworden. "Dörfer werden überfallen, Menschen verschleppt und Frauen Gewalt angetan." Eine Projektpartnerin von Missio leistet seelsorgerische und ganzheitliche Hilfe für die Opfer. Mit der Spende der Handys sollen Menschen in Afrika, Asien und Ozeanien unterstützt werden.

Die Frage Albert Laudensacks, ob die Stadt die nicht abgeholten Handys aus dem Fundbüro beisteuern würde, bejaht Helmut Blank sofort. Es müssen allerdings die Vorgaben eingehalten werden. Früher, so erzählt Albert Laudensack, hat die Kolpingsfamilie auch immer die liegengebliebenen Sachen aus dem Hallenbad genommen, wenn die Besitzer sie nicht abgeholt haben. "Es waren teils hochwertige Sachen darunter, wir haben dafür gesorgt, dass sie nicht auf dem Müll landen."

Das Einsammeln der Handys muss natürlich richtig organisiert werden. Denn unbeaufsichtigte Spendenboxen hält Albert Laudensack für wenig geeignet. Seine Idee: Im Rathaus wäre die Spendenbox unter Aufsicht. Das sagte Helmut Blank zu und schlug gleich noch vor, eine weitere im Schloss aufzustellen. Um die gespendeten Handys noch besser vor Diebstahl zu schützen, stellte der Rathauschef zwei Wahlurnen zur Verfügung. "Das ist eine gute Sache", meinte er zur Aktion der Kolpingfamilie. "Im Rathaus und im Schloss sind die Handys sicher." Die Wahlurnen sind noch dazu abschließbar. "Wir nehmen auch die Handys aus anderen Gemeinden", fügte Helmut Blank hinzu.

Die gespendeten Handys können entweder wiederverwendet oder zu Sekundär-Rohstoffen recycelt werden. So oder so seien sie bares Geld wert, meint Missio. Die Aufarbeitung bzw. Verwertung geschieht über einen Partner von Missio. Für jedes Handy erhält Missio einen Anteil des Erlöses, der in die Arbeit der Missio-Projektpartner fließt: zum Beispiel ein Trauma-Zentrum für Bürgerkriegsflüchtlinge in der DR Kongo. Das Kolpingwerk Deutschland unterstützt mit seinem Anteil des Erlöses die Bewusstseinsbildung für die Bekämpfung von Fluchtursachen. Zudem werde die Umwelt durch "Second-Handys" und Rohstoff-Recycling vor weiterer Ausbeutung geschützt.

Auf den Tüten sind genaue Informationen zu dieser Aktion zu finden. Die gibt es auch im Internet unter www.missio-handyaktion.de/kolping .

 
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