Bad Kissingen
Neue Bewohner im Kaskadental
Weihnachten haben Hans-Georg Mommsen und Ulf Zeidler etliche Feuersalamander-Larven gefunden. Jetzt wurden die herangezogenen Exemplare ausgewildert.

Unschlüssig sitzt er da, der kleine Kerl. Schwarz glänzt seine Haut, die von gelben Flecken durchzogen ist. Schnauft er durch oder hat er einfach nur Angst? Der etwa fünf Zentimeter große Feuersalamander ist einer von vieren, die am Ostermontag im Kaskadental ausgewildert wurden. Hier haben sie etwa 500 Meter oberhalb vom Altenburger Haus in feuchten Erdhöhlen ein neues Zuhause gefunden.
Während seine Geschwister schnell im Moos und unter Wurzeln verschwinden, bleibt der kleine Kerl einfach auf einer Borke sitzen.
Bisher lebte dieser sowie etwa ein Dutzend weitere Exemplare in Aquarien beziehungsweise Terrarien bei Hans-Georg Mommsen in Bad Kissingen und Ulf Zeidler in Hammelburg. Die beiden engagieren sich schon seit vielen Jahren im Bund Naturschutz, sind Spezialisten unter anderem für Molche, Kröten und andere Amphibien. Bei einem Spaziergang während der Weihnachtsfeiertage sind die beiden in der Nähe von Wartmannsroth zufällig auf eine Reifenspur gestoßen, in der sich nicht nur Regenwasser gesammelt hatte, sondern auch jede Menge etwa zwei Zentimeter große Feuersalamander-Larven. Die beiden mussten nicht lange überlegen, sondern nahmen sie mit nach Hause. "Die Larven wären mit Sicherheit gefressen worden oder erfroren", erklärt Hans-Georg Mommsen.
Normalerweise bringen die Schwanzlurche ihren Nachwuchs im Frühjahr oder Spätherbst zur Welt - und nicht am Jahresende. Die beiden Fachmänner vermuten, dass das warme Wetter im Dezember die Salamander aus dem Rhythmus gebracht und zur Geburt der Larven angeregt hat. Die weiblichen Tiere tragen etwa acht bis neun Monate nach der Paarung, die zwischen April und September stattfindet, die Embryonen aus und setzen sie in fischfreien Quellbereichen oder Stillgewässern ab.
Insgesamt 13 Larven haben bei Mommsen und Zeidler überlebt und sich in den vergangenen 13, 14 Wochen zu kleinen Feuersalamandern entwickelt. Nicht zuletzt auch wegen der guten Fütterung. "Anfangs habe ich meine Larven mit Wasserflöhen aus meiner Zucht ernährt", erzählt der ehemalige Kardiologe, der die Flöhe eigentlich für seine Fische heranzieht. Später ergänzten roten Mückenlarven und Enchyträen, sogenannte Weißwürmer, den Speiseplan der heranwachsenden Feuersalamander. Nach ihrer Metamorphose vom Wasserlebewesen zum Landtier fütterte Mommsen sie auch mit kleinen Regenwürmern und Mikro-Grillen aus dem Zoo-Fachhandel. Doch von nun an müssen sich die kleinen Kerle selbst um Nahrung kümmern. Im Kaskadental dürfte das kein Problem sein. "Hier finden sie ausreichend Asseln, kleine Würmer und Fliegen", erklärt er.
Außerdem haben sie hier im feuchten Wald idealen Lebensraum bezogen, ist Mommsen überzeugt. Seit Jahren schon ist er hier an den Quellen zugange, hat drei kleine Teiche angelegt, für Amphibien. In einem ist momentan reichlich Froschleich zu sehen. Doch heute gilt die Aufmerksamkeit den kleinen Feuersalamandern. Die anderen Jungtiere wurden schon an den warmen Tagen vor Ostern ausgewildert. Jetzt hat Hans-Georg Mommsen die letzten vier Exemplare in die Freiheit entlassen. Ob sie überleben werden, kann der 73-Jährige nicht sagen. "Man hätte sie kennzeichnen oder mit einem kleinen Sender versehen müssen", erklärt er. Allerdings sei fraglich, wo man diesen hätte befestigen wollen. Somit bleibt nur die Hoffnung, dass die kleinen Krabbler irgendwie durchkommen.
So auch der kleine Kerl, der noch immer auf der Borke sitzt. Zwar hat er sich inzwischen an den Rand bewegt, den Absprung aber noch nicht geschafft. Schließlich hat Hans-Georg Mommsen ein Einsehen und gibt ihm nochmals Starthilfe. Vorsichtig lässt er den kleinen Salamander auf seine Hand krabbeln und setzt ihn dann ins feuchte Moos. Kaum dort angekommen, ist er auch schon verschwunden, in seinem neuen Zuhause im Kaskadental.
Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) hat den Feuersalamander zum Lurch des Jahres 2016 ernannt. In Bayern gilt das Tier als gefährdet und steht auf der Roten Liste, weil es vielerorts einen rückläufigen Bestandstrend zeigt.
Ursachen dafür sind vor allem die Vernichtung seiner Lebensräume durch intensive forstliche Nutzung von Laubmischwäldern, deren Zerschneidung durch Straßenbau sowie wasserbauliche Maßnahmen und Besatz mit Fischen in den Larvengewässern. Aber auch ein neuerdings in westlichen Nachbarstaaten auftretender, tödlicher Hautpilz bedroht die Tiere.
Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) ist eine überwiegend nachtaktive, feuchtigkeitsliebende Art naturnaher Lebensgemeinschaften der Mittelgebirge. Zugleich ist er eine wichtige Zeigerart für gesunde Laubmischwälder mit Totholz und kühlen Quellbächen.
Die deutsche Bezeichnung der Art geht auf den Aberglauben zurück, dass dieser Lurch Feuer überleben und sein giftiges Hautsekret die Glut löschen würde. Schon die alten Römer hatten davor gewarnt, dass der Feuersalamander mit seinem Gift "ganze Völker vernichten" könne, und noch im Mittelalter unterstellte man ihm eine abnorme Giftigkeit: In den Brunnen gefallene Tiere sollten das Wasser vergiften, "der bloße Hauch seines Atems Menschen töten". Quelle: www.nabu.de.
Bisher lebte dieser sowie etwa ein Dutzend weitere Exemplare in Aquarien beziehungsweise Terrarien bei Hans-Georg Mommsen in Bad Kissingen und Ulf Zeidler in Hammelburg. Die beiden engagieren sich schon seit vielen Jahren im Bund Naturschutz, sind Spezialisten unter anderem für Molche, Kröten und andere Amphibien. Bei einem Spaziergang während der Weihnachtsfeiertage sind die beiden in der Nähe von Wartmannsroth zufällig auf eine Reifenspur gestoßen, in der sich nicht nur Regenwasser gesammelt hatte, sondern auch jede Menge etwa zwei Zentimeter große Feuersalamander-Larven. Die beiden mussten nicht lange überlegen, sondern nahmen sie mit nach Hause. "Die Larven wären mit Sicherheit gefressen worden oder erfroren", erklärt Hans-Georg Mommsen.
Normalerweise bringen die Schwanzlurche ihren Nachwuchs im Frühjahr oder Spätherbst zur Welt - und nicht am Jahresende. Die beiden Fachmänner vermuten, dass das warme Wetter im Dezember die Salamander aus dem Rhythmus gebracht und zur Geburt der Larven angeregt hat. Die weiblichen Tiere tragen etwa acht bis neun Monate nach der Paarung, die zwischen April und September stattfindet, die Embryonen aus und setzen sie in fischfreien Quellbereichen oder Stillgewässern ab.
Insgesamt 13 Larven haben bei Mommsen und Zeidler überlebt und sich in den vergangenen 13, 14 Wochen zu kleinen Feuersalamandern entwickelt. Nicht zuletzt auch wegen der guten Fütterung. "Anfangs habe ich meine Larven mit Wasserflöhen aus meiner Zucht ernährt", erzählt der ehemalige Kardiologe, der die Flöhe eigentlich für seine Fische heranzieht. Später ergänzten roten Mückenlarven und Enchyträen, sogenannte Weißwürmer, den Speiseplan der heranwachsenden Feuersalamander. Nach ihrer Metamorphose vom Wasserlebewesen zum Landtier fütterte Mommsen sie auch mit kleinen Regenwürmern und Mikro-Grillen aus dem Zoo-Fachhandel. Doch von nun an müssen sich die kleinen Kerle selbst um Nahrung kümmern. Im Kaskadental dürfte das kein Problem sein. "Hier finden sie ausreichend Asseln, kleine Würmer und Fliegen", erklärt er.
Außerdem haben sie hier im feuchten Wald idealen Lebensraum bezogen, ist Mommsen überzeugt. Seit Jahren schon ist er hier an den Quellen zugange, hat drei kleine Teiche angelegt, für Amphibien. In einem ist momentan reichlich Froschleich zu sehen. Doch heute gilt die Aufmerksamkeit den kleinen Feuersalamandern. Die anderen Jungtiere wurden schon an den warmen Tagen vor Ostern ausgewildert. Jetzt hat Hans-Georg Mommsen die letzten vier Exemplare in die Freiheit entlassen. Ob sie überleben werden, kann der 73-Jährige nicht sagen. "Man hätte sie kennzeichnen oder mit einem kleinen Sender versehen müssen", erklärt er. Allerdings sei fraglich, wo man diesen hätte befestigen wollen. Somit bleibt nur die Hoffnung, dass die kleinen Krabbler irgendwie durchkommen.
So auch der kleine Kerl, der noch immer auf der Borke sitzt. Zwar hat er sich inzwischen an den Rand bewegt, den Absprung aber noch nicht geschafft. Schließlich hat Hans-Georg Mommsen ein Einsehen und gibt ihm nochmals Starthilfe. Vorsichtig lässt er den kleinen Salamander auf seine Hand krabbeln und setzt ihn dann ins feuchte Moos. Kaum dort angekommen, ist er auch schon verschwunden, in seinem neuen Zuhause im Kaskadental.
Infos zum Feuersalamander
Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) hat den Feuersalamander zum Lurch des Jahres 2016 ernannt. In Bayern gilt das Tier als gefährdet und steht auf der Roten Liste, weil es vielerorts einen rückläufigen Bestandstrend zeigt.
Ursachen dafür sind vor allem die Vernichtung seiner Lebensräume durch intensive forstliche Nutzung von Laubmischwäldern, deren Zerschneidung durch Straßenbau sowie wasserbauliche Maßnahmen und Besatz mit Fischen in den Larvengewässern. Aber auch ein neuerdings in westlichen Nachbarstaaten auftretender, tödlicher Hautpilz bedroht die Tiere.
Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) ist eine überwiegend nachtaktive, feuchtigkeitsliebende Art naturnaher Lebensgemeinschaften der Mittelgebirge. Zugleich ist er eine wichtige Zeigerart für gesunde Laubmischwälder mit Totholz und kühlen Quellbächen.
Die deutsche Bezeichnung der Art geht auf den Aberglauben zurück, dass dieser Lurch Feuer überleben und sein giftiges Hautsekret die Glut löschen würde. Schon die alten Römer hatten davor gewarnt, dass der Feuersalamander mit seinem Gift "ganze Völker vernichten" könne, und noch im Mittelalter unterstellte man ihm eine abnorme Giftigkeit: In den Brunnen gefallene Tiere sollten das Wasser vergiften, "der bloße Hauch seines Atems Menschen töten". Quelle: www.nabu.de.
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