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Bad Kissingen
"Neue Altstadt" Bad Kissingen: Ein hochkomplexes Projekt
"Das Komplizierteste, was je in Bad Kissingen gebaut wurde", nennt Bad Kissingens Bürgermeister Kay Blankenburg das Projekt "Neue Altstadt".
Die Voruntersuchung für die Altstadtsanierung in Bad Kissingen sind bereits angelaufen. Unser Foto zeigt Bohrungen in der Unteren Marktstraße  für eine Grundwassermessstelle. Foto: Archiv/Benedikt Borst       -  Die Voruntersuchung für die Altstadtsanierung in Bad Kissingen sind bereits angelaufen. Unser Foto zeigt Bohrungen in der Unteren Marktstraße  für eine Grundwassermessstelle. Foto: Archiv/Benedikt Borst
| Die Voruntersuchung für die Altstadtsanierung in Bad Kissingen sind bereits angelaufen. Unser Foto zeigt Bohrungen in der Unteren Marktstraße für eine Grundwassermessstelle. Foto: Archiv/Benedikt Borst
Thomas Ahnert
 |  aktualisiert: 19.08.2022 04:20 Uhr
Die letzte Bürgerversammlung für die Kernstadt ist schon eine Weile her. Er habe nicht "mit halbfertigen Produkten vor die Bürger treten" wollen, erklärte Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD): "Da schiebt man dann auch einiges vor sich her." Und er versprach auch gleich für nächstes Jahr die nächste Bürgerversammlung. Entsprechend umfangreich war dann auch die Tagesordnung der Veranstaltung, die weit nach 22 Uhr endete.

Das Schwergewicht unter den Themen war natürlich das Sanierungsprojekt "Neue Altstadt", dessen Start immer wieder hinausgeschoben wurde. "Die Neu Altstadt ist kein Berliner Flughafen, sondern das Komplizierteste, was je in Bad Kissingen gebaut wurde", meinte der OB. Nur oberflächliche Reparaturen lasse das Wasserwirtschaftsamt nicht durchgehen. Die notwendige Gründlichkeit ist aber enorm riskant: "Wir haben nur einen Versuch, um alles richtig zu machen. Was Blankenburg, aber nicht nur er, am meisten fürchtet, sind angesichts der schwierigen Verhältnisse im Untergrund zwei Dinge: zum einen, dass Gebäude instabil werden: "Wir hatten das schon in zwei Fällen in der Salinenstraße, wo wir Setzungen beim alten Amtsgericht und dem Gesundheitsamt feststellen mussten." Und zum anderen, dass das Heil- und Trinkwasser in Mitleidenschaft gezogen wird. "Als 1886 bis 1889 die erste Schwemmkanalisation gebaut wurde, sind einige Heilquellen trocken gefallen." Prominentestes Opfer war der Maxbrunnen.

Deshalb sei es so wichtig genaue Kenntnisse vom Untergrund zu bekommen: "Mit allem, was wir tun, lernen wir. Aber wir können nur mit Modellen und Annahmen arbeiten." Praxistests sind nicht möglich. "Den Baubeginn Herbst 2018 werden wir nicht schaffen", so der OB. "Und ich werde auch keinen Zeitpunkt mehr nennen, weil ich nicht weiß, ob ich ihn halten kann."

Warum dauert alles so lange? Thomas Hornung, Chef des städtischen Tiefbauamtes, nannte Gründe. Die Entwurfsplanungen sind in Teilbereichen zu 100 Prozent fertig, in einigen wichtigen aber erst zu 80 Prozent, weil noch Erkenntnisse fehlen. Dann muss die Planung durch die wasserrechtliche Begutachtung und Genehmigung, und das braucht seine Zeit. Und dann kann erst die konkrete Durchführungsplanung beginnen.

Hornung nannte zwei Zeitfresser. Der eine war die Suche nach einem Ingenieurbüro. Auf die Ausschreibung im 1. Quartal 2015 meldeten sich drei Bewerber. Zwei entsprachen nicht den Anforderungen, das dritte machte einen Rückzieher, als es ernst wurde. Bei der zweiten, EU-weiten Ausschreibung meldeten sich fünf Interessenten, von denen auch zwei nicht in Frage kamen. Aus den verbleibenden wurde das meistversprechende Büro ausgewählt. Als die Arbeit beginnen konnte, war ein Jahr nur mit der Suche vergangen.

Der andere Zeitfresser: 2016 stellte sich heraus, dass die Baugrunddokumentation noch Lücken hat. Drei Kernbohrungen waren noch erforderlich. Die dauerten von der Planung über die Genehmigung und Ausschreibung bis zur Durchführung zehn Monate. Allerdings kommt jetzt noch ein Jahr Auswertungs- und Beobachtungszeit dazu.

Die enormen Probleme erläuterte Hornung anhand der Situation unter dem Marktplatz. Dort stößt man in 3,60 Metern Tiefe auf eine Heilwasserschicht, die nach oben von einer nicht tragfähigen Aulehmschicht abgedeckt wird. Der Druck, den das Heilwasser auf diese Schicht ausübt, wird zum Teil durch die löcherige Kanalisation abgeleitet. Am einfachsten wäre es, die Kissinger für ein Jahr zu evakuieren, damit der Abwasserzufluss versiegt. Dann lasse sich genau feststellen, wo wieviel Heilwasser in die Kanalisation fließt. Nicht, um diese Verluste zu stoppen, sondern im Gegenteil, um dem Heilwasser auch in der neuen Kanalisation diesen Ausweg zu erhalten. Hornung wies darauf hin, dass auch die Grundstückseigentümer mit ihren Hausanschlüssen gefordert seien. Das sei für manchen eine große Belastung. Aber sein Amt werde im persönlichen Gespräch Hilfe leisten bei der Zustandserfassung, der Planung und der Kostenermittlung. "Die Kosten für die Planung trägt die Stadt", ergänzte der OB.

Ein anderes, nicht ganz so großes Thema war der neue Brunnen im Rosengarten. Oberbürgermeister Kay Blankenburg hatte noch einmal die Zahlen zusammenstellen lassen und erläuterte sie mit einem Ergebnis, das so manchen im Tattersall überraschte. Drei Millionen Euro wurden in den Rosengarten investiert: 2,1 Millionen Euro für den Brunnen, 900 000 Euro für die Grünanlagen. Der Staat beteiligte sich mit 1,75 Millionen Euro, für die Stadt bleiben 1,25 Millionen Euro. Eine Wiederherstellung des alten Brunnens wäre auf 900 000 nicht zuschussfähige Euro gekommen. So bekam die Stadt für 325 000 Euro mehr noch einen generalsanierten, barrierefreien Rosengarten mit neuer Bepflanzung und automatischer Bewässerung, eine Beamershow, die Reinigung und Beleuchtung des Neumann-Boxberger-Denkmals und die Abflachung des Saaleufers - eine Forderung des Wasserwirtschaftsamtes - dazu: unterm Strich kein schlechtes Geschäft, auch angesichts des Einsparungspotenzials bei den Personalkosten.
 
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