
Zwei Jahre konnte wegen der Corona-Pandemie in der Marktgemeinde keine einzige Bürgerversammlung stattfinden. Nun waren die Bürgerinnen und Bürger aller vier Ortsteile in die Festhalle von Poppenlauer eingeladen, um sich von Bürgermeister Matthias Klement ( CSU ) informieren zu lassen und ihm Fragen zu stellen.
Das Spektrum reichte von der Bevölkerungsentwicklung über die finanzielle Lage bis zu Maßnahmen und Investitionen der Marktgemeinde. Das größte Bauvorhaben ist zurzeit der Kinderhort. Dessen Fertigstellung wird sich bis ins nächste Jahr verzögern, da es bei der Ausschreibung der Arbeiten Probleme gab, Firmen zu finden. Bei der Diskussion um das Gewerbegebiet A 71 wollte Bürgermeister Klement nicht bestätigen, dass sich hier der Internethändler Amazon ansiedelt. Im Gemeinderat eines Nachbarortes war das schon als mehr oder weniger feststehende Tatsache gehandelt worden.
"Wir sind gut durch die Krise gekommen"
Die finanzielle Lage der Marktgemeinde ist in Ordnung, berichtete der Bürgermeister. Der Verwaltungshaushalt stieg von 9,4 auf 9,9 Millionen Euro. Das lag vor allem am Anstieg der Gewerbesteuereinnahmen von 780.000 auf 1,2 Millionen Euro. Die Steuerkraft liegt allerdings liegt um 34,8 Prozent unter dem Landesdurchschnitt vergleichbarer Gemeinden und ist gegenüber dem Vorjahr (32 Prozent) gesunken. Die Verschuldung der Gemeinde sank im Jahr 2021 um 157.000 Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung ging auf 342 Euro zurück (der Landesdurchschnitt lag 2018 bei 582 Euro). "Wir sind gut durch die Krise gekommen", kommentierte Klement diese Zahlen.
Bevölkerungsentwicklung
Nicht zufrieden ist der Bürgermeister dagegen mit der Bevölkerungsentwicklung. Von 2017 bis 2020 sank die Bevölkerungszahl um 99 Personen von 4425 auf 4326. Größter Ortsteil , wenn allein der Erstwohnsitz berücksichtigt wird, ist Poppenlauer mit 1811 Einwohnern. Der "Rivale" Maßbach hat nur 1770. Weichtungen bringt es auf 405, Volkershausen auf 340. Zählt man Personen mit Zweitwohnsitz hinzu, dann rückt Maßbach mit 2004 Einwohnern doch wieder auf den ersten Platz, Poppenlauer hat dann nur 1958. Ursache für den Bevölkerungsrückgang in der Marktgemeinde im Jahr 2021 um 31 Personen sind sowohl der "Sterbeüberschuss" (21) als auch der "Wanderungsverlust" (zehn).
Der Neubau des Hortes an der Grundschule in Poppenlauer ist das zurzeit größte Bauprojekt der Marktgemeinde. Hier sollen die über die Ortsteile Maßbach und Poppenlauer verstreuten Horte zusammengefasst werden, um Platz für die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Poppenlauer zu bieten. Die Betreuung der Hortkinder sei eigentlich Aufgabe des Freistaates, dieser gebe deshalb zu den Baukosten von geschätzt 4,7 Millionen Euro einen Zuschuss von 1,7 Millionen. Die Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine hätten allerdings zu Problemen bei der Vergabe von Arbeiten geführt und ließen eine Explosion der Baukosten befürchten. Die Kindertagesstätte in Maßbach werde saniert und erweitert, da mehr Plätze gebraucht werden. Die Baukosten betragen etwa 4,3 Millionen Euro. 2,2 Millionen übernehmen der Freistaat und die evangelische Kirche.
Gewerbesteuer bezahlen und Arbeitsplätze bieten
" Amazon kommt, heißt es. Die zahlen keine Gewerbesteuern und bauen einen großen Klotz", befürchtete ein Diskussionsredner. "Die Gemeinde kann mitreden wie ein Bauherr" versicherte der Bürgermeister und "was kommt dahin? Ich kann es nicht sagen". Hier würden nur Firmen angesiedelt, die Gewerbesteuer bezahlen und Arbeitsplätze bieten.
Die Kontrolle parkender Autos wurde mit etwas Missfallen aufgenommen. Mehr Parkplätze für Arbeitnehmer, die ihre Autos während der Arbeit abstellen müssten, wurden verlangt. Bürgermeister Klement will die Gehwege für Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen freihalten, Autofahrer , die hier parken, müssen deshalb mit 55 Euro Strafe rechnen.
Was es sonst noch gab
Eine Bürgerin regte an, dass Hundekotbeutel in Zukunft rot statt schwarz sein sollen. Damit haben dann angeblich die Hundehalter mehr Scheu, sie einfach wegzuwerfen.
Eine Einkaufsmöglichkeit für Poppenlauer wurde gefordert. "Marktgemeinderat Thorsten Ort (Grüne/FBuU) hat Infos darüber gesammelt, wir sind dabei", berichtete dazu der Bürgermeister.
Auf eine Frage nach einem Radweg nach Rannungen hieß es "wir haben ihn beschlossen. Die Rannunger haben es abgelehnt." Klement will sich aber weiter um das Thema kümmern.