Bad Brückenau
Netzausbau: Die These von der Entlastung
Der bayerische Löwe brüllte und Berlin reagierte. Doch die Entlastung des Netzknotenpunkts Grafenrheinfeld ist nichts anderes als eine Umverteilung neuer Leitungen.
Es war ein Ergebnis des Energie-Kompromisses , den die Große Koalition im Sommer ausgehandelt hat: Der Netzknotenpunkt Grafenrheinfeld soll entlastet werden. Doch das Versprechen, das inzwischen rechtskräftig ist, hat einen Haken. Der Netzausbau wird nicht gestoppt, sondern lediglich zu den Nachbarn verschoben. Nun mosern andere.
"Es kann aus unserer Sicht nicht angehen, dass unsere Region aufgrund einer politisch gewollten Entscheidung in Berlin massivst belastet wird", kritisiert Susanne Simmler, Erste Kreisbeigeordnete (SPD) des Main-Kinzig-Kreises in einer Stellungnahme. Ausnahmsweise geht es einmal nicht um Südlink. Seitdem die Bundesregierung einen Erdkabelvorrang für die Gleichstromtrasse beschlossen hat, muss die Planung komplett neu aufgerollt werden. Simmlers Kritik bezieht sich vielmehr auf den allgemeinen Netzausbau, denn neben Großprojekten wie Südlink sollen auch herkömmliche Stromleitungen neu gebaut werden, um den Energietransport vom Norden in den Süden zu gewährleisten.
Eines dieser Projekte heißt P43 und war ursprünglich als Neubau von Mecklar nach Bergrheinfeld/West, wo das Umspannwerk steht, geplant. Die 380-kV-Leitung hätte - geht man von einer möglichst kurzen Trassenführung aus - die Rhön zumindest gestreift. Doch nach dem Widerstand der Bürger korrigierte die Bundesregierung ihren Kurs. Im Netzentwicklungsplan Strom 2025 ist von einer Alternativtrasse die Rede. Der Name: P43mod.
Die Alternativtrasse führt von Mecklar über Dipperz quer durch den benachbarten Landkreis Main-Kinzig bis nach Urberach südlich von Frankfurt. Der Vorteil: Die Trasse nutzt bereits bestehende Stromleitungen. Der Nachteil: Die Strecke ist 35 Kilometer länger als in der ursprünglichen Variante. "Diese Unterlagen sind meiner Ansicht nach ein Ausdruck von Angst der Planer vor Herrn Seehofer", schreibt Simmler. "Wo bleibt da die dringend notwendige Orientierung an Wirtschaftlichkeit, kürzestmögliche Trassierung und geringstmögliche Belastung einzelner Regionen?"
Auch andere Abgeordnete wehren sich. Wie die Fuldaer Zeitung berichtet, protestieren die hessischen SPD-Bundestagsabgeordneten Sascha Raabe, Bettina Müller und Birgit Kömpel in einer gemeinsamen Erklärung gegen eine "politische" Trassenführung beim Netzausbau und fordern eine ergebnisoffene und transparente Prüfung. "Wir haben das auf Wunsch des Gesetzgebers berechnet", sagt Ulrike Hörchens, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit beim Netzbetreiber Tennet. Sie weist darauf hin, dass beide Projekte (P43 und P43mod) bereits im Bundesbedarfsplangesetz beschlossen sind. "Das heißt nur, dass der Gesetzgeber einen unmittelbaren Bedarf sieht", erklärt Hörchens. "Es heißt nicht, dass nicht noch umentschieden werden kann." Im Moment prüft die Bundesnetzagentur den Entwurf der Netzbetreiber.
Auch wenn die Alternativtrasse bereits bestehende Infrastruktur nutzt, hat der Ausbau durchaus seine technischen Tücken. Die Masten sind für eine Mehrbelastung nicht ausgelegt, sie müssten ersetzt werden. Eine andere Möglichkeit ist, neben den Bestandsleitungen eine weitere Trasse zu bauen. Ob nun höhere Masten oder noch eine Leitung zusätzlich - von Entlastung kann da keine Rede sein.
Ähnliches spielt sich übrigens auch in Oberfranken ab. Es gibt nämlich noch ein weiteres Projekt, das ursprünglich in die Region Grafenrheinfeld führen sollte: P44. Auch hier war der Neubau einer 380-kV-Leitung geplant. Auch hier hat Tennet eine Alternativtrasse (P44mod) vorgelegt, die 38 Kilometer länger ist. Der Endpunkt liegt nun bei Nürnberg. Und auch hier sind die betroffenen Landkreise alles andere als begeistert. Das Tauziehen geht weiter.
"Es kann aus unserer Sicht nicht angehen, dass unsere Region aufgrund einer politisch gewollten Entscheidung in Berlin massivst belastet wird", kritisiert Susanne Simmler, Erste Kreisbeigeordnete (SPD) des Main-Kinzig-Kreises in einer Stellungnahme. Ausnahmsweise geht es einmal nicht um Südlink. Seitdem die Bundesregierung einen Erdkabelvorrang für die Gleichstromtrasse beschlossen hat, muss die Planung komplett neu aufgerollt werden. Simmlers Kritik bezieht sich vielmehr auf den allgemeinen Netzausbau, denn neben Großprojekten wie Südlink sollen auch herkömmliche Stromleitungen neu gebaut werden, um den Energietransport vom Norden in den Süden zu gewährleisten.
Widerstand der Bürger
Eines dieser Projekte heißt P43 und war ursprünglich als Neubau von Mecklar nach Bergrheinfeld/West, wo das Umspannwerk steht, geplant. Die 380-kV-Leitung hätte - geht man von einer möglichst kurzen Trassenführung aus - die Rhön zumindest gestreift. Doch nach dem Widerstand der Bürger korrigierte die Bundesregierung ihren Kurs. Im Netzentwicklungsplan Strom 2025 ist von einer Alternativtrasse die Rede. Der Name: P43mod.Die Alternativtrasse führt von Mecklar über Dipperz quer durch den benachbarten Landkreis Main-Kinzig bis nach Urberach südlich von Frankfurt. Der Vorteil: Die Trasse nutzt bereits bestehende Stromleitungen. Der Nachteil: Die Strecke ist 35 Kilometer länger als in der ursprünglichen Variante. "Diese Unterlagen sind meiner Ansicht nach ein Ausdruck von Angst der Planer vor Herrn Seehofer", schreibt Simmler. "Wo bleibt da die dringend notwendige Orientierung an Wirtschaftlichkeit, kürzestmögliche Trassierung und geringstmögliche Belastung einzelner Regionen?"
Auch andere Abgeordnete wehren sich. Wie die Fuldaer Zeitung berichtet, protestieren die hessischen SPD-Bundestagsabgeordneten Sascha Raabe, Bettina Müller und Birgit Kömpel in einer gemeinsamen Erklärung gegen eine "politische" Trassenführung beim Netzausbau und fordern eine ergebnisoffene und transparente Prüfung. "Wir haben das auf Wunsch des Gesetzgebers berechnet", sagt Ulrike Hörchens, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit beim Netzbetreiber Tennet. Sie weist darauf hin, dass beide Projekte (P43 und P43mod) bereits im Bundesbedarfsplangesetz beschlossen sind. "Das heißt nur, dass der Gesetzgeber einen unmittelbaren Bedarf sieht", erklärt Hörchens. "Es heißt nicht, dass nicht noch umentschieden werden kann." Im Moment prüft die Bundesnetzagentur den Entwurf der Netzbetreiber.
Technische Tücken
Auch wenn die Alternativtrasse bereits bestehende Infrastruktur nutzt, hat der Ausbau durchaus seine technischen Tücken. Die Masten sind für eine Mehrbelastung nicht ausgelegt, sie müssten ersetzt werden. Eine andere Möglichkeit ist, neben den Bestandsleitungen eine weitere Trasse zu bauen. Ob nun höhere Masten oder noch eine Leitung zusätzlich - von Entlastung kann da keine Rede sein.Ähnliches spielt sich übrigens auch in Oberfranken ab. Es gibt nämlich noch ein weiteres Projekt, das ursprünglich in die Region Grafenrheinfeld führen sollte: P44. Auch hier war der Neubau einer 380-kV-Leitung geplant. Auch hier hat Tennet eine Alternativtrasse (P44mod) vorgelegt, die 38 Kilometer länger ist. Der Endpunkt liegt nun bei Nürnberg. Und auch hier sind die betroffenen Landkreise alles andere als begeistert. Das Tauziehen geht weiter.
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