
Zu ihren Fortbildungen präsentiert die Gemeinschaft für Trainer in Unterfranken (GFT) regelmäßig Experten von Rang und Namen. Aber ein U21-Nationaltrainer kommt nicht alle Tage. Diesmal schon, denn Antonio Di Salvo ist der Referent für die Veranstaltung am 17. April (18.30 Uhr) in Heidingsfeld (Herrenweg 2 ). Im Vorfeld stand uns der 43-Jährige aus München mit Profi-Stationen unter anderem beim FC Bayern , TSV 1860, aber auch FC Hansa Rostock für ein Interview zur Verfügung.
Herr Di Salvo, bemerkenswert, dass der Trainer der U21-Nationalmannschaft einen Vortrag zur Trainerausbildung in Heidingsfeld hält. Wie kommt’s?
Antonio Di Salvo : Ganz einfach, ich wurde angefragt von der GFT Unterfranken . Dazu muss man wissen, dass ich immer mal wieder bei Trainer-Gemeinschaften referiere, die es ja nicht nur in Unterfranken gibt. Kontakte zu den jeweiligen Organisatoren bestehen auch deshalb, weil ich von 2014 bis 2016 auch schon als Stützpunkt-Koordinator im Bayerischen Fußballverband gearbeitet habe. Es ist Teil meines Jobs, präsent zu sein und Erfahrungen weiterzugeben.
Wie viele Vorträge dieser Art halten Sie im Monat und/oder im Jahr?
So genau kann man das nicht sagen. Das hängt vor allem davon ab, wie ich beim DFB und der U21-Nationalmannschaft eingebunden bin, deren Europameisterschaft im Sommer in Rumänien und Georgien ansteht. Generell ist es so, dass ich neben Vorträgen wie in Heidingsfeld auch in die Trainerausbildung eingebunden bin.
Das Thema am 17. April lautet: Kleine Spiele – die Wichtigkeit des 4 gegen 4. Können Sie bereits einen kleinen Einblick in die Inhalte geben?
Ich gehe erst einmal davon aus, dass es einen praktischen und theoretischen Teil geben wird. Prinzipiell ist es ein DFB-übergreifendes Thema, für das auch unser U20-Trainer Hannes Wolf und Hermann Gerland als Co-Trainer der U21 in der Verantwortung sind. Wir wollen im Breitensport Trainingsmöglichkeiten entwickeln, die für alle einen Mehrwert haben. In kleinen Vereinen haben Trainer beispielsweise oft gar nicht viel Zeit, die Trainingseinheiten vorzubereiten. Und dann müssen sich viele Clubs einen Platz teilen, da wird es räumlich eng für Spielformen. Bei einem Drei-gegen-Drei oder Vier-gegen-Vier werden viele Elemente des Fußballs abgedeckt: Torschüsse, Gegenpressing, Dribbling, das Spielen miteinander.
Mal ehrlich: Bereiten Sie Ihren Vortrag selbst vor oder bekommen Sie das Skript und die Inhalte vom DFB an die Hand?
Von allem etwas. Ich helfe noch, soweit es zeitlich möglich ist, als Trainer aus in der U14 des FC Wacker München, wo mein Sohn spielt. Auch dort legen wir viel Wert darauf, im kleinen Feld zu spielen. Weil da all das trainiert werden kann, worauf es ankommt. Das ist neben der Technik zum Beispiel auch Durchsetzungsfähigkeit. Beim Vier-gegen-Vier geht es beispielsweise auch darum, wie lange und intensiv man das übt. Ohne eine gewisse Regelmäßigkeit ist kein Erfolg zu erzielen.
Sie besitzen die UEFA-Pro-Lizenz. Nehmen Sie uns bitte mal mit zu Ihren Anfängen im Trainergeschäft…
Nach meiner Profi-Karriere wollte ich verschiedene Sachen ausprobieren. Es war klar, dass ich dem Fußball erhalten bleiben wollte. Das ist mein Hobby und meine Passion. Ich habe Sportmanagement studiert und ein Praktikum in der Geschäftsstelle des FC Bayern München gemacht, bei dem ich alle Abteilungen kennengelernt habe. Parallel dazu habe ich in der Sportschule Kaiserau und in Hennef meine Trainerscheine gemacht. Da wurde auch schnell klar, dass mir die Arbeit auf dem Platz mehr Spaß bereitet als die am Schreibtisch. Meine ersten Trainerkollegen bei Bayern München waren der leider früh verstorbene Stefan Beckenbauer und Marcus Sorg , der 2013 U19-Trainer beim DFB wurde und mich als Co-Trainer mitnahm. Damit war mein Weg zum DFB geebnet.
Was verbinden Sie mit dem unterfränkischen Fußball?
Der FC 05 Schweinfurt und Kickers Würzburg sind die beiden Vereine, die mir sofort einfallen. Den Weg von Würzburg in die 2. Bundesliga habe ich verfolgt, leider sind sie dann wieder bis in die Regionalliga abgestiegen. Danny Schwarz, ein guter Freund von mir, hat die Kickers in dieser Zeit ja auch trainiert. Und mit dem aktuellen Trainer , Marco Wildersinn, habe ich meinen Fußballlehrer-Schein gemacht.
Als U21-Trainer sind Sie ganz nah dran an den Nachwuchsleistungszentren der Republik. Immer wieder kommt der Vorwurf, die Ausbildung wäre im NLZ zu „stromlinienförmig“, das individuelle würde verloren gehen. Teilen Sie diese Ansicht?
Man kann und darf nicht mit der Gießkanne über alle Vereine gehen. Es stimmt schon, dass hier und da mehr die Taktik und weniger die Fähigkeiten der einzelnen Spieler im Vordergrund standen. Das wollen wir wieder ändern. Jetzt geht es geht darum, an den Basics zu arbeiten. Da haben wir erneut den Bezug zum Vier-gegen-Vier, bei dem alle Elemente trainiert werden. Ich erkenne ein Umdenken in den Leistungszentren mit spezifischen Programmen für alle Positionen. Auch die Spielform Funino zur Verbesserung der Spielintelligenz ist ein guter Ansatz.
Vermissen Sie selbst den Typus des „Straßenfußballers“ ?
Der fehlt ja nicht nur in Deutschland. Als Typ anders zu sein, gegen Widerstände zu kämpfen, ist auch ein Element, das wichtig sein kann. Charaktere können einer Mannschaft guttun. Wichtig ist es, den Jungen und Mädchen Freiräume zu schaffen, damit sie auch mal auf den Bolzplatz gehen können.