
Damit in Premich ein Nahwärmenetz realisiert werden kann, muss sich eine ausreichende Anzahl an Haushalten zum Anschluss bereiterklären. Ende 2023 beschloss der Markt Burkardroth , dieses gemeindliche Pilotprojekt voranzutreiben, da in Premich die Sanierung der Ortsdurchfahrt inklusive Gehwegausbau ansteht. Zudem brauchen sowohl die Grundschule als auch der Kindergarten, der umgebaut und erweitert wird, eine neue Heizungsanlage , wie Bürgermeister Daniel Wehner ( CSU ) erläuterte.
Bürgerumfragen brachten nicht genügend Rückmeldungen
Im ersten Schritt fand eine Bürgerumfrage statt, die jedoch nicht genügend Rückmeldungen brachte. Eine zweite Umfragerunde richtete sich an Haushalte, die sich zuvor nicht geäußert hatten.
Dennoch seien die aktuellen Zahlen weiterhin zu niedrig, um das Nahwärmenetz wirtschaftlich betreiben zu können, stellte Wehner klar. „Stand heute wird es nicht funktionieren. Es wäre finanziell nur schwer umsetzbar, und wir würden keine Zuschüsse bekommen.“
Ergebnisse der Potenzialanalyse
Das Institut für Energietechnik (IfE) hat mit Fördermitteln aus dem kommunalen Klimaschutz-Netzwerk Main-Rhön eine Potenzialanalyse für Premich erstellt, um die wirtschaftlichen Grundlagen eines Nahwärmenetzes zu ermitteln.
Drei Varianten wurden genauer untersucht: Ein Netz in einem Teil der Steinbergstraße mit Bayern- und Fischstraße könnte 34 Anschlussnehmer haben. Doch bei einer Trassenlänge von 1,8 Kilometern wäre der Wärmeverlust mit 25 Prozent zu hoch, sodass sich das Vorhaben nicht rentiert.
Eine erweiterte Variante rund um Schule und Kindergarten stieß auf das Interesse von 17 Haushalten, während eine kleinere Variante in diesem Bereich noch elf Anschlussnehmer hätte. Laut IfE sei eine kleinere Netzvariante vorteilhafter, da geringere Wärmeverluste entstünden. Allerdings wäre eine Förderung des Projekts nur möglich, wenn mehr als 16 Häuser angeschlossen würden.
Bemühungen um weitere Anschlussnehmer
Premichs Ortssprecher Eugen Edelmann warb für Geduld und regte an, den Premichern eine weitere Chance einzuräumen. „Es ist eine einmalige Gelegenheit“, betonte er. Eine Hackschnitzelanlage könnte beispielsweise auf der Fläche der ehemaligen Disco errichtet werden.
In den kommenden Wochen soll durch persönliche Ansprache versucht werden, weitere Haushalte zu gewinnen. „Wir brauchen über 20 Anschlussnehmer, das versuchen wir hinzubekommen“, zeigte sich Edelmann zuversichtlich. Mit dem Argument „Wollen wir in den nächsten Jahren 40 neue Heizungen anschaffen oder machen wir es gemeinsam?“ plant er, von Haustür zu Haustür zu gehen.
Zusätzlich schlug er eine Informationsveranstaltung mit dem Institut für Energietechnik vor, um die Bürger über Kosten und den Aufbau des Nahwärmenetzes aufzuklären.
Zeitlicher Spielraum ist vorhanden
Bürgermeister Wehner konnte die Bedenken von Johannes Vorndran ( Waldfenster ) hinsichtlich des Zeitfensters für Premich zerstreuen. Da die Gemeinde noch auf die Verlegung von Glasfaser warte, bestehe aktuell kein akuter Zeitdruck in Bezug auf die Straßensanierung.
Allerdings dürfe das Thema auch nicht zu lange hinausgezögert werden, da die Sanierung des Kindergartens und die Heizungserneuerung in der Schule bevorstehen. „Wir wären auch ein großer Abnehmer von Energie. Ein halbes bis dreiviertel Jahr spielt für uns keine Rolle.“
Weitere Überlegungen
Wehner zeigte Verständnis für die Zurückhaltung vieler Bürger: „Viele haben Holzheizungen und sind gut ausgerüstet.“ Zudem lebten im Altort oft ältere Menschen in historischen Anwesen, die unsicher seien, was langfristig mit ihrem Haus geschehe, und daher nicht investieren wollten.
Gemeinderätin Marion Zehe (Stangenroth) erkundigte sich, ob ein späterer Anschluss an das Nahwärmenetz möglich wäre, beispielsweise nach einem Hausverkauf. Wehner geht davon aus, dass dies technisch realisierbar sei und die Anlage entsprechend geplant werde.
Wichtig sei auch zu wissen, dass Bürger in Gebieten mit vorhandenem Nahwärmenetz keine Förderung für eigene Heizungsanlagen mehr erhielten, zumindest nach aktuellem Stand. Für andere Ortsteile, wie etwa den Bereich um die Kirche, habe dies jedoch keine Auswirkungen. Zudem werde die Kommune das Nahwärmenetz nicht selbst betreiben, betonte Wehner: „Es muss vor Ort eine Genossenschaft geben, wie in Kilianshof oder Großbardorf.“
Langfristige Planung für weitere Ortsteile
Nicht nur für Premich, sondern auch für weitere Ortsteile sollen in den kommenden Jahren Potenzialanalysen erstellt werden. Kommunen mit weniger als 10.000 Einwohnern müssen bis spätestens 30. Juni 2028 eine flächendeckende Wärmeplanung vorweisen, erläuterte Geschäftsleiter Heiko Schuhmann die rechtlichen Hintergründe.
Die Analysen werden gefördert, ebenso werde der Zusammenschluss mehrerer Kommunen unterstützt. In diesem Zusammenhang werde es bald Gespräche mit Nachbargemeinden der Allianz Kissinger Bogen geben, kündigte Schuhmann an.
Mehr aus dem Gemeinderat:
- Das gemeindliche Einvernehmen wurde für den Neubau eines Einfamilienhauses mit Doppelgarage in Burkardroth sowie für die Errichtung von zwei Dachaufbauten in Gefäll erteilt. Die erforderlichen Befreiungen bezüglich der Gaubenbreite und Dachneigung wurden gewährt.
- Die sanierungsbedürftigen Toiletten im Schulgebäude in Lauter stehen schon länger auf der Agenda und können nach dem Hortneubau endlich erneuert werden. Dabei soll auch der angrenzende Flur sowie zwei weitere Zimmer saniert werden. Die Lüftungsanlage wird so geplant, dass eine spätere Erweiterung möglich ist. Die Kosten liegen bei rund 170.000 Euro, die Ausschreibung der Arbeiten übernimmt die Verwaltung.
- Der Marktgemeinderat beschloss, sich für den Strombezug im Zeitraum 2026 bis 2028 erneut an der Bündelausschreibung über die Kommunal-GmbH des Bayerischen Gemeindetags und den Dienstleister enPortal zu beteiligen. Der Bürgermeister wurde ermächtigt, die erforderlichen Vollmachten und Erklärungen abzugeben.
- Aus der nichtöffentlichen Sitzung wurde bekannt gegeben, dass die Firma Lösch aus Offenburg den Blitzschutz für die Kindergärten in Burkardroth (3.300 Euro) und Gefäll (3.863 Euro) liefern wird. Die Firma Ress aus Bad Königshofen wurde mit der Installation der Lüftung für das neue Feuerwehrgerätehaus in Premich (177.021 Euro) sowie mit den Sanitärarbeiten (93.378 Euro) beauftragt.