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Bad Kissingen
Nach Sturzflut in Hausen: Mit Schneeschaufel, Traktor und Bagger gegen den Schlamm
40 Liter Regen pro Quadratmeter sind innerhalb weniger Minuten über dem Bad Kissinger Stadtteil heruntergekommen: Straßen, verwandelten sich in Bäche, Häuser wurden geflutet. Wie die Aufräumarbeiten verlaufen und warum der Ort bei Starkregen besonders anfällig ist.
Braune Wassermassen auf den Straßen: Starkregen hat am Mittwochnachmittag den Bad Kissinger Ortsteil Hausen überschwemmt. Ein Feuerwehrauto fährt durch das 30 Zentimeter tiefe Wasser zu einer Einsatzstelle.  Foto: Martina Schneider       -  Braune Wassermassen auf den Straßen: Starkregen hat am Mittwochnachmittag den Bad Kissinger Ortsteil Hausen überschwemmt. Ein Feuerwehrauto fährt durch das 30 Zentimeter tiefe Wasser zu einer Einsatzstelle.  Foto: Martina Schneider
| Braune Wassermassen auf den Straßen: Starkregen hat am Mittwochnachmittag den Bad Kissinger Ortsteil Hausen überschwemmt. Ein Feuerwehrauto fährt durch das 30 Zentimeter tiefe Wasser zu einer Einsatzstelle.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 01.11.2022 17:30 Uhr

Plötzlich stand Hausen und die Wohnsiedlung am Prinzengraben unter Wasser. Bis zu 40 Liter pro Quadratmeter sind nach Feuerwehrangaben am Mittwochnachmittag innerhalb weniger Minuten über dem Stadtteil heruntergekommen. So viel regnet es sonst in manchen Monaten nicht. Die Wassermassen haben innerhalb kürzester Zeit Dreck und Geröll von den Feldern gerissen und die Straßen in bis zu 30 Zentimeter tiefe, schlammige und reißende Bäche verwandelt. "Es war ein unfassbarer Dreck", erzählt ein Anwohner aus Hausen.

Vom Hang ins Dorf

"An allen abschüssigen Straßen an der Ostseite Hausens kam die Brühe runter", berichtet Bernd Czelustek , Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Hausen. Gegen 15.30 Uhr zog eine Gewitterzelle über die Stadt, die sich vor allem über Hausen abregnete. Der Starkregen war räumlich begrenzt und hat eine sehr kleine Fläche getroffen. Diese aber umso heftiger. Anwohner berichten neben Sturzbächen auch von Hagel, der auf die Dächer getrommelt und Wiesen weiß gefärbt hat.

Der Starkregen hat nicht nur die Felder und Straßen geflutet, sondern auch Keller, Garagen und Wohnhäuser . An insgesamt 15 Stellen in Hausen wurden Rettungskräfte alarmiert. 80 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Hausen, Bad Kissingen , Winkels, Kleinbrach und Großenbrach waren laut Czelustek im Einsatz, unterstützt von Streifen der Polizei Bad Kissingen , von Rettungskräften der Wasserwacht und der DLRG sowie vom Servicebetrieb der Stadt Bad Kissingen . Auch das Staatliche Bauamt Schweinfurt beteiligte sich an der Reinigung der Straßen.

Auf den Straßen nach und durch Hausen war aufgrund der Wassermassen der Verkehr für mehrere Stunden behindert. Besonders war der Bereich um die Nordbrücke und die Hausener Hauptstraße betroffen. Es kam zu Sperrungen und Staus. Die Fahrzeuge wurden umgeleitet. "Etwa eine Stunde ging in dem Bereich gar nichts", weiß Stefan Haschke , Dienststellenleiter der Polizei Bad Kissingen . Personen kamen durch die Sturzfluten nicht zu Schaden. "Aufgrund der Bilder hätte man befürchten müssen, dass dort mehr passiert", meint der Polizeichef.

Aufräumarbeiten dauern bis Donnerstag an

Die Einsatzkräfte waren laut Czelustek bis in die Abendstunden damit beschäftigt, Wasser aus den gefluteten Gebäuden zu pumpen, Keller freizuräumen und die Straßen vom Schlamm zu reinigen. Die Reinigungs- und Aufräumarbeiten dauerten den Donnerstag über an. Zum Teil mit Schneeschaufeln wurde der Schlamm von den Straßen geschoben. Rettungskräfte und Anwohner halfen zusammen. Czelustek lobt: "Besonders das Personal vom Bauhof mit ihren Baggern, aber auch Landwirte mit Frontladern haben hier viel geleistet."

Der Feuerwehrkommandant widerspricht ersten Presseberichten, wonach verstopfte Ablaufgräben die Überflutung verursacht hätten. Diese seien regelmäßig gereinigt worden. "Schuld waren die immensen Wassermassen", sagt er. Diese hätten nicht so schnell abfließen können, wie sie gekommen waren.

OB: Schwachstelle Hausen

Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) hatte die Stadtratssitzung am Mittwochabend verpasst, um sich in Hausen einen Eindruck von der Lage zu verschaffen. Er dankte den Einsatzkräften für die "schnelle und herausragende Arbeit."

Das Stadtoberhaupt betont, dass die Stadtmitarbeiter die Gräben und Kanalabläufe regelmäßig freihalten. Aber: "Der Regen ist an einer Ecke heruntergekommen, die grundsätzlich problematisch ist. Wir haben einen Schwachpunkt an der Stelle", räumt Vogel ein. Die Kanäle und Regenrückhaltebecken dort seien derartigen Massen innerhalb kürzester Zeit nicht gewachsen. Bei massiven Regenereignissen gebe es mehrere Stellen in der Stadt, die ihm und den Fachleuten im Tiefbau Sorgen bereiten. Die Verwaltung und der Stadtrat müssten deshalb in den nächsten Jahren daran arbeiten, die Stadt auf derart massive Starkregenereignisse vorzubereiten. "Es ist für uns der Anlass, alles auf den Prüfstand zu stellen und zu überlegen: Wie geht es weiter?", erklärt der Oberbürgermeister. Sachschäden werde es bei Unwettern immer geben, aber es gelte zu verhindern, dass Personen verletzt werden oder schlimmeres.

Bei dem Gewitter kam es laut Polizei weiterhin zu einem Blitzeinschlag. Der Blitz traf einen Ahornbaum im Luitpoldpark. Im unteren Bereich sowie in der Baumkrone entzündeten sich Schwelbrände. Die Wehren aus Garitz und Bad Kissingen löschten diese. Der Bereich um den Baum wurde abgesperrt. Für Donnerstag war eine Besichtigung des Baumes anberaumt.

 
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