
Nach dem schrecklichen Messerattentat von Solingen mit drei Toten und mehreren Verletzten machen sich auch in der Region viele Menschen Sorgen. Die Frage: Kann das bei uns passieren? Die Antwort: Ja, es kann. Denn gefährliche Messerangriffe kommen auch im Landkreis Bad Kissingen immer wieder vor. Manchmal enden diese Attacken sogar tödlich.
Beispiele für Angriffe mit Messern
22. Mai 2024: Ein 19-Jähriger zieht im Parkhaus Hemmerichstraße in Bad Kissingen ein Messer und raubt den Rucksack eines 16-Jährigen. Der Täter bedroht auch zwei weitere Jugendliche.
Dezember 2023: In der Bad Kissinger Steinstraße eskaliert ein Streit unter Bekannten. Auf einen 45-jährigen Mann wird mehrmals eingestochen. Er wird lebensgefährlich verletzt.
März 2019: Nach einer Messerattacke in der Fußgängerzone von Bad Kissingen stirbt eine 27-jährige Frau.
Januar 2017: Ein 34-Jähriger sticht in Bad Kissingen einem fünf Jahre jüngeren Bekannten in den Rücken und verletzt ihn schwer.
Ein Fall aus dem Oktober 2018 macht besonders fassungslos: Ein achtjähriger Bub bedrohte in Wildflecken zusammen mit seinem gleichaltrigen Freund einen neunjährigen Jungen mit einem Messer.
Die Statistik des Polizeipräsidiums Unterfranken weist die Zahlen der Messangriffe für den gesamten Regierungsbezirk in den vergangenen Jahren aus. Für die einzelnen Landkreise gibt es zu diesem Thema keine Statistiken.
Die Grafik zeigt, dass die Zahl der Messerangriffe in Unterfranken nicht signifikant gestiegen ist, im Jahr 2023 sogar um 9,7 Prozent gesunken. Zahlen für das laufende Jahr liegen noch nicht vor.
Über 80 Prozent Männer
Die Aufklärungsquote für diese Delikte lag in Unterfranken zuletzt bei 89,3 Prozent, berichtet das Polizeipräsidium. Im Jahr 2023 konnten 59 Tatverdächtige ermittelt werden. Davon waren 81,4 Prozent Männer. Der Anteil nicht deutscher Tatverdächtiger lag bei 50,8 Prozent.
66,1 Prozent der Tatverdächtigen waren Erwachsene, 18,6 Prozent Jugendliche und 13,6 Prozent Heranwachsende. Erschreckend: 1,7 Prozent waren Kinder.
Aber was ist eigentlich ein Messerangriff? Die unterfränkische Polizei definiert dieses Delikt so: "Messerangriffe sind solche Tathandlungen, bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird. Das bloße Mitführen eines Messers reicht hingegen für eine Erfassung als Messerangriff nicht aus. "
Faeser will Waffenrecht verschärfen
Nach Attentaten wie in Solingen streiten Politiker regelmäßig über Messerverbote in der Öffentlichkeit. Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser will das Waffenrecht ändern. Bisher dürfen feststehende Messer mit einer Klingenlänge von bis zu zwölf Zentimetern mitgeführt werden. In Zukunft sollen nur noch Messer bis sechs Zentimeter erlaubt sein.
Auch sechs Zentimeter tödlich
Doch was würde das bringen? Marco Erhardt, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bad Kissingen, bringt es auf den Punkt: "Ein Stich mit einem sechs Zentimeter langen Messer in den Hals kann genauso tödlich sein wie ein Stich mit einem längeren Messer in die Brust."
Auch ein komplettes Messerverbot in der Öffentlichkeit hält der Polizeihauptkommissar für schwierig und derzeit kaum umsetzbar. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) lehnt ein allgemeines Messerverbot ebenfalls ab: "Wir können über Messerverbote diskutieren, aber es hat nur einen Sinn, wenn es kontrolliert wird. Dazu muss dann auch die Polizei die Befugnisse haben, das zu kontrollieren."
Diese Kontrollen sind für die Polizei im Alltag aber sehr schwierig. "Ohne konkreten Anlass oder Hinweise ist das nicht möglich", so Marco Erhard. Er hofft, dass die Politik Lösungen erarbeitet, "die auch umgesetzt werden können".
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