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Bad Kissingen
Nach Rassismus-Vorwürfen an Kissinger Stadtratsmitglied: Rufe nach Aufklärung
Einem namentlich nicht genannten Stadtrat wird vorgeworfen, sich ausländerfeindlich geäußert zu haben. Die Freien Wähler distanzieren sich von dem Vorfall und fordern den Unbekannten auf, sich zu erkennen zu geben. Der Integrationsbeirat äußert sich besorgt.
Die Stadtratsfraktion der Freien Wähler fordert, die Rassismus-Vorwürfe an den Stadtrat aufzuklären.  Der beschuldigte, unbekannte Stadtratskollege soll sich zu erkennen geben, um weiteren Schaden vom Gremium abzuwenden.       -  Die Stadtratsfraktion der Freien Wähler fordert, die Rassismus-Vorwürfe an den Stadtrat aufzuklären.  Der beschuldigte, unbekannte Stadtratskollege soll sich zu erkennen geben, um weiteren Schaden vom Gremium abzuwenden.
Foto: Deutsche Orchestervereinigung (DOV)/ Montage: Dagmar Klumb | Die Stadtratsfraktion der Freien Wähler fordert, die Rassismus-Vorwürfe an den Stadtrat aufzuklären. Der beschuldigte, unbekannte Stadtratskollege soll sich zu erkennen geben, um weiteren Schaden vom Gremium abzuwenden.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 17.08.2022 01:25 Uhr

Seit kurzem stehen Rassismusvorwürfe gegen ein Mitglied des Kissinger Stadtrates im Raum. Erhoben hat diese Anschuldigungen Burghard Toelke, der inzwischen von der Staatsbad GmbH gekündigte Leiter des Kurorchesters. Nach dem Welterbe-Festakt Ende Juli soll sich ein namentlich unbekannter Stadtrat vor dem Regentenbau abfällig gegenüber ausländischen Musikern des Orchesters geäußert haben. Dabei soll derjenige den Satz "Es sind ja sowieso nur Ausländer " gesagt haben. Die Aussage sei aus Verärgerung gefallen darüber, dass das Orchester den Festakt als Bühne für ihren Arbeitskampf genutzt hatten.

Die Vorwürfe waren erst vor kurzem öffentlich geworden. Die Fraktion aus CSU und Zukunft Bad Kissingen war mit dem Thema an die Öffentlichkeit gegangen und hatte es auch auf der Stadtratssitzung Ende Oktober angesprochen, weil sie sich zu Unrecht als Urheber beschuldigt sah. Fraktionsvorsitzender Steffen Hörtler verurteilte den Vorfall scharf.

Als Reaktion auf unseren Bericht hat sich die Stadtratsfraktion der Freien Wähler (FW), bestehend aus Andreas Kaiser, Bernhard Schlereth und Klaus Zehe in einer ausführlichen Stellungnahme zu Wort gemeldet. Die drei Stadträte distanzieren sich darin "entschieden von Rassismus , Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung von Menschen, in welcher Form auch immer". Auch der Ärger über die Streik-Aktion der Staatsbad-Philharmonie rechtfertige so eine Aussage nicht. Weiter betonen sie, erst Wochen danach von dem Vorfall erfahren zu haben. Sie schließen aus, dass die Äußerung von einem FW-Stadtrat stammt, weil unter anderem "aus beruflichen Gründen von unserer Fraktion kein Vertreter am Festakt anwesend war", heißt es in der Stellungnahme.

Beschuldigter soll sich äußern

Die Freien Wähler kritisieren die Haltung von Burghard Toelke, den Namen des Stadtrates nicht zu nennen. "Dadurch entsteht in der Öffentlichkeit eine Art Generalverdacht gegen alle Stadträtinnen und Stadträte , mit Ausnahme derjenigen, die der CSU-Fraktion und Zukunft Bad Kissingen angehören", schreiben sie. Sollte der Vorwurf stimmen, "könnten eventuell Orchestermitglieder [...] auch die Äußerung vernommen haben und hierzu auch Angaben zu der Person machen." Für den Fall, dass die Vorwürfe aus der Luft gegriffen seien, solle deren Urheber Konsequenzen ziehen. Die Stadträte Kaiser, Zehe und Schlereth fordern Toelke auf, den Namen preiszugeben. "Ebenfalls fordern wir den ,unbekanten Stadtrat ' auf, sich zu erkennen zu geben, um weiteren Schaden vom Bad Kissinger Stadtrat zu nehmen." Sowohl Toelke, als auch der Stadtratskollege könnten sich zunächst nichtöffentlich äußern. Abschließend fordern die Freien Wähler die Stadt und die Staatsbad GmbH auf, aktiv an einer Aufklärung mitzuwirken.

Toelke lehnt es auf anwaltliches Anraten ab, den Namen zu nennen und kommentiert den Vorfall nicht weiter.

Integrationsbeirat will Aufklärung

Neben den Freien Wählern ist auch der Integrationsbeirat aktiv geworden. Das Gremium vertritt die Interessen aller in Bad Kissingen wohnenden Migranten . "Das Thema stellt sich auch für uns. Bei Rassismus und Diskriminierung müssen wir dagegen halten", sagt die Vorsitzende Ana Maria Benevides Werner. Der Vorfall müsse geklärt werden. Sie wolle zunächst mit Burghard Toelke und den Musikern das Gespräch suchen. Bislang habe der Beirat keine negativen Erfahrungen mit dem Stadtrat gemacht, das miteinander sei konstruktiv und friedlich gewesen. Umso schlimmer wäre es aus ihrer Sicht, wenn ein Stadtrat eine derart ausgrenzende Aussage getroffen hätte. "Wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben und wir müssen wissen, dass der Stadtrat hinter uns steht", betont sie.

Die Staatsbad GmbH als Arbeitgeber des Orchesters erklärt auf unsere Anfrage, dass sie von dem Vorfall aus der Zeitung erfahren hat und keine näheren Umstände kennt. Beschwerden von Musikern lägen diesbezüglich keine vor. Das Unternehmen widerspricht zudem der Darstellung Toelkes, er habe die Vorwüfe bei einer Besprechung zwischen Musikern , Stadträten , Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) und Kurdirektorin Sylvie Thormann erläutert. "Herr Toelke hat sich zu dem angeblichen Vorfall nicht erklärt", teilt Sprecherin Nina Pereira Santo mit.

 
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  • f. p.
    Aber so ist das heute. Ich sage etwas über einen Stadtrat was garnicht wahr ist, aber jeder rätselt und alle Stradträte geraten damit in einen schlechten Ruf. Es nützt da nichts, wenn eine Partei sagt von uns war das keiner. Wenn das dann all Parteien sagen und das tun sie, dann muss Herr Toelke den Namen nennen, denn er hat den gesagten Satz von einem Stadtrat in die Presse gebracht. Ich glaube davon aber kein Wort. Herr Toelke kann sich jetzt auch Gil Ofarim nennen. Dem sein Anwalt sagt genau dieselben Worte. ☺️
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  • A. K.
    @lbs: ob das stimmt, was Herr T. behauptet, weiß ich nicht. Deshalb habe ich ihn auch aufgefordert, Ross und Reiter zu benennen. Sollte tatsächlich ein Stadtrat/Stadträtin eine solche Äußerung losgelassen haben, möchte ich eirklich nicht, dass jemand dies auf mich projeziert, ebenso auf sie andere Stadträte der FE.Deshalb erfolgte dieses Statement. Selbstverständlich stimme ich Ihnen zu, dass eine gemeinsame Front sinnvoll gewesen wäre.
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  • R. A.
    Anwaltliches Anraten:
    Da kann man genau so gut was anderes rein interpretieren.
    Der Anwalt rät, den Mund zu halten um sich nicht selbst zu belasten.
    Durchforstet man die Vita von Hrn Toelke, wird man einen Selbstdarsteller entlarven.
    Seine ausserkissinger Engagements sind auch allen geläufig?
    Man könnte sich nicht wundern, wenn sich die ganze Angelegenheit in Luft auflösen wird.
    Ich traue diesem Menschen alles und nichts zu…
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