
"Pieks, und vorbei", sagt Joachim Jacob auf die Frage nach der Corona-Impfung . Dann ist durch den Telefonhörer ein Lachen zu hören. Jacob ist Bewohner des Burkardus Wohnparks in Bad Kissingen . Am 1. Januar dieses Jahres hat der 88-Jährige die erste Corona-Impfung erhalten, drei Wochen später, am 22. Januar die zweite Impfung . Auch seine Frau wurde geimpft . "Weder bei meiner Frau noch bei mir haben sich irgendwelche Nebenwirkungen bemerkbar gemacht", erzählt er. "Wir haben die Impfung gut vertragen."
Bedenken hatte er nicht. Unter anderem über die hausinterne Burkardus-Post seien die Bewohner des Wohnparks über die Impfung informiert worden, berichtet Jacob, der auch Bewohnervertreter ist. "Meine Frau und ich waren in unserer aktiven Zeit viel auf Reisen und hatten nie Angst vor irgendeiner Impfung ", erzählt der 88-Jährige. Auch die Grippe-Impfung nähmen sie jedes Jahr in Anspruch. "Es war für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir uns auch jetzt impfen lassen", sagt er mit Blick auf die Corona-Impfung .
Keine Zweifel sich gegen Corona impfen zu lassen
Auch Theodora Kasel erklärt, dass sie "überhaupt keine Zweifel" hatte, sich gegen Corona impfen zu lassen. "Mir war völlig klar, dass ich geimpft werden möchte." Wie Jacob hat auch Kasel am 22. Januar bereits die zweite Impfung gegen das Virus erhalten. Und diese gut vertragen, wie sie berichtet. Ein dreiköpfiges Team sei in den Wohnpark gekommen und habe die Impfungen vorgenommen, erzählt die 89-Jährige.
Ihr sei schriftlich ein Termin zugeteilt worden, berichtet Kasel. Zu diesem habe sie sich in den zum Impfbereich umfunktionierten Räumlichkeiten eingefunden. Ein kurzer Pieks. Das war's. Nach der Impfung warteten die Geimpften noch eine halbe Stunde in der Bücherei, die als eine Art Ruheraum fungierte, um sicherzugehen, dass sie keine Reaktion zeigen und den Impfstoff gut vertragen, wie Kasel und Jacob berichten. Innerhalb von rund 40 Minuten sei das Ganze über die Bühne gegangen, erzählt Kasel weiter.
Wie fühlen sich die beiden nun, da sie erst einmal vor dem Coronavirus geschützt sind? "Ich bin ehrlich gesagt dankbar, dass es die Impfung gibt und dass das Haus sie so großartig organisiert hat", sagt Kasel. "Es gibt einem sicher ein ruhigeres Gefühl", antwortet Jacob. Aber, es wäre übertrieben zu sagen, dass er jetzt hoch aufjauchze. Die Impfung sei schließlich für alle Neuland und man wisse ja zum Beispiel noch nicht genau, wie lange etwa der Impfschutz anhalte.
Beschäftigt trotz Pandemie und Lockdown
Auf die Frage, wie es ihnen bisher während der Corona-Pandemie und des aktuellen Lockdowns ergangen ist, antworten sowohl Kasel als auch Bewohnervertreter Jacob, dass sie gut beschäftigt seien. Jacob erzählt, dass er und seine Frau telefonisch und über den Internetdienst Skype Kontakt zu ihren Töchtern hielten.
Im Wohnpark lebten viele Bewohner, die nicht aus der Umgebung seien, fügt Jacob an. Deren Familien hätten aufgrund der weiten Anreisewege und der nicht vorhandenen Übernachtungsmöglichkeiten, aktuell keine Chance, ihre Angehörigen zu besuchen. "Wir haben unsere Familie gebeten, bis Mitte Februar nicht zu kommen", erzählt er. Man müsse einfach abwarten und sehen, wie sich die Situation entwickelt.
Den Zweiten Weltkrieg mit Tieffliegern und Bomben erlebt
"Ich fühle mich weder eingeengt noch isoliert", sagt Kasel. Sie sei ein Mensch, der gut für sich alleine sein könne, erzählt die 89-Jährige. Nicht zuletzt habe sie schon viel erlebt, etwa in ihrer Kindheit und frühen Jugend den Krieg. Tiefflieger, Bomben. "Das machte härter", sagt sie. Und wenn man mit der Situation hadere, mache es sie letztendlich auch nicht besser. "Ich denke immer positiv", sagt Kasel weiter. "Das ist vielleicht eine Milchmädchenrechnung. Aber mit der Einstellung bin ich immer gut durchgekommen."
Sie hofft, dass sich die Menschen weiterhin an die Regeln halten. Beim Einkaufen zum Beispiel gebe es viele hilfsbereite Leute, die ihr Sachen aus den oberen Regalen holten und auch auf den Abstand achteten, aber vor allem an der Kasse hielten sich nicht alle an die Abstände. "Das ist nicht schön, da sollte man lieber mal an die anderen denken", sagt Kasel.
Vorfreude auf Ausflüge und gemeinsame Abende
Auf die Zeit nach dem Lockdown freuen sich sowohl Kasel als auch Jacob. Der 88-Jährige nennt die gemeinsamen Ausflüge, die für die Bewohner - zum Beispiel in die Rhön - organisiert wurden, oder Veranstaltungen wie einen Jazzabend oder den allgemeinen Stammtisch. "Unsere Seniorenwohnanlage ist ja normalerweise recht lebhaft", sagt Jacob.
Kasel, die seit 20 Jahren in Bad Kissingen lebt, erklärt, dass sie hier viele Freunde gefunden habe und diese gerne wiedersehen würde. "Oder mal im Café sitzen und einen Kaffee trinken", fügt sie an. Für Kasel steht in diesem Jahr außerdem ein ganz besonderes Jubiläum an: der 90. Geburtstag. "Ich hoffe, das wird kein ,Dinner for one‘", sagt sie und lacht. "Ich habe erst heute Nacht überlegt, ob das möglich sein wird. Ich habe eine große, nette Familie und viele Freunde. Das wäre wunderbar, wenn die alle kommen könnten."
Zum zweiten Mal geimpft : Rund 180 Menschen - Bewohner und Personal - haben mit Ende Januar im Burkardus Wohnpark bereits ihre zweite Corona-Impfung erhalten, wie Ralf Grosch auf Anfrage berichtet. Grosch ist als Prokurist für die Gesamtleitung des Hauses verantwortlich. Die meisten Bewohner hätten, soweit er wisse, die Impfung problemlos vertragen. Bei den Mitarbeitern hingegen seien mitunter grippeähnliche Symptome aufgetreten. Glieder- und Kopfschmerzen nennt Grosch als Beispiele. "Aber nichts, was eine handelsübliche Kopfschmerztablette nicht lösen könnte." Die Reaktionen auf die Impfung seien zudem ein gutes Zeichen dafür, dass der Körper die Impfung annehme und damit arbeite, so Grosch.
Die landkreisweiten Impfzahlen: Im Landkreis Bad Kissingen wurden bis 1. Februar insgesamt 2414 Menschen erstgeimpft, wie das Landratsamt auf Anfrage mitteilt. 1360 Personen haben bis dato auch die zweite Impfung gegen Corona bereits erhalten. "Wie bei jeder Impfung können auch nach der Covid-19-Impfung Impfreaktionen und Nebenwirkungen auftreten", erklärt das Landratsamt weiter. "Im Allgemeinen aber wurden die Impfungen gut vertragen. Bisher kam es in Einzelfällen zu leichten Reaktionen wie Kopfschmerzen , Schüttelfrost oder Abgeschlagenheit. Bei wenigen Personen fielen diese Reaktionen mittelschwer aus. Die Betroffenen mussten ambulant versorgt werden."
Es ist doch sonnenklar, daß die vielen Menschen, die die Impfung kritisch sehen (darunter genügend Ärzte und medizinisches Personal) nicht vor dem Pieks Angst haben, sondern langfristige Spätfolgen fürchten.
Wer fast 90 ist, denkt sicher anders über Spätfolgen.....
Eine Bekannte ließ sich vor einigen Jahren als eine der ersten gegen SARS impfen (eine Riesen-Impfaktion, die dann klammheimlich eingestellt wurde). Seitdem ist sie total geschwächt und ihre Nieren sind kaputt.