
Keine Speisekarte mehr im Aushang, die Stühle und Tische im Biergarten sind weggeräumt. Die Eingangstüre zum Bayerischen Hof ist verschlossen. Das Traditionslokal ist zu. Der Marktplatz in Münnerstadt verwaist zusehends, denn bereits seit längerem hat auch das Partnerhaus, das Gasthaus „Zum Bären“, das vom gleichen Pächter geführt wird, keinen Gaststättenbetrieb mehr.
Hotelbetrieb bis Ende August
Noch bis Ende August wird Pächter Ron Richter die Gäste beherbergen, die in einem der beiden Häuser am Marktplatz eine Übernachtung gebucht haben. Da die meisten Buchungen über die großen Hotelportale im Internet kämen, wäre die Stornierung zu aufwendig gewesen. Die Gaststätte des Bayerischen Hofes bleibt aber ab sofort schon geschlossen. Das bestätigt Richter auf Anfrage.
Gastronomie das Problem
Mit der Schließung des Bayerischen Hofes gibt es im Herzen der Altstadt nun vorerst keine gutbürgerliche Gastwirtschaft mehr.
Er schließt, „weil es sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt“, erklärt der Gastronom Ron Richter auf Anfrage der Redaktion. Ein Sterben der Gastronomie sei bundesweit zu beobachten, meint er.
Doch Münnerstadt und Ron Richter sind in den knapp drei Jahren, in denen er die beiden Hotel- und Gaststättenbetriebe gepachtet hatte, wohl nie richtige Freunde geworden. So beklagt er auch mangelnde Unterstützung der Stadt und bezieht sich dabei vor allem auf den Tourismus. Dass es ihn in Münnerstadt gibt, nennt er wörtlich „eine Märchenstunde“. Davon könne man nicht leben. Fachkräftemangel sei ein weiteres Thema.
Kritik geäußert
Die Sichtweise des Pächters ist die eine Seite. Viele Münnerstädter glauben jedoch seit langem, dass die mangelnde Frequenz in den beiden Lokalen auch hausgemacht sei. Brigitte Schaub von der Verpächterfamilie sieht das ähnlich. Bei der Übergabe seien beide Häuser ein gesunder Betrieb gewesen. Der Pächter habe von ihnen die besten Startmöglichkeiten bekommen. Diese seien leider nicht genutzt worden.
Ja zu nur Hotelbetrieb
Während Ron Richter den Betrieb der Gastwirtschaften in den beiden Marktplatzhäusern als nicht mehr lukrativ ansieht, hätte er sich vorstellen können, dort lediglich die Zimmervermietung weiterzuführen. Um den Bären und den Bayerischen Hof ausschließlich als Hotel zu betreiben, sei die jetzige Pacht allerdings zu hoch.
Zukunft offen
Wie es mit dem Bayerischen Hof und dem Gasthaus „Zum Bären“ weiter geht, ist offen. Wenn sich Interessenten finden, werde vermietet, sagt Brigitte Schaub. Wenn nicht, müsste man gucken, wie man mit den beiden Häusern weiter verfährt.
Verlust für die Innenstadt
Ron Richter war Ende 2020 als Pächter für die beiden Häuser nach Münnerstadt gekommen. Wie es für ihn nach dem Abschied aus Münnerstadt beruflich weitergehen wird, kann er derzeit noch nicht sagen. Er sei flexibel und prüfe verschiedene Angebote bundesweit. Er geht jedoch davon aus, dass er in der reinen Gastronomie aufgrund der allgemeinen schwierigen Situation in diesem Gewerbe eher nicht mehr tätig sein möchte. Seinen Fokus werde künftig wohl eher auf der reinen Hotellerie legen.
Das Leben fehlt am Marktplatz
Michael Moritz führt am Marktplatz ein Schuhhaus und bedauert, dass mit der Schließung von Bayerischem Hof und Bären nun der Leerstand mitten in der Altstadt weiter zunimmt. „Es fehlt dadurch das Leben in der Stadt“.
Er ist deshalb persönlich froh, dass sein Geschäft auf Stammkunden bauen kann, wodurch er die Schließung der beiden gastronomischen Betriebe wirtschaftlich vermutlich nicht spüren wird. Aber er fragt sich, wie schnell für beide Häuser wieder Betreiber gefunden werden können.
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