Der Austritt aus der AfD von Freia Lippold-Eggen aus Bad Kissingen hat große Wellen geschlagen. Ganz Deutschland diskutiert über die 68-Jährige und den Grund ihrer Entscheidung: Ihr wurde die Alternative für Deutschland zu rechtsradikal, sie verglich sie mit der NSDAP . Weg von der großen Politik beschäftigt der Austritt des Ehepaares – Peter Eggen warf ebenfalls hin – vor allem aber den Kreisverband Unterfranken Nord der AfD . Wie geht es da jetzt weiter? So richtig scheint das Vorsitzender Holger Engel aus Bad Kissingen noch nicht zu wissen.
Holger Engel sieht keinen Rechtsruck
Auf Nachfrage, wie er den Austritt von Freia Lippold-Eggen und ihrem Mann Peter Eggen bewertet, antwortet Holger Engel ausweichend. Er ist Vorsitzender des Kreisverbands Unterfranken Nord: „Ich bin mit Freia Lippold-Eggen im Vorstand immer gut ausgekommen.“ Den von ihr kritisierten Rechtsruck der Partei will er nicht unterschreiben: „Den immer gern genannten Rechtsruck kann ich nicht erkennen.“
Mit dem ausgetretenen Ehepaar steht der Kreisverband nun kurz vor der Landtagswahl vor einem nicht einkalkulierbaren Problem: Der Verband muss sich neu aufstellen. Noch sind öffentlich keine Pläne bekannt, wie der neue Vorstand sich formieren wird. Holger Engel: „Natürlich muss sich der Kreisverband jetzt neu aufstellen, wir haben schließlich eine der – für die AfD – wichtigsten Wahlen vor uns liegen.“
Was geschieht mit der Stadtratsarbeit?
Einfacher dagegen sieht es für den Stadtrat Bad Kissingen aus. Freia Lippold-Eggen und Peter Eggen gehören seit dieser Periode zum Stadtrat Bad Kissingen , sie agierten bislang für die AfD und wollen beide weiter ihre Stadtratsarbeit fortsetzen.
Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) auf die Frage, was er persönlich zum Schritt des Ehepaars sagt: „Grundsätzlich beschäftige ich mich als OB nicht mit Parteizugehörigkeiten, die für meine Amtsführung keine Bedeutung haben dürfen und haben. Persönlich hat mich die Entscheidung überrascht, da nichts darauf hindeutete.“
„Pragmatisches Handeln vor Ort“
Zollt er der Entscheidung Respekt? OB Vogel: „Ich hatte bereits Respekt durch das miteinander im Stadtrat im Sinne von achten und wertschätzen. Das Engagement über die Stadtgrenzen hinaus kann und will ich nicht bewerten. So transportierte das Foto, das sie mit Herrn Höcke zeigte, ein ideologisches Fremdbild von ihr, das nicht zu dem pragmatischen Handeln vor Ort passte. Mit der Entscheidung passt es nun wieder.“
Es ist grundsätzlich möglich, dass das Ehepaar weiterhin parteilos die Stadtratsarbeit fortsetzt. Das haben vor den beiden Menschen schon andere im Stadtrat Bad Kissingen getan – oder die Fraktion gewechselt.
Grundsätzlich gutes Miteinander im Stadtrat
Über die Zusammenarbeit mit der AfD im Stadtrat kann OB Dirk Vogel nicht klagen. „Wir haben grundsätzlich ein gutes Miteinander im Stadtrat – das gilt für alle Mitglieder. Ich bewerte Menschen nicht anhand vorgefertigter Schablonen, sondern nach dem, was sie sagen und tun.“
Als Vorsitzender des Stadtrats könne er versichern, „dass wir zu keinem Zeitpunkt Meinungsäußerungen, Anträge oder sonstige Vorgänge gehabt hätten, die nicht mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar gewesen sind.“
OB Vogel weiter: „Da wäre ich selbstverständlich mit den mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten eingeschritten. Das mag woanders in Deutschland nicht der Fall sein. In Bad Kissingen ist die Welt an der Stelle noch in Ordnung.“
Aber hallo Herr Vogel, Ihr Parteivorstand sieht das ganz anders. Da haben Sie als SPD Mitglied ganz klar jede Zusammenarbeit mit der AfD und ihren Mitgliedern zu verweigern.
Und ich finde, dass Ihr Parteivorstand da absolut recht hat.