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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Peter Krug tritt ein letztes Mal auf dem Rakoczy-Fest auf
Das Ende einer Ära: Peter Krug tritt nach 50 Jahren zum letzten Mal als Schauspieler auf dem diesjährigen Bad Kissinger Rakoczy-Fest auf. Was er in seiner jahrzehntelangen Karriere erleben durfte.
Peter Krug: Ein letzter Auftritt       -  2024 trägt Peter Krug zum 50. und letzten Mal zum Rakoczy-Fest eine blaue, bayerische Königsuniform. Vergangenes Jahr hatte er das Fest gesundheitsbedingt verpasst.
Foto: Benedikt Borst | 2024 trägt Peter Krug zum 50. und letzten Mal zum Rakoczy-Fest eine blaue, bayerische Königsuniform. Vergangenes Jahr hatte er das Fest gesundheitsbedingt verpasst.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 06.06.2024 02:44 Uhr

Wenn sich ein Mensch 50 Jahre mit vollem Herzen für eine Sache engagiert wie Peter Krug , dann erlebt er in dieser Zeit einiges. Krug gehört zu den bekanntesten Gesichtern der Stadt und ist eines ihrer Aushängeschilder. Seit 1973 ist er Darsteller einer historischen Figur beim alljährlichen Rakoczy-Fest . Angefangen hat er als König Ludwig III. von Bayern, seit 1988 verkörpert er ununterbrochen den Prinzregenten Luitpold – heuer zum letzten Mal. Aus gesundheitlichen und Altersgründen ist nach diesem Fest Schluss. „Ich habe bisher jedes Fest genossen, aber ich freue mich, ab nächstem Jahr das Rakoczy von der anderen Seite zu genießen“, sagt der 77-Jährige.

In diesen fünf Jahrzehnten als bayerischer König schüttelte Krug Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hand, lernte weitere Polit- und andere Promis kennen wie Markus Söder , Edmund Stoiber und Karel Gott , war im Fernsehen zu sehen und posierte zur Ernennung Bad Kissingens zum Unesco Welterbe für das Titelfoto der Saale-Zeitung vor dem Regentenbau.

Ein Leben lang in Bad Kissingen

Krug ist durch und durch Bad Kissinger: Geboren und aufgewachsen im Elternhaus in der Landwehrstraße, lebt er dort bis heute. Zu dem Areal gehört die Schreinerei, die er über viele Jahrzehnte als Schreinermeister innehatte. Krug war hiesiger Innungsmeister der Schreiner, saß für die CSU im Stadtrat, ist im Rhön-Klub aktiv sowie Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender im Rakoczy-Förderverein.  „Für mich war alles immer in Bad Kissingen“, meint er.

Rakoczy-Fest schon immer ein Vergnügen

Das Stadtfest, an dem Bad Kissingen seine Vergangenheit als Weltbad feiert und an die zahlreichen prominenten Gäste erinnert, die hier zur Kur waren, hat er noch aus Kindheitstagen in guter Erinnerung.  Seit 1950 gibt es das Fest und seit dieser Zeit ist Krug dabei. „Da ist unser Vater mit uns raus in die Dapperstraße gegangen und wir haben uns den Festzug angeschaut“, erzählt er.

Das Fest war damals viel kleiner, der Festzug kürzer und es gab weniger Historische. Die ungarischen Soldaten im Geleit von Fürst Rákóczi und die Ritter von Burg Botenlauben hinterließen jedoch Eindruck. „Da waren wilde Gestalten dabei. Die haben uns Kindern Angst gemacht“, sagt Krug lachend.

„Das erste Mal aktiv dabei war ich 1972“, erinnert er sich. Damals baute er einen Planwagen für den Tross des ungarischen Fürsten , behangen mit Zwiebeln, Knoblauch, Rotwein und sogar lebenden Hühnern in einem Käfig. Für Krug war es das einzige Mal, dass er nicht die blaue Uniform eines Wittelsbacher Königs trug: Er war ungarisch gekleidet mit Fellmütze und Pumphose.

Spontanbesetzung für Ludwig III.

Ein Jahr später wurde wenige Tage vor dem Fest dringend und kurzfristig ein Ersatz für König Ludwig III. gebraucht. „Über Nacht hat mich Edi Hahn angehauen (der damalige Fest-Organisator) und meinte, ich solle einspringen“, erzählt Krug.  Er wagte den Sprung ins kalte Wasser, sagte zu und blieb dabei – auch wenn beim ersten Mal nicht alles reibungslos lief. Bei der Autogrammstunde der Historischen in der Innenstadt brauchte Krug auf dem Gruppenfoto zu viel Platz für die Unterschrift. „Ich habe meinen Ludwig zu groß geschrieben und bin dann dafür zusammengestaucht worden.“

Historische Korrektheit bei der Fernsehaufzeichnung

Ein beeindruckendes Erlebnis aus dieser Anfangszeit war eine Fernsehaufzeichnung vom Rakoczy-Fest fürs ZDF mit Karel Gott , aufgenommen im Kurgarten-Café. Der Showmaster sei nahbar und menschlich gewesen, die Dreharbeiten zugleich höchst professionell, den Kissinger Historischen wurde viel Perfektionismus abverlangt. „Da haben wir gelernt unter Spannung zu laufen, dass es absolut historisch aussieht. Da habe ich das majestätische Schreiten gelernt“, sagt er.

Dass er seit 1988 Prinzregent Luitpold spielt, ist für ihn etwas Besonderes. „Der Prinzregent war ein Segen und was wäre Bad Kissingen ohne sein Wohlwollen?“ fragt er. Vielleicht nicht von der Unesco ausgezeichnet. Zahlreiche der heutigen Welterbebauten wurden in seiner Zeit errichtet: Regentenbau, Wandelhalle, Arkaden, Kurtheater. Es sei eine Auszeichnung, ihn darzustellen.

Das Stadtfest im Wandel der Zeit

Das Rakoczy-Fest hat sich im Lauf der Jahre verändert: Es zieht inzwischen zehntausende Besucher an, es dauert länger, das Programm wurde ausgebaut, die Gruppe der Historischen ist gewachsen und der Terminplan, den die Darsteller absolvieren, ist eng getaktet und voll. Auch bei Krug hat sich viel geändert. Saß er am Anfang lang in der Maske, weil der schwarze Bart aufwendig weiß gefärbt und das Gesicht alt geschminkt werden musste, so braucht er heute nur noch die Uniform anlegen. Dafür fahren inzwischen seine Enkelkinder in der königlichen Kutsche beim Festzug als Begleitung mit.

Historisches Schauspiel statt Fasching

Zu vielen anderen Darstellern haben sich tiefe Freundschaften entwickelt, insbesondere zu Ludwig Büchner, der die Rolle des Ludwig III. von Krug übernommen hat. Die beiden treten eigentlich immer als Duo auf, und repräsentieren Bad Kissingen auch bei Veranstaltungen unter dem Jahr. „Wir haben viele schönen Moment erlebt. Die Leute haben uns immer gern gesehen“, meint Krug.

Egal wo die beiden als Könige in Erscheinung getreten sind, wurden sie offen, respektvoll, manchmal schon beinahe ehrfürchtig von den Zuschauern behandelt. Warum? Es handle sich um ernsthaftes, historisches Schauspiel, keinen Fasching. „Das ist wichtig. Wir sind dann ganz in unserer Rolle. Mit wertigen Kostümen, haben Haltung, wahren Etikette und haben ein manierliches Auftreten“, erklärt Krug. Einmal noch wird er in diesem Jahr noch am Rakoczy-Wochenende den Prinzregenten geben – und große Fußspuren für einen Nachfolger hinterlassen.      

Vita Peter Krug

Krug kam am 28. Juli 1946 als Hausgeburt zur Welt. Die Schullaufbahn absolvierte er ebenfalls in Bad Kissingen, 1961 begann er die Ausbildung zum Schreiner. 1972 schloss er als Meister ab, 1973 übernahm er den Betrieb des Vaters, den er bis Ende 2020 führte.

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