
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge begrüßte Peter Franz die Vertreter von einigen bayrischen Metzgergesellenvereinen zur Sitzung des Dachverbandes, denn 40 Jahre nach der Gründung löst sich der "Bayrische Fleischergesellen-Verband" auf.
Mit der erforderlichen Zweidrittel-Mehrheit wurde auf der letzten Vertreterversammlung der Beschluss gefasst, das Verbandsvermögen nach Abschluss aller Schritte an die 13 Mitgliedsvereine auszuschütten.
In Ramsthal trafen sich 30 Vertreter aus Bayern sowie Einzelmitglieder und als niedersächsisches Gastmitglied die "Fleischergesellen-Bruderschaft Braunschweig" zum "letzten gemütlichen Beisammensein", in dessen traurigem Mittelpunkt die Auflösung des Verbandes stand.
Nicht nur in Rückblick auf 40 Jahre Verbandsgeschehen würdigte Peter Franz das Engagement vieler verdienter Mitglieder, sondern auch im Rahmen einer Totenehrung wurde den verstorbenen Gründungsmitgliedern und besonders Erich Kauper gedacht, der den Verband über lange Jahre als 1. Vorsitzender geführt hatte.
Man blickte zurück auf das Jahr 1982, als 27 bayrische Metzgergesellen-Vereine mit zusammen 8650 Mitglieder die Dachorganisation in Selb gründeten. Die Vorstandsposten unter 1. Vorsitzenden Max Merkel (Hof) waren mit Erich Kauper (Selb), Schriftführer Hans Hallschmid (Straubing) und Heribert Meyer (München) über ganz Bayern verteilt. Drei Jahre später kam Peter Franz als 2. Vorsitzender dazu, ab 2003 wurde er für sechs Jahre 1. Vorsitzendeund seit 2012 hatte er das Amt des Schriftführers inne.
Symbol für veränderte Zeiten
Die Zeitreise erwähnte das zehnjährige Jubiläum, bei dem Karl-Heinz Dittmer von der Reiterswiesener Firma Gewürz-Lay zum ersten Mal als Sponsor auftrat und dies bis zum Schluss blieb, die weiteren Jubiläen, die mal in Wien, mal im Altmühltal, mal in Escherndorf gefeiert wurden. Der bayrische Metzgergesellen-Verband war auch die Triebfeder eines Deutschen Metzgergesellen-Verbandes, der im Jahr 2000 gegründet, aber bereits im Jahr 2020 wieder aufgelöst wurde - ein Symbol für die veränderten Zeiten, in denen immer weniger Fleischer ausgebildet wurden, es immer weniger Gesellen gab und immer mehr Metzgereien aufhörten.
Nach diesem wehmütigen Blick zurück ging es an den Kassensturz unter Schatzmeister Hubert Gerstacker, der nicht nur die Einnahmen und Ausgaben der beiden Corona-Jahre auflistete, sondern auch einen gut angelegten Finanzhaushalt vorweisen konnte. Die Entlastung des Vorstands erfolgte einstimmig. Dies war Voraussetzung für die Auflösung des Vereins . Franz bedauerte, dass von einigen Vereinen keine Rückmeldung kam, "aber die laut Satzung erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der mittlerweile nur 13 Vereine mit circa 650 Mitgliedern liegt vor".
Die anwesenden Vertreter aus Erlangen, Fürth, Bad Kissingen, Lauf, München und Braunschweig bedauerten unisono den Schritt, aber angesichts der geringen Resonanz und der Tatsache, "dass wir nicht jünger, aber dafür immer weniger werden" sei dies ein nachvollziehbarer Schritt.
Vermögen wird aufgeteilt
Schatzmeister Hubert Gerstacker erläuterte den Vorschlag, wie das vorhandene Vermögen satzungsgemäß verwendet werden kann: "Nach Abzug aller Kosten, die mit einer Auflösung verbunden sind, möchten wir das Vermögen an die Vereine und den Einzelmitglieder entsprechend ihren Beiträgen zurückzahlen."
In der Diskussion wurden als Verteilungsschlüssel die Mitgliederzahlen der Vereine genannt oder eine gemeinnützige Spende im Rahmen der Ukraine-Hilfe. Was mit dem Geld geschehe, können dann die jeweiligen Vereine entscheiden, so das Gegenargument. Somit erfolgte die Zustimmung zum ursprünglichen Vorschlag des Vorstands einstimmig. Damit waren alle Regularien geklärt, die nächsten Schritte laufen nun über das Vereinsregister und die Auflösung der Konten - und in absehbarer Zukunft ist der Bayrische Metzgergesellen-Verband nur noch eine Erinnerung, so ein Teilnehmer.
Abschließend erfolgten noch Ehrungen für Peter Franz und Hubert Gerstacker, die von 1. Vorsitzenden Günter Wuttke mit einer Ehrenurkunde gewürdigt wurden. Darüber hinaus bedankte sich der Verband mit Präsentkörben bei Karl-Heinz Dittmer für seine 30-jährige Unterstützung und bei Hans Hallschmid als Gründungsmitglied für seine enge Verbundenheit zum Verband.