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Münnerstadt
Nägelsieder, Teufelslist, Riedbrunnen: Sagen aus Münnerstadt
Manche Geschichten sind in Münnerstadt wohlbekannt. Doch was hat es mit dem steinernen Hund an der Kirchenmauer auf sich - und was passiert donnerstagnachts am Riedbrunnen?
Die versinkende Kutsche, die beschützende Maria, der Hund an der Kirchenwand und der Teufel mit dem Fuchsschwanz. Sie alle entspringen aus der Sagenwelt um Münnerstadt.       -  Die versinkende Kutsche, die beschützende Maria, der Hund an der Kirchenwand und der Teufel mit dem Fuchsschwanz. Sie alle entspringen aus der Sagenwelt um Münnerstadt.
Foto: Franziska Schäfer/midjourney | Die versinkende Kutsche, die beschützende Maria, der Hund an der Kirchenwand und der Teufel mit dem Fuchsschwanz. Sie alle entspringen aus der Sagenwelt um Münnerstadt.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 12.02.2025 14:39 Uhr

Die Geschichte über die Nägelsieder und Maria, die die Stadt vor den schwedischen Angreifern beschützt, kennen fast alle in Münnerstadt . Doch welche Sagen ranken sich um den steinernen Hund an der Kirchenmauer, den Riedbrunnen und den Michelsberg?


Neue Serie: Die Redaktion macht sich den Band „Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen“ zunutze, um in die Mythenwelt Münnerstadts einzusteigen. Unter der Herausgeberschaft des Landkreises Bad Kissingen brachte Josef Lisiecki (Bad Brückenau) im Jahr 1982 diesen Band heraus. In den kommenden Wochen wird die Redaktion die Sagen und Legenden aus verschiedenen Orten in loser Reihenfolge vorstellen. 


Die Münnerstädter Nägelsieder

Die Sage um die Münnerstädter Nägelsieder dreht sich um den Neubau des Münnerstädter Rathauses.       -  Die Sage um die Münnerstädter Nägelsieder dreht sich um den Neubau des Münnerstädter Rathauses.
Foto: Thomas Malz | Die Sage um die Münnerstädter Nägelsieder dreht sich um den Neubau des Münnerstädter Rathauses.

In Münnerstadt baute man einst ein neues Rathaus, doch man vergaß die Fenster. Also musste das Gebäude abgerissen und mit vielen Fenstern wieder aufgebaut werden. Als man aus dem Holz die Nägel zog, wurden alle krumm. Ein Wandergeselle gab den Bürgern den Rat, die Nägel zu sieden. Die Handwerksleute kochten nun drei Tage lang Nägel, aber sie blieben krumm.

Als der Fremde wieder auftauchte, herrschten die Bürger ihn an, dass er sie offensichtlich nur habe narren wollen. Der Wandergeselle stellte aber die Frage: „Was bedeuten die vier Buchstaben dieser Windrose am Rathaus?“ Die Münnerstädter wussten keine Antwort, wurden aber neugierig. Der Handwerksbursche erklärte: „Die vier Buchstaben bedeuten: Wir Ochsen Sieden Nägel“. Er flüchtete und ließ sich in Münnerstadt nie wieder sehen.

Die Burg am Michelsberg

Die Ruine der Michelskirche ist eine Sehenswürdigkeit auf der Extratour Michelsberg bei Münnerstadt.       -  Die Ruine der Michelskirche ist eine Sehenswürdigkeit auf der Extratour Michelsberg bei Münnerstadt.
Foto: Jürgen Hüfner | Die Ruine der Michelskirche ist eine Sehenswürdigkeit auf der Extratour Michelsberg bei Münnerstadt.

Zwei Kilometer westlich von Münnerstadt erhebt sich der Michelsberg. Um ihn gibt es die Sage, dass hier früher eine gewaltige Burg gestanden habe. Auch sei eine große Kirche errichtet worden und als diese durch Kriege zerstört war, habe man dort eine Kapelle gebaut.

Andere glaubten, dort sei eine „natürliche Akropolis“, eine Volksburg, Kultstätte und ein Zufluchtsort gewesen, ja sogar eine Gauhauptburg für Volksversammlungen. Inmitten der Gauburg hätten die Grabfelder das Heiligtum „Wodans“ (germanischer Gott) errichtet und die Missionare des christlichen Glaubens hingegen die Michaelskapelle erbaut.

Jedoch ist für all diese Behauptungen kein historischer Nachweis zu finden. Nicht einmal Spuren einer Burg oder einer Kirche sind dort zu erkennen, schreibt Liesecki.

Die Mutter Gottes rettet Münnerstadt vor den Schweden

Heimatspiel Münnerstadt       -  Impressionen vom diesjährigen Heimatspiel in Münnerstadt.
Foto: Rüdiger Schwenkert | Impressionen vom diesjährigen Heimatspiel in Münnerstadt.

Wenige Jahre vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde Münnerstadt von den Schweden belagert. Innerhalb der hohen Stadtmauern aber wirkte eine fromme Bruderschaft, die sich zum Gebet versammelte. Als die Beschießung der Stadt am heftigsten wurde, ereignete sich ein Wunder: Es erschien die Gottesmutter auf der Stadtmauer und alle Geschosse prallten an ihr ab.

Die Söldnertruppen der Schweden gerieten über diesen unfassbaren Anblick so in Entsetzen, dass sie die Belagerung und Beschießung aufgaben und weiterzogen. Noch heute wird in Erinnerung an die wunderbare Rettung der Stadt an einem Marienfeiertag ein Dankfest gefeiert und mit einer Prozession begangen. Zudem erinnert das Heimatspiel jährlich daran. 

Der steinerne Hund an der Kirchenmauer

Aus der Nordwand der Pfarrkirche zu Münnerstadt ragt in etwa 6 Meter Höhe ein ganz unreligiöses Motiv aus Sandstein – ein großer springender Hund.       -  Aus der Nordwand der Pfarrkirche zu Münnerstadt ragt in etwa 6 Meter Höhe ein ganz unreligiöses Motiv aus Sandstein – ein großer springender Hund.
Foto: Ellen Mützel | Aus der Nordwand der Pfarrkirche zu Münnerstadt ragt in etwa 6 Meter Höhe ein ganz unreligiöses Motiv aus Sandstein – ein großer springender Hund.

Aus der Nordwand der Pfarrkirche Münnerstadt (Schwesterngasse) ragt in etwa sechs Meter Höhe ein großer springender Hund. Dazu berichtet die Sage: Als die Pfarrkirche gebaut wurde, war ein Baumeister beteiligt, dessen Hund ihm immer folgte. Eines Tages stand er oben im Gebälk, da tauchte plötzlich wieder sein Hund auf. Über die Kletterpartie war er nicht ganz entzückt und wies das Tier mit barschen Worten ab.

Der Hund muss über diese plötzliche Zurückweisung so erschrocken sein, dass er vom Dachstuhl hinab in die Tiefe sprang. Sonderbarerweise trug er aber keinerlei Schaden davon. Über den glücklichen Ausgang des Sprunges war der Meister so erfreut, dass er in Erinnerung an dieses Ereignis das Bild seines treuen Begleiters in Stein meißeln ließ.

Der Riedbrunnen bei Münnerstadt

Der Riedbrunnen liegt im südlichen Teil der Schrebergärten, zwischen Talweg und der Abzweigung zum Karlsberg.       -  Der Riedbrunnen liegt im südlichen Teil der Schrebergärten, zwischen Talweg und der Abzweigung zum Karlsberg.
Foto: Ellen Mützel | Der Riedbrunnen liegt im südlichen Teil der Schrebergärten, zwischen Talweg und der Abzweigung zum Karlsberg.

Südlich des Oberen Tors im Bereich der Schrebergärten liegt eine Quelle, im Volksmund: Riedbrunnen. Einst kam dort ein Fuhrmann vorbei, als er mit seinem Pferdegespann ins Tal fahren wollte. Plötzlich scheuten seine Rosse aus einem unerklärlichen Grund so sehr, dass sie sich aufbäumten, am Geschirr zerrten und sich nicht mehr bändigen ließen.

Die Pferde rannten in das Brunnengebiet hinein und das ganze Fuhrwerk mitsamt Fahrer und Pferden versank im tiefen Sumpf. In jeder Donnerstagnacht von null bis ein Uhr soll die Deichsel aus dem sumpfigen Grund herausragen und wieder im Schlamm zu versinken.

Der Schneider und der Teufel

Fotoserie

An der Außenwand des Chorraumes der Pfarrkirche liegt die Grabplatte eines Deutschherren-Ritters. Manche wollen darin eine Schere und einen Fuchsschwanz sehen. Die Sage erzählt:

In Münnerstadt lebte ein Schneider, der wegen seines Fleißes, seiner Ehrlichkeit und Gottesfurcht sehr geachtet war. Das gefiel dem Satan nicht und er versuchte, ihn auf die schiefe Bahn zu lenken. Im Laufe der Zeit wurden die Besuche häufiger.

Ein Meister der Geisterbeschwörung riet ihm, in einem günstigen Moment dem Teufel den Schwanz abzuschneiden, dann habe er Ruhe. Als der Teufel wieder auftauchte, schnitt der Schneider ihm den buschigen Schwanz mit einer Schere ab. Er schrie, rannte zur Tür hinaus und der Schneidermeister hatte von nun an seine Ruhe.

Einen Nachteil aber hatte die Tat: Seit jener Zeit schleicht der Satan ohne Schwanz umher und ist kaum mehr zu erkennen. 

 
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