
Die ungestüme Eliza Doolittle sollte eigentlich schon 2020 ihren frechen Charme auf der Freilichtbühne im Luitpoldbad in Bad Kissingen versprühen, während der gelehrte Phonetik-Professor Henry Higgins sie verzweifelt zu bändigen sucht. Das Musical "My Fair Lady" musste aber wegen der Corona-Pandemie mehrfach verschoben werden. "Für 2022 sind wir nun optimistisch", sagt Regisseur Peter Radestock (Marburg) im Gespräch mit dieser Redaktion. Gerade sind er und die Agentur Depro Dienstleistungen GmbH (Gemünden/Wohra) noch auf der Suche nach Kleindarstellern für die Bühne. Etliche Bad Kissinger hätten sich schon beworben, sagt er.
Das Musical kennt wahrscheinlich nicht jeder. Aber die Älteren erinnern sich vielleicht noch an den Hollywood-Schinken von 1964 mit Rex Harrison und Audrey Hepburn: Damals war man im Fernsehsessel erstaunt, empört und am Ende dann doch gerührt, als Professor Higgins sozusagen den wissenschaftlichen Versuch startete, aus dem einfachen Blumenmädchen Eliza, das deftigen Straßen-Slang von sich gab, eine elegante Lady mit hochgebildeter Ausdrucksweise zu machen.
Heute würde diese Film-Romanze, die auf George Bernard Shaws Schauspiel Pygmalion (1913) zurückgeht, bei einer Renaissance im Fernsehen vermutlich an der heftigen Kritik moderner Frauen scheitern. Im Musical hingegen – ein Genre, das man mit der Leichtigkeit des Seins verbindet – kommt das Thema auch heute noch unbeschwingt daher, weil Darstellerinnen und Darsteller mit Witz agieren, weil das Publikum die spritzigen Musik goutiert und die guten alten Evergreens letztendlich hängenbleiben ("Es grünt so grün" oder "Ich hätt' getanzt heut' Nacht").
Lust zum Tanzen, Singen und Spielen?
Bei den Schlossfestspielen im hessischen Amöneburg war das Musical jedenfalls 2014 ein voller Erfolg. Daran möchte Regisseur Radestock jetzt in der Kurstadt anknüpfen. Und weil vielleicht doch viele Menschen die Aschenputtel-Story der Eliza Doolittle kennen und lieben, war für ihn relativ klar, dass es etliche Bad Kissingerinnen und Bad Kissinger – oder auch Leute aus dem Landkreis - geben wird, die gern mal zusammen mit Profis auf der Bühne stehen wollen.

"Wir brauchen insgesamt 16 Chormitglieder", sagt er. "Entscheidend ist, dass sie Lust am Tanzen, Singen und Spielen haben." Der Anfang ist auch schon gemacht. "Damen habe ich eigentlich schon genug", sagt er. "Aber mir fehlen die Männer." Mädchen und Frauen hätten vermutlich mehr Freude am Spielen und seien mutiger, vermutet er. Männer hingegen sind vielleicht "etwas gehemmt", glaubt Radestock. "Manche haben halt ein Macho-Gehabe und deswegen vielleicht Angst, dass sie sich auf der Bühne blamieren könnten."
Peter Radestock ist Schauspieler mit Regie-Ausbildung
Radestock selbst kann das nicht verstehen, denn er ist Schauspieler mit Leib und Seele und stand bis vor ein paar Jahren noch selbst tanzend mit auf der Bühne. Inzwischen sei er leider nicht mehr so gelenkig, sagt der 77-Jährige und lacht.
Seine Ausbildung machte der gebürtige Leipziger noch zu Zeiten der einstigen DDR an der Akademie der Künste in Berlin. Zwischen 1970 und 1986 stand er auch für den Deutschen Fernsehfunk bzw. das Fernsehen der einstigen DDR vor der Kamera.
Zu Beginn der Spielzeit 1988/1989 kam er als Intendant von Rostock nach Plauen ans Stadttheater. Im Herbst 2010 eröffnete er "Die Kleine Komödie" am Landestheater Marburg und blieb dort drei Jahre. Er hat aber auch schon in München kleine Szenen für die "Grünwald - Freitags-Comedy" gedreht.
Als in Marburg Schluss war, packte ihn die Lust, selbst Stücke in Szene zu setzen und auf die Bühne zu bringen, erzählt er. Denn schließlich hatte er, nach eigenen Angaben, seinerzeit an sein Studium zum Schauspieler noch eine Regie-Ausbildung angehängt.

Spielfreudige sind willkommen
13 Vorstellungen von "My Fair Lady" sind im Innenhof des Luitpoldbads in Bad Kissingen geplant, verrät Radestock. Premiere ist am 10. August 2022, die letzte Vorstellung steht am 3. September im Kalender. "Allerdings spielen wir nur vier Tage pro Woche, donnerstags bis sonntags."
Es gab inzwischen auch schon Interessierte aus der Region, die eigentlich bei dem Musical mitwirken wollten. Doch als der Terminplan feststand, hätten der ein oder die andere dann doch festgestellt, dass zu diesen Fixzeiten eine Hochzeit, ein Geburtstagsjubiläum oder etwas Ähnliches ansteht, erzählt Radestock. "Wer Lust hat mitzumachen, sollte sich lieber mal melden", gibt er spielfreudigen Menschen mit auf den Weg. Was die Termine angeht, könnte dann vielleicht auch mal jemand anderer einspringen, wenn ein Familienfest ansteht.
Regisseur bevorzugt die echten "Typen"
Welche Voraussetzungen man mitbringen muss? Die vor allem männlichen Bewerber, die noch gesucht werden, sollten zwischen 18 und 40 Jahren alt sein, nennt der Regisseur als einzige Bedingung. Ansonsten komme es weder auf Größe noch auf exklusive Schönheit an. "Ich nehme jeden, der sich traut", sagt Radestock und macht klar, dass er gerade auf individuelle "Typen" wert legt. Auf echte Mannsbilder halt. "Die schönen Menschen lassen wir unten im Publikum Platz nehmen, die interessanten spielen oben auf der Bühne."
Wer Interesse hat, kann sich bei Peter Radestock melden per E-Mail an: kpradestock@arcor.de, oder direkt beim Veranstalter Depro (Anna Zimmermann) per E-Mail an: anna.zimmermann@depro-mail.de oder telefonisch unter Tel. (06453) 912 4-64.