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Bad Kissingen
Musikfestival „Cape Classic“ in Kissingen feiert 20-Jähriges
Vor 20 Jahren hat Musikjournalistin Gabi Zahn das Musik-Festival „Cape Classic“ in der südafrikanischen Kap-Provinz initiiert. Wie im Jahr 2004 alles begann und das Projekt seinen Lauf nahm.
Cape Classic Konzert 2007       -  Bei der Uraufführung von „Gan Meets Ursula“, einer Auftragsarbeit für das Festival „Cape Classic 2007“, konzertierten Musiker aus Deutschland gemeinsam mit dem südafrikanischen Ensemble „Uthingo“.
Foto: CC-Archiv | Bei der Uraufführung von „Gan Meets Ursula“, einer Auftragsarbeit für das Festival „Cape Classic 2007“, konzertierten Musiker aus Deutschland gemeinsam mit dem südafrikanischen Ensemble „Uthingo“.
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 30.06.2024 02:34 Uhr

Die Begeisterung für Südafrika und ihre Liebe zu klassischer Musik waren für die in Bad Bocklet lebende Musikjournalistin Gabi Zahn (70) Grund genug, im Jahr 2004 das Kammerkonzert-Festival „Cape Classic“ (CC) zur musikalischen Förderung von Township-Kindern in der südafrikanischen Kap-Provinz ins Leben zu rufen. Bereits ein Jahr zuvor hatte sie sowohl in Südafrika als auch in Bad Kissingen zwei gemeinnützige Fördervereine namens Cape Classic e.V. gegründet. Aus den Überschüssen aller bisherigen Konzerte sowie dank zusätzlich gesammelter Gelder konnten in den vergangenen 20 Jahren verschiedene Projekte zur schulischen Bildung vor allem in Stellenbosch, Kayamandi und Swellendam mit einer Spendensumme von weit über 100 000 Euro unterstützt werden. Anlässlich des diesjährigen Jubiläums „20 Jahre Cape Classic“ wird es am Wochenende des 3./4. August in Bad Kissingen das Kirchenkonzert „Mozartserenade“ in der Jakobuskirche sowie im Hotel Kaiserhof Victoria „Alpenländische Saitenmusik“ bei Kaffee und Kuchen und das große Cape-Classic-Jubiläumskonzert „Barocke Tafelfreuden“ mit einem festlichen Drei-Gang-Menü geben. Wie es mit dem Festival vor 20 Jahren begann und wie es dann weiterging, darüber sprach die Intendantin mit unserem Reporter.

Südafrika hinterließ einen bleibenden Eindruck

Vor 35 Jahren, noch zu Zeiten des Apartheid-Regimes, wurde Zahns Ehemann Eberhard von seinem Arbeitgeber Siemens für vier Jahre als Werksleiter ans südafrikanische Kap versetzt. Dort beeindruckten die Mutter von vier Kindern nicht nur die Schönheit der exotischen Landschaft, sondern vielmehr das Elend der Kinder in den Townships und das Fehlen kulturellen Angebots. Zurückgekehrt in Bad Bocklet, blieb die Sehnsucht nach Südafrika. Doch zunächst mussten die vier Kinder erwachsen werden. Erst als diese aus dem Haus waren, kehrten die Eltern im Urlaub ans Kap zurück. Hier kam Gabi Zahn dann die Idee zur Reihe der Benefizkonzerte : „Ich wollte dem Land etwas zurückgeben und nicht nur Sonne und Rotwein tanken.“

Konzerte und Workshops in der Kap-Provinz

Durch ihre mehrjährige Arbeit als freie Musikjournalistin hatte sie schon gute Kontakte zu etlichen Musikern. Alle waren begeistert von der ungewöhnlichen Idee, jeweils für zwei Februarwochen ohne Gage in die Kap-Provinz zu kommen, dort zehn unterschiedliche Konzerte zu geben und in Workshops mit Township-Kindern musikpädagogisch zu arbeiten. Flüge, Unterkunft und Verpflegung in Südafrika wurden der Veranstalterin kostengünstig ermöglicht oder durch Sponsorengelder bezuschusst.

Große Zweifel an der Idee

Doch so großartig die Festival-Idee auch schien, kam der größte Widerstand aus der eigenen Familie, von den Kindern und sogar dem Ehemann. Zahn: „Alle dachten, ich spinne.“ Niemand in Südafrika würde die deutschen Künstler kennen. Auch sie selbst sei doch völlig unbekannt. Selbst wenn sie das Geld für die erste Konzertreise zusammenbekäme, woher sollte denn das Publikum kommen? „Aber ich habe mich zu keinem Zeitpunkt bremsen lassen“, weiß die Intendantin noch heute genau. „Ich ließ keine Einwände gelten. Ich war wie ein Tsunami.“

Begeistertes Publikum bei Wohltätigkeitskonzerten

Tatsächlich begann im Februar 2005 das „Musik-Märchen“ der Festivalreihe „Cape Classic – The Magic of Music“ unter der Schirmherrschaft von Thomas Goppel , dem damaligen  bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, mit dem erst 28-jährigen Cellisten Daniel Müller-Schott, der heute zu den gefragtesten Cellisten gehört und auf allen bedeutenden Konzertbühnen der Welt konzertiert, sowie dem Bariton Jochen Kupfer, der damals als 36-Jähriger schon beim Kissinger Sommer aufgetreten war. Dieses erste und fast alle weiteren Wohltätigkeitskonzerte fanden auf verschiedenen Weingütern der Kap-Provinz vor begeistertem Publikum statt – meist deutschstämmige Südafrikaner oder Pensionäre. Der deutsche und der italienische Botschafter stellten sogar ihre Residenzen dem Festival zur Verfügung. „Unsere so genannten 'Residenzkonzerte' waren der absolute Renner“, freut sich Zahn noch heute.

Unerwartete prominente Gäste

Trotz wachsender Routine in der Organisation gab es doch hin und wieder Überraschungen: So kündigte sich fünf Tage vor einem Konzert die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm mit einer Delegation an. Zahn: „Das war zwar eine Ehre, aber ein Riesenschreck, denn das Konzert war ausverkauft.“ Die Präsidentin konnte gerade noch in der ersten Reihe platziert werden, aber ihre Delegationsmitglieder mussten draußen im Gang vor dem Saal sitzen und sich das Konzert durch die geöffneten Türen anhören – „es ging nicht anders“.

Unterstützung durch regelmäßige Spenden

Seit dem frühen Tod ihren Ehemannes Eberhard im April 2016 veranstaltet Gabi Zahn nach einer kurzen Pause die Festivalkonzerte nur noch daheim im Landkreis Bad Kissingen – früher in den Sälen des Kissinger Regentenbaus, später auch auf dem Wasserschloss Unsleben . Wie in den vergangenen 20 Jahren überweist oder überbringt sie die Spendengelder noch immer zu den ihr nach vielen Jahren der Zusammenarbeit bestens bekannten Organisationen in den Townships von Stellenbosch (Jamestown Sounds Project), Kayamandi (Prochorus) und Swellendam (Swellendam Bursury Fund) sowie anderen hilfsbedürftigen Einrichtungen. Gerade erst im vergangenen März war Zahn wieder in Südafrika und überbrachte den drei Organisationen insgesamt 8 000 Euro. „Unsere Spenden versacken nicht unsichtbar in irgendwelchen Kanälen“, versichert die Intendantin und CC-Vereinsvorsitzende ausdrücklich. „Wir unterstützen konkrete Projekte, die ich und andere Vorstandsmitglieder seit Jahren persönlich kennen.“

Cape Classic Spende 2020       -  Im Jahr 2020 durften sich die Kinder des Vereins „Prochorus“ in Kayamandi über eine CC-Spende in Höhe von 32 000 südafrikanische Rand (nach damaligem Kurs etwa 2000 Euro) freuen.
Foto: CC-Archiv | Im Jahr 2020 durften sich die Kinder des Vereins „Prochorus“ in Kayamandi über eine CC-Spende in Höhe von 32 000 südafrikanische Rand (nach damaligem Kurs etwa 2000 Euro) freuen.

Weitere Informationen: cape-classic.com

Cape Classic: Thomas Rössel unterrichtet Kind       -  Der Bratschist Thomas Rössel (Viola) unterrichtet ein Kind im Township Kayamandi im Spiel der Viola.
Foto: CC-Archiv | Der Bratschist Thomas Rössel (Viola) unterrichtet ein Kind im Township Kayamandi im Spiel der Viola.
 
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