Was Vernünftiges hatte Monika Hanshans, Jahrgang 1972, studiert: Lehramt Hauptschule. Aber nach einem Praktikum beim "Marienhof" war ihr klar, dass ihr Herz für die Dramaturgie schlägt. Also zog die gebürtige Münnerstädterin in die Landeshauptstadt und war bei den Bavaria Filmstudios lange Jahre für Soaps tätig. Als kurz hintereinander zwei Serien abgesetzt wurden, flog sie raus, fiel tief, rappelte sich hoch und schrieb ihren ersten Roman. "200 Bar Liebe", ein Tauch- und Frauenroman, der jetzt erschienen ist. Er hat das Zeug zum Sommerknaller - vorausgesetzt, man liebt leichte Unterhaltung.
Frau Hanshans, herzlichen Glückwunsch zum Erstlingswerk. Es ist eine Punktlandung für Leserinnen, die Schriftstellerinnen wie Hera Lind zur Bestsellerautorin gemacht haben.
Monika Hanshans: Herzlichen Dank. Und: Ja, Ich wollte keinen intellektuellen Roman schreiben. Mein Genre ist Unterhaltung, dazu stehe ich, allerdings Unterhaltung mit Niveau.
Was unterscheidet Ihr Buch von denen, die keins haben?
Zum einen die Sprache...
....stimmt. Es ist sprachlich hervorragend.
Danke. Zum anderen die Themen im Buch . Viele Frauenromane handeln ausschließlich von den Irrungen und Wirrungen bei der Suche nach Mister Right. Mir war es neben der obligatorischen Love-Story aber wichtig, auf unterhaltsame Weise ernste Themen einfließen zu lassen. Zum Beispiel, dass Haie nicht so gefährlich und böse sind wie ihr Ruf, sondern vom Aussterben bedroht sind. Ich als Taucherin bin überglücklich, wenn ich mal einen sehe. Und dann denke ich nicht an Filme wie "Der weiße Hai", sondern daran, wie schön und elegant diese Tiere sind. Okay, es sind keine Kuscheltiere, aber ich will sie ja auch nicht streicheln.
"Frau sucht Mann - Abwege - Katastrophe - Happy End" steht dennoch im Vordergrund, aber sie lassen auch noch eine Portion Kritik an der ägyptischen, männlichen Gesellschaft einfließen.
Viele Ägypter aus der Tourismusbranche träumen von einer europäischen Frau, ob aus finanziellen Gründen oder für ein bisschen Spaß im Bett. Jedenfalls wird erstmal jede angeflirtet, die nicht bei drei auf den Bäumen ist und die haben echt gute Sprüche eingeübt. Aber solche Lovestorys sind auf kurz oder länger immer schief gegangen. Die Anzahl dauerhaft glücklicher Paare kann ich an einer Hand abzählen. Als Kumpel lasse ich auf die ägyptischen Jungs aber nichts kommen. Sie sind witzig, hilfsbereit und sehr gastfreundlich.
Und warum verpacken Sie solche Themen in einen Unterhaltungsroman? Wäre ein anderes Format nicht angemessener?
Wie schon gesagt, Unterhaltung ist einfach mein Genre und da kann man auch auf ernstere Themen aufmerksam machen und viele Leute erreichen. Offiziell lesen zwar alle nur Stefan Zweig und Sachbücher, aber unter der Bettdecke wird heimlich Trash und Unterhaltung gelesen. Und das ist gut so: Weil die Menschen auch mal ihr Gehirn ausschalten und von eigenen Sorgen abgelenkt werden wollen. Zugeben tun das aber die wenigsten. Das kenne ich auch schon aus meiner Zeit beim Marienhof. Viele rümpfen erst die Nase, weil ihnen Soaps zu anspruchslos sind. Aber wenn sich dann im Gespräch herausstellt, dass die Leute Darsteller oder Storys doch "irgendwie" kennen, müssen sie es ja auch mal gesehen haben.
Sie kommen ja vom Fach, sie arbeiteten in der Dramaturgie für Daily Soaps wie Marienhof. Hat Ihnen diese Tätigkeit bei der Ideenfindung geholfen?
Da nicht, aber bei der Konzeption, ich meine beim Aufbau und der Erzählweise von Geschichten.
Also vom Herzklopfen über Dramen, Herzschmerz, Todesfälle, unheilbare Krankheiten, verstoßene Kinder kennen Sie als Dramaturgin für Soaps alles. Schön, dass Sie sich im Buch so bescheiden zeigen und mit vier Hauptpersonen und fast normalen Geschichten auskommen.
Manchmal ist weniger einfach mehr. Außerdem habe ich in meinem Roman auch nur einen Handlungsstrang erzählt und nicht, wie bei Soaps üblich, drei.
Das erste Kapitel ist autobiografisch, das heißt, Sie waren arbeitslos? Warum? Ist der Bedarf an Daily Soaps gedeckt?
Damals kam der Trend mit Scripted Reality Serien auf, die sind viel billiger zu produzieren und hatten trotzdem bessere Quoten. Dann hat es gleich zwei Soaps in München erwischt. Alle anderen Soaps sind in Köln oder Berlin, aber da ich nicht umziehen wollte, musste ich mir was anderes einfallen lassen.
Hatten Sie sofort den Plan B: Dann schreibe ich eben?
Nein. Zunächst war ich wie vor den Kopf gestoßen. Ich hätte zwar in meinen Lehrerberuf gehen können - aber nach dem Referendariat war mir klar geworden, dass dieser Beruf die falsche Wahl war. Ich saß da einem Trugschluss auf. Mein Vater, der 1994 verstorbene Winfried Hanshans, hatte neben der Schule ein Leben, wie ich es angestrebt habe: Er hatte noch viel Zeit fürs Theater, spielte im Heimatspiel den Oberbürgermeister, war im Hans Sachs-Zirkel aktiv und war sehr erfolgreich mit der fränkischen Volksmusikgruppe "Rhöner Schulmeister".
Sehen Sie den Lehrerberuf jetzt mit anderen Augen?
Definitiv! Mein Vater konnte sich nur so viele Hobbies nebenher leisten, weil er als Lehrer einfach ein Naturtalent war und außerdem viele Jahre Berufserfahrung hatte. Heute müssen Lehrer viel mehr leisten und die Schüler sind auch noch anstrengender. Aber zurück zur ursprünglichen Frage: Ich wusste nicht, wie es beruflich weitergehen könnte und bin etwas rumgeeiert. Ich habe Sprecherkurse gemacht und gut abgeschlossen. Dann haben wir uns im Urlaub mit Freunden gegenseitig Romane vorgelesen. Nach einem furchtbar schlechten Frauenroman habe ich mir gedacht: Das kann ich auch und zwar besser. Ungefähr ein Glas Rotwein später war dann die Geburtsstunde meines ersten Romans.
Niemand ist der geborene Schriftsteller . Wo lagen Ihre Schwächen?
Mir haben die Bilder gefehlt - ich komme ja vom Fernsehen, da produziert man echte Bilder. Jetzt musste ich mir die ausdenken und beschreiben, das war ein ganz schön anstrengender Lernprozess. Besonders das Beschreiben der Erotik-Szenen, so etwas gibt es im ARD-Vorabendprogramm nicht! Wenn es dort zur Sache gehen sollte, stand da im Skript am Szenenende nur: Sbsa, "Sex bahnt sich an" und fertig. Aber ein Roman kann da nicht einfach aufhören...
Dafür sehe ich das Buch jetzt schon verfilmt. Es muss einfach verfilmt werden.
Wer schwebt Ihnen als Schauspieler vor?
Elyas M"Barek als Tauchlehrer , Diana Amft als Doro, Jella Haase als Nervensäge.
Das ist ja sehr konkret.
Erstmal noch sehr konkrete Träume... Wir waren bei den Schwierigkeiten, mir fällt noch eine ein. Beim Marienhof saßen beim Geschichtenerfinden ein halbes Dutzend Leute zusammen und kritisierten und korrigierten sich gegenseitig. Beim Schreiben war ich plötzlich ganz alleine. Da hat mir niemand mehr gesagt, ob ich mich verrenne. Ich habe mich dann mit einer ehemaligen Kollegin zusammengetan, die auch gerade einen Roman geschrieben hat.
Auch einen Liebesoman?
Nein, sie wollte was Neues ausprobieren und hat einen Krimi geschrieben, "Eine Frau für alle Fälle".
Ihre Heldin heißt Doro - wie Ihre Mutter?
Doro habe ich von meiner Mutter als Zweitnamen geerbt. Erst war der Name nur Arbeitstitel, aber jetzt steht er für uns beide. Die Figur von Winfried Hansen hab ich meinem Vater zu Ehren so genannt. Er wäre sicher stolz auf mich.
Und jetzt? Schon Ideen fürs nächste Buch ? Oder zurück zum Film?
Zurück zum Fernsehen erstmal nicht. Es wird wieder ein Buch und Ideen habe ich natürlich auch schon. Verraten möchte ich allerdingts nur so viel: Es wird keine direkte Fortsetzung des aktuellen Romans geben, aber meine neue Heldin soll Doros Tochter Ronja sein.