Die Lauertalbrücke, die zwischen Münnerstadt und dem Stadtteil Althausen auf einer Länge von 627 Metern die Staatsstraße 2282 und das Flüsschen Lauer überspannt, als Kunstobjekt eines Fotografen: Stefan Kohler (47) hat die Brücke, seit er im Oktober 2022 in Münnerstadt heimisch wurde, bei seinen Spaziergängen unzählige Male abgelichtet.
In der Ausstellung „durchgezogene Linie“ in den Ausstellungsräumen des Deutschordens-Schlosses präsentiert er, was dabei herauskam: Eine Schau mit unzähligen kleinformatigen Bildern der Brücke, die auf dem Fußboden liegen und teilweise an Schnüren aufgehängt sind. Natürlich sind auch großformatige Fotos dabei.
Beeindruckend ist vor allem, dass kein Bild dem anderen gleicht, dass Stefan Kohler mit dem geübten Auge des Fotografen unzählige Perspektiven und Blickwinkel gefunden hat. „Diese Ausstellung zeigt uns die Autobahnbrücke, wie die meisten von uns sie noch nie gesehen haben“, meinte eine Besucherin. Ein Besucher ergänzte: „Einfach toll, wie der Fotograf uns diese Beton-Brücke durch seine Fotos präsentiert.“
Auch Negativ- und Diafilme verwendet
Stefan Kohler ist selbstständiger Software-Entwickler . Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf sogenannten „Plug-Ins“. Das sind Zusatzprogramme für Software für die Bearbeitung mit Digitalkameras entstandener Fotos. Obwohl bei ihm naturgemäß der Schwerpunkt auf der digitalen Fotografie liegt, hat er auch die 150 Jahre alte analoge Fototechnik nicht ganz vergessen. Er fotografiert gelegentlich hybrid. Das heißt, er macht Bilder auf ganz normalem Film. Die Negative und Dias werden dann aber eingescannt und am Computer weiterverarbeitet.
Im Oktober 2022 zog er aus familiären Gründen nach Münnerstadt und beschloss auch, sich mehr als bisher zu bewegen. „Also führte mich mein täglicher Spaziergang unter dieser Brücke durch und so gab es sogleich eine neue Idee. Jeden Tag möchte ich ein Bild machen, aber ich möchte keine Wiederholungen haben. Natürlich mussten dann schnell neue, ungewöhnliche Perspektiven her“, erklärte er. Die Perspektiven, die er entdeckte und fotografierte, sind in der Tat sehr ungewöhnlich und machen seine erste Ausstellung wirklich sehenswert.
Zur Ausstellungseröffnung im Schloss konnte Stadtrat Leo Pfennig (FW) im Namen der Museumsfreunde zahlreiche Gäste willkommen heißen. Der Zweite Bürgermeister Andreas Trägner (FW) dankte den Museumsfreunden dafür, dass sie regelmäßig Ausstellungen im Deutschordensschloss organisieren.
Triumph der Fotografie als Kunst
Georg Seifried ging auf den Künstler und seine Fotos ein. Es sei heute selbstverständlich, dass die Fotografie gleichwertig im Kunstbereich auftrete. Er zitierte Susan Sontag , die 1971 in einem Buch geschrieben hatte: „Das wahre Ausmaß des Triumphs der Fotografie als Kunst und über die Kunst wird erst nach und nach erfasst.“
Schon um 1900 habe der Münchner Malerfürst Franz von Lenbach Fotografien als Vorlage für seine hoch geschätzten Porträts verwendet, allerdings geheim. Andy Warhol habe sein berühmtes Marylin-Monroe-Porträt mithilfe eines Dias auf die Leinwand übertragen. Sei-fried ging auch auf die aktuelle Ausstellung ein: Beim täglichen Spaziergang unter der Autobahnbrücke sei bei Stephan Kohler eine Faszination für diese technische Architektur entstanden, deren funktionale Ästhetik mehr und mehr ungewöhnliche Perspektiven für den Fotografen bereithielt.
Umstrittene Autobahn 71 und Autobahnbrücke
Renate Löwinger wies Kohler darauf hin, dass die Autobahn 71 und die 2002 bis 2004 gebaute Autobahnbrücke in Münnerstadt sehr umstritten waren und teilweise abgelehnt wurden. Aber heute habe man sich daran gewöhnt, auch an die blaue Farbe des Geländers.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung läuft bis zum 28. April und ist jeweils freitags, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
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